R.E.M. - Reckoning [Deluxe Edition]
Mehr über R.E.M.
- Genre:
- Rock
- Label:
- A&M
- Release:
- 21.05.2009
- Harborcoat
- 7 Chinese Bros.
- So. Central Rain
- Pretty Persuasion
- Time After Time (Annelise)
- Second Guessing
- Letter Never Sent
- Camera
- (Don't Go Back To) Rockville
- Little America
- Femme Fatale
- Radio Free Europe
- Gardening At Night
- 9-9
- Windout
- Letter Never Sent
- Sitting Still
- Driver 8
- So. Central Rain
- 7 Chinese Bros.
- Harborcoat
- Hyena
- Pretty Persuasion
- Little America
- Second Guessing
- (Don't Go Back To) Rockville
DAS R.E.M.-Album?
Was für eine harte Nuss: Gerade mal ein Jahr nach dem Release des Debütalbums "Murmur" mussten sich R.E.M. als heißeste Independent-Band der Stunde in einer enorm schwierigen Prüfung beweisen. "Reckoning" hatte den unschönen Job, es dem Erstling gleichzutun, die Lockerheit zu behalten, die unkonventionellen Faktoren dabei nicht zu vernachlässigen und schließlich ein Album zu werden, welches ebenso wie "Murmur" anders, besonders, einfach nur ganz speziell ist. Und Stipes Mannschaft ließ sich auf den heißen Tanz ein und lieferte schließlich das ab, was viele im Nachhinein immer noch als das beste Album in der fast 30-jährigen Geschichte dieser Band feiern.
Dabei ist "Reckoning" eine Spur sperriger als sein Vorgänger, zwar immer noch beschwingt und jenseits aller klassischen Konventionen im Songwriting, womöglich sogar diesmal die vertracktere BEATLES-Adaption, schlussendlich aber eine weitere Blaupause für die Harmonielehre in der moderneren Rockmusik, auf dessen Basis auch heute noch weitestgehend alle Kompositionen des R.E.M.-Katalogs fußen.
Als Könige des geheimnisvollen Chorus' leisten sich die Briten auch auf "Reckoning" keinen Schnitzer. 'Harborcoat' funktioniert zu Beginn prächtig, 'Little America' ist vielleicht einer der zeitlosesten Tracks in der Bandhistory, 'Southern Central Rain (I'm Sorry)' ein passendes Beispiel für die Stipe'sche Leichtfüßigkeit, und mit '(Don't Go Back To) Rockville' und 'Letter Never Sent' gibt es auch im Finale zwei vorzügliche, in der Essenz fast epische Rocksongs, die die bandeigene Melodik mit Bravour nach außen kehren.
Und dennoch ist der Überraschungseffekt - ein wichtiges Element von "Murmur" - nicht mehr ganz so pikant. Die düsteren Momente in 'Camera', die als Kontrast zum beschwingten Rhythmus wirken sind ebenso bekannt, wenn auch hier zauberhaft umgesetzt, wie auf dem Debüt, und wenn man in 'Pretty Persuasion' den Gang komplett raus nimmt und die Spannungskurve zum Ausschlag bringt, fühlt man sich an den zweiten Teil des Vorgängers erinnert, der hier auch mehrere elegische Passagen bieten konnte.
Zuletzt sollte man die Sache aber nicht im Vergleich, sondern individuell betrachten, und diesbezüglich ist "Reckoning" schlicht und einfach eine tolle Scheibe mit vielen genialen Momenten. Genial ist im Übrigen auch die nun herausgegebene Deluxe-Version, die neben dem Original-Release noch einen Gig aus dem Aragon Ballroom in Chicago beinhaltet, der sich aus Songs beider Alben zusammensetzt. Ähnlich wie bei der ersten Neuauflage ist der Sound hier ziemlich gut, die Interaktion mit dem Publikum jedoch sehr bescheiden. Als livehaftiges Tondokument ist dieser Mitschnitt aber dennoch eine richtig lohnenswerte Sache, die ähnlich dem "Murmur"-Bonus schon die alleinige Investition rechtfertigen würde.
R.E.M.-Fans und all diejenigen, die außergewöhnliche Independent-Sounds schätzen, sollten sich daher nicht lange bitten lassen, und die beiden Alben direkt im Doppelpack entführen!
Anspieltipps: Little America, Southern Central Rain (I'm Sorry), (Don't Go Back To) Rockville
- Redakteur:
- Björn Backes