RAUSCHHARDT - Free Falling
Mehr über Rauschhardt
- Genre:
- Melodic Rock
- ∅-Note:
- 3.00
- Label:
- Fastball Music / Sony Music
- Release:
- 15.10.2010
- War
- You Are The One
- Free Falling
- Song For You
- Rock'n'Roll Star
- Machine
- Take It All
- Fade Away
- Wild Child
- Deal With Devil
- Solly's Blues
Ein Festival der Belanglosigkeiten. Laaangweilig!
Man mag es ja kaum glauben, wie wenig Gehaltvolles man in über einer dreiviertel Stunde Musik unterbringen kann. "Free Falling" ist in dieser Hinsicht leider ganz vorne mit dabei. Bestenfalls kommen RAUSCHHARDT mit netten Melodiechen wie bei 'You Are The One' um die Ecke, die man allerdings im nächsten Moment schon wieder vergessen hat. Das ist süßlicher Kitsch, der das rockige Element ganz klar in den Hintergrund rückt bzw. fast vollständig verdrängt - da startet der Opener 'War' noch mit einem schön stampfenden Part und dann verlegt man sich im Anschluss leider komplett auf die schnulzige Schiene. Auf Albumlänge ist das kaum auszuhalten. Man denkt immer, irgendwann muss die Musike doch mal etwas aus dem Saft kommen und auch mal etwas Prägnantes die Ohren erreichen - doch leider passiert so etwas in keinem der elf Songs auf "Free Falling".
Es sollte doch eigentlich bei Melodic Rock dieser Machart nicht so schwierig sein, etwas Identitätsstiftendes in die Musik zu packen oder zumindest etwas, an das man sich noch länger als ein paar Momente erinnert. Und es ist ja auch nicht so, dass eine ganze Szene derzeit durch Kreativitätslosigkeit auffällt, auch wenn dies gerade bei Melodic Rock oder AOR leider auch nicht eben selten vorkommt. Es muss sich ja nicht gleich um etwas noch nie Dagewesenes handeln. Dennoch sollte es doch möglich sein, zumindest mit einer gewissen eigenen Note oder wenigstens einem gerüttelt Maß an Abwechslungsreichtum daherzukommen. Allerdings reicht es nicht aus, "nettes" Gedudel zu intonieren, das niemandem weh tut, wie man so schön sagt. Ecken und Kanten? Nicht doch. Dann aber wenigstens packende Melodien oder griffige Songstrukturen? Nö, Fehlanzeige. Den besten Moment auf der gesamten Scheibe bietet dann tatsächlich erst das Schlusstück 'Solly's Blues', bei dem ein bisschen GARY MOORE durchschimmert und wo man sich trotz der wie schon zuvor recht entspannten Ausrichtung mal ein bisschen vom Kitsch löst.
Letztlich ist es vor allem die Vorhersehbarkeit, die als so sehr störend ins Gewicht fällt. Man nehme nur das balladeske Stück 'Take It All'. Da weiß man jedes Mal schon vorher genau, wann jetzt ein kurzes "klimper klimper" auf dem Keyboard eingestreut wird, mit welcher Melodievariation zum Refrain angehoben wird, wann das obligatorische Gitarrensolo einsetzt usw. Schlimme Nummer! Leute, wo bleiben die Ideen, wo die Abweichungen vom Standard-Schema? Nicht mal bei den Lyrics gelingt dies, auch diesbezüglich werden auf dem Rundling nur die ewiggleichen und tausend Mal gehörten Standard-Phrasen zum Besten gegeben ("You are the one, the only one inside my life, the only one who makes it right..." - arrrgh, ich kann's nicht mehr hören). Aber natürlich passt dies perfekt zur spannungsarmen musikalischen Intonierung.
Es ist ein bemerkenswertes Phänomen, das bei "Free Falling" zu Tage tritt. Nachdem ich die Scheibe nun vier Mal komplett durchgehört habe (sogar unter Kopfhörer!), ist keine einzige Passage der elf Songs hängen geblieben. Somit darf diese Rezension mit einem echt bescheuerten Wortspiel enden: Die RAUSCHHARDT rauscht wenig berauschend einfach so durch. Spannend oder anspruchsvoll geht definitiv anders.
- Note:
- 3.00
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer