RANTANPLAN - Pauli
Mehr über Rantanplan
- Genre:
- Ska Punk
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Tao Music / Membran / Sony
- Release:
- 26.04.2013
- Natural Born Altona
- Wir sind nicht die Onkelz
- Willensweg
- Erde zuteer'n
- Die Chuck Norris Garantie
- Schwarzer Hund Davidstrasse 35
- Onkel Otto's Hamburger Fenstersturz
- Deutschland du Opfer gib Handy
- Luxusjammern
- Das Beste Lied der Welt kommt aus St. Pauli
- Stan Plays Willy Skit
- Ponyhof Gnadenschuss
- Fass die Uhr nicht an
- Schlepper
- Sankt Pauli Skapunk
Die Chuck-Norris-Garantie!
Deutschland ist im Ska Punk seit vielen Jahren eine feste Größe und die Hamburger Jungs von RANTANPLAN gehören seit ihrer Gründung zur Speerspitze. In leider etwas unregelmäßigen Abständen hauen sie schon seit vielen Jahren ihren rotzigen, unheimlich unterhaltsamen Ska Punk unters Volk und schieben jetzt mit "Pauli" ihr neuestes Werk nach.
Obwohl der Ska Punk seit so langer Zeit so konstant gute Musiker beheimatet, fristet das Genre immer noch eher ein Nischendasein. Dabei lohnt sich besonders für die eingefleischten Punk Rocker zurzeit der Blick gen Hamburg, denn das neue Werk von RANTANPLAN ist größtenteils noch kantiger, noch räudiger geworden und ist gespickt mit teils grandiosen Riffs, die einem zwar dem Genre entsprechend nicht mit purer Wucht und auf Teufel komm raus um die Ohren gepustet werden. Sie unterstreichen aber mehr denn je das Punk im Ska Punk. Außerdem gewinnen RANTANPLAN schon jetzt den Award für die besten Songtitel des Jahres. Da hätten wir beispielsweise 'Natural Born Altona' (ein starker Opener, der noch nicht alles verrät, was man auf dem Album entdecken kann), 'Onkel Otto's Hamburger Fenstersturz' (textlich eher an WIZO erinnernd), 'Deutschland du Opfer gib Handy' (herrlich! Wem das kein Schmunzeln entlockt...) und natürlich 'Das beste Lied der Welt kommt aus St. Pauli'. Vielleicht ein wenig hochtrabend, aber wer wenn nicht RANTANPLAN dürfen sich das erlauben? Das sind nur Auszüge aus einer Tracklist, die sich wie eine Hommage an die Kultur des Viertels St. Pauli liest, zum Lachen anregt und Lust darauf macht, das Album endlich in den Player zu schieben.
Tatsächlich könnte 'Natural Born Altona' eine neue Bandhymne werden. Ein wirklich starker Refrain ist nur der krönende Abschluss eines recht flotten Einstiegs, den man viel besser als Song vorab auskoppeln kann als das eher belanglose 'Wir sind nicht die Onkelz', der eigentlich ausschließlich durch die Melodie punkten kann, auch wenn der Refrain kurzzeitig herrlich deftig nach vorn prescht. 'Erde zuteer'n' beeindruckt vor allem durch ein großartig transparentes Bassspiel, das hier fast als zweite Gitarre fungiert und dem Song einen tollen Drive verleiht. Textlich muss man jedoch eher an WIR SIND HELDEN als an die eigene Bandhistorie denken, man möge mir den Vergleich verzeihen. So gemütlich der Song in den Strophen auch ist, so steil geht er im einmal mehr überragenden Refrain. Auf 'Schwarzer Hund Davidstrasse 35' klingt der Gesang bisweilen sogar nach einem raueren Götz Widmann und auch textlich würde dem Kerl der Song ganz gut zu Gesicht stehen. Der Song wartet übrigens mit einem tollen Gitarren- und Trompetensolo auf. Am besten sind RANTANPLAN aber, wenns richtig ins Uptempo geht, oder wenn sich der Song von angespannten Strophen zu einer Uptempo-Nummer im Refrain steigert ('Onkel Otto's Hamburger Fenstersturz'). Zum Anspieltipp gerät übrigens das ganze Album. Highlights rauszupicken würde dem Material nicht gerecht werden, die Hitdichte ist absolut in Ordnung, das Material größtenteils sehr stark. 2-3 abfallende Songs verwehren höhere Noten und auch bei einigen Krachern fallen entweder der Refrain ('Schwarzer Hund Davidstraase 35') oder die Strophen ('Luxusjammern') etwas ab.
Gott sei Dank hat sich die Band dazu entschieden, das neue Album in Hamburg, in vertrauter Umgebung zu produzieren. Nicht, das "20359" schlecht gewesen wäre, aber die Produktion fernab der Heimat (New York, New York) schlug sich für Bands wie Presse durchaus auch mal in der Erwartungshaltung, im Anspruch nieder. "Pauli" entstammt der Hansestadt Hamburg, die Kompositionen sind knackig und extrem energiegeladen. Und eben das eine Stückchen roher. Man knackt wie gewohnt nur selten die Drei-Minuten-Marke, was gesagt werden muss, wird gesagt. In den kurzen Stücken steckt immer noch so verdammt viel Wucht und jeder Song schreit nach "Live!", das ganze Album ist von vorn bis hinten perfekt tanzbar. Das neue Material wird sich daher nahtlos in zukünftige Setlists integrieren lassen. Viele Songs auf "Pauli" regen wieder zum Mitgröhlen an, die Musik geht sofort in Körper, Geist und Seele über. 15 Songs und keine 39 Minuten später ertappt man sich gerne dabei, das nächste Bier zu öffnen und dem Album ein weiteres Mal zu lauschen. Es gibt wohl kaum einen besseren Qualitätsbeweis.
"Pauli" bietet gewohnt gute, knackige Ska-Punk-Arschtreter, die dieses Mal deutlich mehr "Punk" schreien, dabei aber nicht das Trademark der immer passend aufspielenden Blasinstrumente vergessen. Ganze sechs Jahre musste man auf ein neues, echtes Studioalbum warten und oh boy! Das Warten hat sich definitiv gelohnt. Nur brauchen sich RANTANPLAN jetzt bitte nicht wieder sechs Jahre bis zur nächsten Studioplatte Zeit zu lassen. Platte kurz wirken lassen, massives Touren und dann gerne wieder ab ins Studio. Aber um RANTANPLAN muss man sich keine Sorgen machen, denn sie haben Chuck Norris, der für ihre Sicherheit garantiert.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Dennis Hogrefe