RADIOACTIVE - Reset
Mehr über Radioactive
- Genre:
- AOR / Heavy Rock
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Frontiers Records
- Release:
- 11.10.2024
- Sentimental
- Shame On You, Shame On Me
- Gaia
- When The Lights Go Down
- In A Perfect World
- Reset
- Midnight Train
- Open Spaces
- Sweet Little Tina
- Hard Times To Fall In Love
- Breakaway
Willkommen in den poppigen Rock-Achtzigern.
Manchmal ist es auch als Rezensent nicht ganz einfach, in die richtige Stimmung für ein Album zu kommen. Da klingeln beispielsweise die Ohren gerade noch vom heftigsten Death-Metal-Geballer, schon müssen die Weichen auf seichten AOR-Heavy-Rock umgestellt werden. Das klappt gelegentlich mal besser, mal schlechter. Das Album "Reset" von RADIOACTIVE, der Band des schwedischen Masterminds und Gitarristen Tommy Denander, stellte mich vor eben jene große Herausforderung. Beim 6. Album der Bandgeschichte, die bis tief in die Achtziger zurückreicht, besteht nämlich die gehobene Gefahr, dass das Werk butterweich am gestressten Hörer vorbeirauscht. Die Melodien und Hooks kommen so locker und flockig daher, Ecken und Kanten finden sich erwartungsgemäß eher nicht.
Das ist auch gar nicht beabsichtigt, denn Tommy steht für klassischen AOR mit leicht rockigen Ausflügen. Damit wildert er in einer Schublade, in der Bands wie TOTO, Robin Beck, Rick Springfield oder auch Bryan Adams ihre Spuren hinterlassen haben. Ihr merkt schon, immer hart an der Grenze zwischen Pop und Rock. Die knapp fünfzig Minuten atmen die Luft der seligen Achtziger, in der MTV über Aufstieg und Fall in der Musikindustrie entschied. Ein Erfolgsrezept von RADIOACTIVE war schon seit jeher die Arbeit mit verschiedenen Sängern auf einem Album. Auf "Reset" sind mit Jeff Paris (Y&T, CINDERELLA), Robin McAuley (MSG), Joey Vana (MECCA), Jim Jidhed (ALIEN) und Harris "Dio" Zindani gleich fünf Sänger zu hören, von denen mich vor allem Paris am meisten positiv überraschte ('Shame On You, Shame On Me', 'Gaia'). Großartig finde ich auch die Momente, wenn die ganze Geschichte etwas poppiger wird und in Richtung Peter Gabriel ('Reset', 'Hard Time To Fall In Love') oder gar Madonna ('Midnight Train') driftet. Kein Wunder also, dass alles wie aus einem zuckersüßen Guss klingt, wenn neben dem schwedischen Gitarristen auch noch Musiker wie Bassist Tony Levin oder Gitarrist Keith Scott mitwirken und Produzentenlegende Mutt Lange (unter anderem DEF LEPPARD) tatkräftig am Songwriting beteiligt ist. Streckenweise ist es mir jedoch ein wenig zu unaufgeregt, zu viel Sicherheit, zu wenig Risiko. Und wenn ich schon vorsichtig am Meckern bin: Für ein 80er-Album würde ich mir auch eine große Dicke-Hose-Produktion wünschen.
RADIOACTIVE nimmt uns trotz allem mit auf eine schöne Zeitreise. Der Genuss der Scheibe erfolgt ohne große Nebenwirkungen, sorgt sofort für gute Laune und eine gewisse Wohlfühloase unter dem Kopfhörer. Mit der Langzeitwirkung dürfte "Reset" dagegen schon so seine Probleme haben, will sich keiner der elf Songs so richtig mit Anlauf in der Gehörmuschel festsetzen. Im Hier und Jetzt, in der entsprechenden Atmosphäre passt die Musik aber super.
Anspieltipps: Reset; In A Perfect World; Shame On You, Shame On Me
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Chris Staubach