RAMMSTEIN - Liebe ist für alle da
Mehr über Rammstein
- Genre:
- NDH
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Universal
- Release:
- 16.10.2009
- Rammlied
- Ich tu dir weh
- Waidmanns Heil
- Haifisch
- B********
- Frühling in Paris
- Wiener Blut
- Pussy
- Liebe ist für alle da
- Mehr
- Roter Sand
- Führe mich
- Donaukinder
- Halt
- Roter Sand (Orchesterversion)
- Liese
- Rammlied
Unaufhaltsam in die sechste Runde.
Mit "Herzeleid" fing alles an, auf "Sehnsucht" wurde mehr Wert auf Synthies gelegt, "Mutter" zeigte die Band, subjektiv gesehen, auf dem absoluten Zenit, "Reise, Reise" und "Rosenrot" waren auch Bollwerke vor dem Herrn, standen aber stets im Schatten der Vorgänger und kaum ein Album wurde 2009 derart erwartet wie "Liebe ist für alle da", das sechste Studioalbum der Berliner von RAMMSTEIN. Dabei tat das Sechsgestirn im Vorfeld ihr Bestes, um dem Album jene Aufmerksamkeit zu schenken, wie man sie von RAMMSTEIN gewohnt ist.
Das 'Pussy'-Video landete auf dem Videoportal einer Erotik-Internetseite, dank unter anderem 'Ich tu dir weh' und dem Artwork wurde das Album indiziert und bei genauerem Hinhorchen deckte RAMMSTEIN die Abscheulichkeit, den Ekel, die hässliche Fratze der gemeinen Menschheit auf. Im Grunde ist "Liebe ist für alle da" ein für die Band typisches Album geworden.
Doch gehen wir einmal chronologisch und vor allem musikalisch vor: Beinah episch, wie in einer kirchlichen Zeremonie beginnt das Album mit 'Rammlied', ehe mit besagtem 'Ich tu dir weh', einer knüppelharten, treibenden Riff- und Schlagzeugakustik und textlich behandelten S/M-Phantasien das Album allmählich in die Gänge kommt. Bereits früh entführt RAMMSTEIN die Hörerschaft in ihr 46-minütiges Spektakel voller Brutalität, lyrisch höchst anspruchsvollen Ergüssen und einer gewissen Prise Witz. Die düster-brachialen 'Waidmanns Heil' und 'Bückstabü', das mehr als geschmackvolle und für mich hochgeistige 'Haifisch', sowie die erste Ballade 'Frühling in Paris' folgen diesem "Trio Infernal" auf höchstem Niveau. Danach gibt es mit 'Wiener Blut' jenes Stück, bei dem ich die enormste Gänsehaut hatte. Textlich vom Fall Josef Fritzl handelnd entsteht ab der ersten Sekunde eine unheimliche Aura, die im Laufe des Stückes schwärzer, beklemmender und dunkler wird. Mit dem allgemein bekannten 'Pussy' wird die Stimmung ein wenig aufgelockert, ein penetranter, fast schon nerviger Ohrwurm, der sich live absolut etabliert und man noch Tage später "genießen" darf. Das nach vorne peitschende Titelstück, das etwas unspektakulär plätschernde 'Mehr', sowie die zweite, etwas abfallende Ballade 'Roter Sand', die auf der Bonus-CD in der Orchesterversion allerdings brilliert, beenden dieses Tafelwerk. Dieser kalte Schleier, den man nach der Spieldauer auf der trockenen Haut spürt und nicht los wird, kann, so empfinde ich es, nur RAMMSTEIN überziehen. Sie überzeugen, sie schockieren, sie polarisieren auch im sechsten Anlauf. Kurz eingehen möchte ich auch noch auf die angesprochene Bonus-CD, die mit 'Führe Mich', dem brillianten 'Donaukinder', 'Halt' und melodisch bereits bekanntem 'Liese' vollends überzeugen kann.
Fest steht, dass RAMMSTEIN selbst die Messlatte enorm hoch ansetzt. Um auch in den Folgejahren zu schockieren, muss also noch Enormes geboten werden. 2009 jedenfalls konnte "Liebe ist für alle da" als Gesamtpaket glänzen, obgleich es nicht jene Hitdichte aufwies wie das bis dato unerreichte "Mutter". RAMMSTEIN war, ist und wird in den nächsten Jahren stets ein monströses Thema in aller Munde sein. Nicht nur die besonderen Auftritte, sondern die stets düstere, teils geheimnisvolle, teils unheimliche Aura gibt den Berlinern jenen Status, den sie meiner Meinung nach im In- und Ausland auch verdienen. Und diese Besonderheit unterstreicht das sechste Studioalbum stellenweise zunehmend. Das lyrisch Extravagante von Lindemanns Till, die hammerharten Riffs, das stets nach vorn peitschende Gesamtkonstrukt, Liebe ist für alle da. Ob man sie nun liebt oder nicht: RAMMSTEIN ist für alle da.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Marcel Rapp