RAGE - Afterlifelines
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/24
Mehr über Rage
- Genre:
- Power Metal
- ∅-Note:
- 8.25
- Label:
- SPV / Steamhammer
- Release:
- 29.03.2024
- In The Beginning
- End Of Illusions
- Under A Black Crown
- Afterlife
- Dead Man's Eyes
- Mortal
- Toxic Waves
- Waterwar
- Justice Will Be Mine
- Shadow World
- Life Among The Ruins
- Cold Desire
- Root Of Our Evil
- Curse The Night
- One World
- It's ALl Too Much
- Dying To Live
- The Flood
- Lifelines
- Interlude
- In The End
Bärenstarkes Doppelabum mit Heavy-Metal-Hits und Orchestral-Ausflug.
Die Karriere von RAGE und Peavy Wagner ist schon bemerkenswert, nicht nur weil der Bassist und Sänger mit seiner Herzensband bereits seit beinahe vier Dekaden großartige Heavy-Metal-Alben veröffentlicht, sondern ganz besonders, weil er es auch in wechselnden Line-ups immer schafft, tolle Musik zu komponieren. So drehte sich das Besetzungkarussell auch für das neue Langeisen "Afterlifelines" wieder einmal, denn die Quartett-Besetzung von "Resurrection Day" mit zwei Gitarren ist seit dem Ausstieg von Stefan Weber leider passé, weshalb es nun wieder in der inzwischen gewohnten Trio-Konstellation mit Schlagzeuger Vassilios "Lucky" Maniatopoulos und Gitarrist Jean Borman weitergeht.
Und anstatt die veränderte Besetzung erst einmal auf einem regulären Studioalbum auszutesten, geht Peavy direkt in die Vollen und serviert uns mit "Afterlifelines" gleich ein Doppelalbum mit satten 21 (!) frischen Kompositionen. Der Albumtitel setzt sich dabei aus den Namen der beiden Discs zusammen, wobei "Afterlife" das Scheibchen mit den eher regulären und primär auf Metal gebürsteten Kompositionen bezeichnet, während der zweite Silberling unter dem Banner "Lifelines" die eher orchestrale Seite des Sounds beleuchtet, die RAGE ansonsten mit den LINGUA MORTIS ORCHESTRA-Veröffentlichungen beleuchtet hat. Für Fans der Truppe aus Herne gibt es also hier direkt eine 94-minütige Vollbedienung, die übrigens in einem schicken Digipack mit gewohnt tollem Artwork daherkommt, was ich durchaus löblich finde, denn wahrscheinlich hätten diverse Labels und auch andere Bands die Veröffentlichung auf zwei separate Alben gesplittet, um den Anhängern und Anhängerinnen noch ein paar mehr Euro aus der Tasche zu ziehen.
Aber damit genug des Vorgeplänkels, gehen wir stattdessen direkt ans Eingemachte, wo uns auf der Band-Disc direkt das akustische Intro 'In The Beginning' begrüßt und die bedrohlich düstere Atmosphäre für die restliche Spielzeit setzt. Lyrisch geht es auf "Afterlines" nämlich durchaus um dystopische und apokalyptische Themen, was aber gewohnt hervorragend zum hymnischen und trotzdem hart rockenden Heavy Metal der Ruhrpottler passt. Und selbiger hat ähnlich wie beim direkten Vorgänger "Resurrection Day" wieder zahlreiche große Refrains und tolle Riffs für uns im Gepäck. Klar, ein wirklich schlechtes Album hat RAGE sowieso noch nicht veröffentlicht und zwei bis drei Höhepunkte finden sich auf jedem Album der Diskografie, doch die Hit-Dichte der ersten Hälfte von "Afterlines" ist schon beachtlich. 'End Of Illusion' und auch 'Under A Black Crown' sind etwa direkt zur Eröffnung echte Kracher, deren Refrains sich nach einem Durchlauf so fest ins Gehirn gebrannt haben, dass man sie bei der anstehenden Tour im Frühjahr und Sommer sofort wird mitsingen können. 'Dead Man's Eyes' ist dagegen fast schon thrashig angelegt und drückt mächtig auf die Tube, während 'Mortal' ein gigantischer und hymnischer Stampfer ist, der mich schnell an zahlreiche große Klassiker des Bandkatalogs erinnert. Neben der tollen Gesangsarbeit von Peavy ist es dabei vor allem Jean, der sich als Garant für starke Tracks entpuppt, denn gerade mit seinen eingestreuten kleinen Leads (besonders in den Refrains) sorgt er für viel Bewegung und treibt die Songs auch in den auslandenderen Momenten immer gut nach vorne. Genau solche Details sind es, die aus einem guten, einen richtig starken Track mit Klassiker-Potential machen.
Detailverliebtheit ist dann auch ein gutes Stichwort für den zweiten Silberling des Albums, wo die Rolle der melodischen Verzierung mehr und mehr dem Orchester zufällt, das ab 'Cold Desire' eine massiv tragende Rolle spielt, gleichzeitig aber die Band-Instrumentierung nie restlos überdeckt, weswegen auch die zweite CD immer eine ordentlich metallische Kante fährt. Ihr bin ehrlich, in der Vergangenheit war ich nicht immer der größte Fan der LINGUA MORTIS ORCHESTRA-Ausflüge, auch weil mir die Band etwas zu kurz kam neben dem Orchester. "Lifelines" überzeugt mich aber tatsächlich auf ganzer Linie, auch wenn Peavy und seine Mitstreiter hier häufiger mal die Handbremse anziehen und auch in deutlich ruhigeren Gefilden unterwegs sind. Der Rauswerfer 'In The End' etwa ist eine getragene Ballade mit Gänsehaut-Potential und 'Dying To Live' überzeugt mit akustischer Gitarre und einem großartigen Refrain, der von Peavy mit mächtig Nachdruck vorgetragen wird. Mein persönlicher Höhepunkt bleibt aber 'Lifelines', das für meinen Geschmack die Heavy-Metal-Kracher der ersten CD am besten mit der Schönheit der Orchester-Instrumente verknüpft.
So gibt es am Ende auch überhaupt nichts zu meckern im Falle von "Afterlifelines". Im Gegenteil: Peavy, Lucky und Jean halten das hohe Niveau des direkten Vorgängers spielend, liefern zahlreiche echte Hits ab und haben obendrauf noch die starke Orchester-CD als Bonus im Gepäck. Klar, selbige wird bei mir persönlich nicht so oft im Player landen wie das "reguläre" Bandalbum auf der ersten Disc, doch selbiges hat locker das Zeug für die Top 10 meiner Jahrescharts, weshalb ich auch nicht umhin komme, hier satte 9,5 Punkte zu zücken.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs