RABENSCHREY - Exzessivus
Mehr über Rabenschrey
- Genre:
- Mittelalter / NDH
- ∅-Note:
- 5.00
- Label:
- Totentanz Records/Soulfood
- Release:
- 24.09.2010
- Intro
- Laufe
- Heiden tanzen
- Der Kreis
- Bilder auf die Haut
- Puppenspieler
- Veris
- Halt mich fest
- Drachenboot
- Kraftvoll
- Wünsch dir was
- Die Kirche brennt
- Geschöpfe der Nacht
- Ich hasse euch
- Strauch aus Dornen
- Stumpf
Stilistischer Kurswechsel oder Experiment? RABENSCHREY goes NDH!
RABENSCHREY hatte ich wesentlich mittelalterlicher in Erinnerung, als sie auf ihrem neuesten Werk "Exzessivus" in Erscheinung treten. Offensichtlich halten mehr und mehr Einflüsse anderer Genres Einzug in den Sound. Deutlich verstärkt haben sich die Anteile von Gothic und besonders von Neuer Deutscher Härte. Auch dezente Dark-Wave-Anleihen kann man auf "Exzessivus" ausmachen. Ein- oder zweimal – und ich wage es kaum auszusprechen – fühle ich mich angesichts eines ziemlich stumpfsinnigen Konstrukts sogar an die Neue Deutsche Welle erinnert.
Insgesamt kommt mir "Exzessivus" wie ein größeres Experiment vor. Als würde Bandleader Donar austesten, wie weit man gehen kann, ohne dass die Fans der Truppe den Rücken kehren. Vielleicht diesmal ein bisschen zu weit – zumindest nach meinem Empfinden. Für den Mittelaltermarkt, das Burgfest oder das LARP-Treffen ist dieses Werk eindeutig zu sperrig und verkopft. Es gibt schon die ein oder andere halbwegs stimmungsvolle Nummer wie 'Heiden tanzen', 'Puppenspieler' oder das lateinische 'Veris'. Doch sind diese Augenblicke in der Minderheit, und je mehr die Platte voranschreitet, desto seltener werden sie. Zumeist geht es nicht nur textlich sondern auch kompositorisch sehr in die Tiefe. Das muss zwar nichts schlechtes sein, wie man beispielsweise an dem gothisch-vielschichtigen 'Strauch aus Dornen' sieht, es ist aber irgendwie eine ziemlich krasse Abkehr von den früheren atmosphärischeren und leichtfüßigeren Alben und dem alten Charme von RABENSCHREYs Musik.
Der Sound beinhaltet auch mehr Härte. Dass gerade die druckvollen Passagen mich oft an Bands wie RAMMSTEIN erinnern, stimmt mich aber nachdenklich. Ich glaube nicht, dass der geneigte Anhänger RABENSCHREY zukünftig in einem Atemzug mit den NDH-Pionieren genannt haben möchte. Bei mir kommt "Exzessivus" deshalb nicht gut an. Es ist auf seine Art sicherlich kein schlechtes Album, und die technische Leistung muss ich auch berücksichtigen (Donars Gesang ist natürlich stark). Doch vermisse ich so ziemlich alles, was ich unter Mittelalter und Folk verstehe und was ältere Werke auszeichnete – besonders die Stimmung und die Leichtigkeit. Die Flöten und das Didgeridoo reißen es da leider nichts mehr raus.
"Exzessivus" könnte in erster Linie tatsächlich für Anhänger der Neuen Deutschen Härte interessant sein. Folk- und Mittelalterfreunde sind hier heuer größtenteils verkehrt. So sehe ich das Werk im Großen und Ganzen als eine Enttäuschung an.
- Note:
- 5.00
- Redakteur:
- Leon Fabian