RAM - Forced Entry
Mehr über Ram
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- Sound Pollution / Rough Trade
- Release:
- 31.03.2006
- Shadowman
- Sudden Impact
- The Beast Within
- Venom In My Veins
- Machine Invaders
- Forced Entry
- Sea Of Skulls
- Breaking Through
- Infuriator
- Burning Scars
Seit die jungen Schweden von RAM vor knapp drei Jahren mit ihrer wirklich tollen EP "Sudden Impact" (von der drei Stücke auch auf dem Album vertreten sind) zum ersten Mal im traditionell-metallischen Untergrund für Aufsehen sorgten, gibt es nicht wenige Leute, die nur in Superlativen von der Band sprechen und sich gleich gar nicht mehr einkriegen. So verwundert es kaum, dass sich manch einer angesichts des ersten vollständigen Albums der Jungs gar zu Bemerkungen der Art versteigt, dass "Forced Entry" die beste "PRIEST-Scheibe" seit dem seligen Schmerztöter sei. Nun, das finde ich zum einen dezent übertrieben und zum anderen stellt sich mir die Frage, ob man der Band damit denn wirklich einen Gefallen tut.
So viel Vorschusslorbeeren können nämlich auch eine übersteigerte Erwartungshaltung auslösen, die sich dann in einen eher negativen Effekt umkehren kann. Eben das ist es aber, was eine Scheibe wie "Forced Entry" nicht verdient hat. Aus meiner Sicht ist die Band zwar nicht der neue Metal-Messias, sondern einfach eine sehr starke junge Truppe, die vor Spielfreude nur so strotzt und es mit scheinbarer Leichtigkeit schafft, altbewährten und keineswegs innovativen Zutaten aus der Schnittmenge zwischen MERCYFUL FATE und JUDAS PRIEST viel Energie und Hitpotential zu verleihen. So gelingt es den Göteborgern, die Magie der Achtziger einzufangen und ins neue Jahrtausend zu transportieren.
Man merkt dem Album dabei sehr deutlich an, wer unsere Widderbande am stärksten beeinflusst haben dürfte: Eben JUDAS PRIEST mit Sachen wie 'Freewheel Burning', 'Exciter' und anderen Highlights aus dieser Zeit. Das Geniale an RAM ist dabei, dass sich die Schweden nicht gnadenlos auf die Schnauze legen wie so viele andere, wenn es darum geht, unverbraucht und frisch zu klingen. Sie hauchen ihren Stücken trotz der spürbaren Analogien eine eigene Seele ein, und das macht sie zu etwas Besonderem. Schon der starke Opener 'Shadowman' bringt es auf den Punkt: Die Leadgitarren versprühen Energie, die Rhythmusarbeit ist dynamisch und Harry Granroths Soli sind wirklich nicht alltäglich, sondern offenbaren viel Tiefgang und ein tolles Gespür für einprägsame Melodien. Auch die Gesangslinien, die uns Sänger Oscar Carlquist auftischt, sind alles andere als unspektakulär. Sie graben sich sofort im Gedächtnis ein und haben bei all der traditionellen Ausrichtung doch was Individuelles. Oscar hat einen sehr beachtlichen Stimmumfang und deckt auch stilistisch eine enorme Bandbreite ab, was er gerade bei der Bandhymne 'Sudden Impact' schön unter Beweis stellt. An manchen Stellen kommen sogar ein paar ganz dezente Fast-Growls zum Zuge, die aber selbst die überzeugtesten True-Metaller nicht stören dürften.
Die offensichtlichsten PRIEST-Referenzen hat dann das coole 'The Beast Within'. Bei 'Venom In My Veins' gehen die rockigen Riffs und der pumpende Bass von Leif Larsson ein bisschen mehr in die NWoBHM-Richtung, bevor die Herrschaften mit 'Machine Invaders' ihr Meisterwerk von der Leine lassen. Was für eine Hymne! In der zweiten Hälfte des Albums fehlen mir hier und da die ganz großen Hooklines, doch das ändert nichts daran, dass auch Songs wie die thrashige Abrissbirne 'Forced Entry' und das entspannt rockende 'Breaking Through' mit seinen irrsinnigen Screams zu jeder Zeit eine Menge gute Laune verbreiten. 'Infuriator' ist dann noch mal ganz großes Kino und locker einer der Top-Songs der Platte, bevor die Scheibe mit der cleanen Ballade 'Burning Scars' etwas unspektakulär aber doch sehr schön endet.
Würde ich nun unken wollen, könnte ich bemerken, dass meine Favoriten (siehe Anspieltipps) fast komplett schon auf der EP vertreten waren, doch auch die neuen Stücke halten locker das insgesamt sehr hohe Niveau der Band, so dass der Vorwurf unfair wäre. RAM haben ohne Wenn und Aber ein sehr starkes Stück traditionellen Stahl abgeliefert, das sofort mitreißt aber auch langfristig Spaß macht. Für Fans des straighten, traditionellen Achtziger-Metals mit harten Riffs, scharfkantigen Leads und schneidendem Gesang fast schon ein Muss, da es heute wenige junge Bands gibt, die diesen Sound so authentisch rüberbringen, ohne dabei verkrampft retro zu wirken.
Anspieltipps: Shadowman, Sudden Impact, Machine Invaders, Infuriator
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle