RAGESTORM - Someone Hears?
Mehr über Ragestorm
- Genre:
- Thrash Metal
- Release:
- 01.08.2008
- Nothing
- Kamikaze
- Walking On A Mirror
- Russian Roulette
- Maggots
Im Jahre 2004 trafen sich fünf Teenager im beschaulichen italienischen Städtchen Aosta, um fortan leidenschaftlich Musik zu kreieren und sich dabei völlig unbekümmert den Frust von der Seele zu schreien und zu prügeln. RAGESTORM nennt sich die Frucht der Arbeit und ist aufgrund der Kraft und Härte im klassischen Thrash Metal anzusiedeln, wobei die Jungs ihren musikalischen Cocktail mit allerhand genreübergreifenden Zutaten gemischt und letztendlich auch verfeinert haben. Die erste hochexplosive Eruption haben sie auf den Titel "Someone Hears?" getauft und schippert als fett produzierte 5-Track-CD aus dem Land des Fußball-Weltmeisters zu uns herüber.
Musikalisch sind RAGESTORM fest im Thrash Metal verwurzelt, bringen jedoch durch gelegentliche Blastbeats oder Half-Time-Parts viel Dynamik in ihre Musik. Zwar ist alles sehr fett und treibt wie die Hölle, aber das Gaspedal treten die Italiener nur sehr selten durch. Hochgeschwindigkeits-Thrasher werden hier vielleicht eher enttäuscht sein. Das Album besitzt aber enorm viel Energie und weiß von der Grundstimmung her zu überzeugen - wenn man etwas bemängeln kann, dann sind das eventuell die fehlenden richtig großen Riffs oder die etwas simplen Gitarrensoli, an denen man in Zukunft noch ein bisschen arbeiten sollte.
Gesanglich geht hier wirklich die Post ab, daran werden sich einmal mehr die Geister scheiden: Brüllwürfel Game schreit sich die Seele aus dem Leib, brüllt wie ein Ochse, keift wie Rumpelstilzchen und singt anschließend moderne Melodien. Man mag kaum glauben, dass es sich hierbei immer um ein und dieselbe Person handelt. Ein Konzert der Jungs dürfte somit in dieser Hinsicht mehr als interessant sein. Im Prinzip macht er in allen Variationen eine gute Figur, ist auch noch angenehm akzentfrei (bei Italienern ein nicht zu unterschätzender Aspekt) und zieht durch seine Brutalität den Zuhörer direkt in seinen Bann. Manchmal jedoch übertreibt er es mit seinem Wechselspiel, so dass es in ein heilloses Durcheinander ausartet ('Nothing'), was dem Song letztendlich eher schadet. Hier sollte man mehr auf ein kontrolliertes Nacheinander setzen, denn so entwickeln die einzelnen Facetten am meisten Kraft. Auch im klaren Gesangsbereich schlägt sich Game wacker und ist damit gerade noch so über dem Strich. Zwar fehlen mir noch ein paar mehr zweite Stimmen und noch mehr Abwechslung in Sachen Melodie, denn auf Dauer klingen die gesungenen Geschichten irgendwie immer gleich, aber alles in allem wirklich gut gemacht. Und doch könnte ich mir vorstellen, dass diese arg modernen Gesangsmelodien im konservativen Thrash-Lager eher argwöhnisch beäugt werden dürften.
Insgesamt also ein sehr starker zwanzigminütiger Einstand, auf den die Italiener beruhigt aufbauen können und der zudem sehr fett produziert wurde. "Someone Hears!" ist durchgehend auf einem hohen Energielevel und muss lediglich beim etwas zu simplen Stakkato-Thrash-Rausschmeißer 'Maggots' ein paar Federn lassen. Ansonsten kann ich dieses Werk nur jedem Thrash-Fan empfehlen, wenn es auch an der einen oder anderen Ecke noch nicht vollkommen passen möchte. Für den ersten Streich schrauben RAGESTORM aber schon einmal mächtig an der Birne und wissen dadurch gehörig auf sich aufmerksam zu machen. Mission erfüllt, würde ich sagen.
Anspieltipps: Kamikaze, Russian Roulette, Nothing
- Redakteur:
- Chris Staubach