RAVENSTINE - 2024
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/24
Mehr über Ravenstine
- Genre:
- Heavy Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Massacre Records / Soulfood Music
- Release:
- 12.01.2024
- Black Is The Brightest Color
- Easy Come Easy Go
- Fly Eagle Fly
- Signs By The Roadside
- In The Light
- A Long Way Home
- Killing Spree
- When I'm Dead And Gone
- Freedom Day [live]
Sicher kein Jahrhundertalbum, aber eine starke Scheibe, die die Verhältnisse wieder vom Kopf auf die Füße stellt.
Das Quintett RAVENSTINE hat sein gerade erscheinendes, zweites Album "2024" genannt, was es den vielen Hobby-Musikhistorikern unter uns künftig unmöglich machen sollte zu vergessen, in welchem Jahr das Teil herauskam. Auf der Scheibe spielt die Band eine gelungene Kombination aus melodischem Hardrock und AOR. Den Gesang teilen sich offenkundig zwei Stimmen, von denen eine stellenweise an Bernie Shaw von URIAH HEEP erinnert und so rauh, kratzig und expressiv ist, dass sie in früheren Zeiten als "Rockröhre" tituliert worden wäre.
Auf "2024" zeigt RAVENSTINE einen starken und - das meine ich durchaus als Kompliment - altmodischen Instinkt für Melodien, der bei etlichen heutigen Gruppen nicht mehr vorhanden ist. Auch die Arrangements und die Dramatik der Stücke können sich hören lassen. Bei der stilistischen Ausrichtung der Band könnte aber der relativ große Anteil akustischer Gitarren für so manchen Heavy-Rock-Fan störend sein. Die fast vergessene Methode, ein Lied um ein Gitarrenriff zu bauen, hat bei RAVENSTINE neue Varianten gefunden. Mehrere Stücke beginnen mit einem von besagter akustischer Gitarre gespielten Thema, oder aber, wie der Eröffner 'Black Is The Brightest Color', mit diesem äußerst einprägsamen Riff der Bassgitarre. Auch der eingängige Refrain mit seinen Chören macht die Nummer zum Hinhörer. Dass der Text sich um das Thema Depressionen dreht, sollte man bei dieser Musik nun wirklich nicht erwarten. Auch 'In The Light', dessen einfache, aber gefällige Strophen durch dramatische Refrains und ein gutes Solo angetrieben werden, zeigt das Talent der Gruppe, Spannung aufzubauen und geschickt zu variieren. Komisch, dass ich bei diesem Lied jedes Mal an BOSTON denken muss.
Allerdings gelingt es dem Fünfer nicht immer, die entstandene Spannung sich in einem wuchtigen Finale entladen zu lassen. Nachzuhören etwa auf der hübschen Ballade 'Signs By The Roadside', die auf Stimme, Klampfe und Bass beruht, dann um tolle Chöre erweitert wird und danach... endet, wenn man ein furioses E-Gitarrensolo erwartet hätte. Dass es besser geht, beweist 'A Long Way Home', bei dem die Strophen allmählich die Spannung aufbauen und dann durch dramatische Refrains und ein sehr gutes, wenn auch viel zu kurzes, Solo gekrönt werden. Und vor allem der muskulöse Hardrock von 'Killing Spree', das ein feines Leadbreak aufbietet und schließlich, wenn man meint, die Nummer sei nahezu beendet, noch dieses grandiose und bestens vom Schlagzeug flankierte Southern-Lick raushaut.
Gegen Ende steht das etwas schlaffe 'When I'm Dead And Gone'. Die Promoinformationen lassen vermuten, dass die Band berechnend eine Feuerzeug-Ballade für Konzerte geschrieben hat. Etwas überraschend folgt schließlich eine Liveaufnahme von 'Freedom Day' vom ersten Album. Ob das einen tieferen Sinn hat oder schlicht und ergreifend nicht genug Material für einen neuen Langspieler vorlag, entzieht sich meiner Kenntnis.
"2024" ist kein überragendes Meisterwerk, nicht zuletzt die Produktion hat noch Luft nach oben. Doch liegt hier ein sehr schönes Rockalbum vor, auf dem man auch als Rezensent entspannt den organischen Aufbau der Stücke, die Melodien, Riffs, Soli und Arrangements auf sich wirken lassen kann und nicht angestrengt analysieren muss, wo die Einzelteile unausgegorener Songideen Stärken und Schwächen haben mögen.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Stefan Kayser