RE-ARMED - Ignis Aeternum
Mehr über Re-Armed
- Genre:
- Melodic Death / Thrash Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Black Lion Records
- Release:
- 05.06.2020
- Dive Within
- Beyond The Horizon
- Ode To Life
- Eager To Collapse
- Resistance
- The Hollow Lights
- Remain Unbounded
- Words Left Unsaid
- Voyager
- Built To Last
Radikaler Stilbruch auf die alten Tage?
Ist das hier wirklich noch RE-ARMED, der Fünfer aus Kerava, Finnland, der zuletzt 2014 mit einer brachialen Death-/Thrash-Packung namens "Rottendam" von sich hören ließ? "Ignis Aeternum", der vierte Langspieler der Skandinavier, schlägt in eine völlig andere Kerbe als ihre früheren Werke. Will da jemand nach 20 Jahren Bandgeschichte noch einmal neue Wege beschreiten und sich größere Publikumskreise erschließen?
"Ignis Aeternum" ist keine CARNAL FORGE- oder LEGION OF THE DAMNED-Huldigung mehr, sondern ein hochmelodisches, ja geradezu symphonisches Album geworden. Die Thrash-Schlagseite ist geblieben, doch plötzlich heißen die Artgenossen der Nordmänner CHILDREN OF BODOM, IN FLAMES und DARK TRANQUILITY. Von Synthesizern war auf "Rottendam" noch nichts zu hören, ebenso wenig ließ Jouni Matilainen auf den Vorgängerplatten eine melodische Gesangsstimme erklingen. Doch mit 'Dive Within' stürzen sich die Finnen direkt in einen frischen Reboot ihrer musikalischen Ausrichtung, lassen es auch am Tempo nicht mangeln und drücken eingängig riffend in die Gehörgänge. Der Refrain, begleitet von rasendem Schlagzeuggedresche und im Kontrast dazu zarten Pianoklängen, bleibt haften und qualifiziert RE-ARMED nun tatsächlich für ein größeres Publikum. Im Anschluss wird es mit 'Beyond The Horizon' noch epischer, noch, nun ja, skandinavischer: Die Bandbreite aus flotten Thrash-Riffs, bösem Death-Gekeife und hymnischen Kehrversen ist beileibe nicht mehr neu, wird hier aber äußerst erfrischend dargeboten. 'Ode To Life' kommt irgendwie grooviger, lässiger daher, mit einer coolen Gitarreneinlage zu Beginn und einer insgesamt modern-metallischen Ausrichtung. Das Songwriting strahlt die langjährige Erfahrung der Truppe aus, die Stücke fallen songdienlich, aber zugleich abwechslungsreich und mit spannenden Details versehen aus, auch wenn mir an dieser Stelle erstmalig die Synths auf die Nerven gehen. Doch es geht abwechslungsreich weiter, mit der ganzen Spanne zwischen kurzen Momenten intimer Zerbrechlichkeit, Gothic-Sounds, flotten Thrash-Abfahrten, dezenter Progressivität und hymnischen Kehrversen. In der zweiten Hälfte steigt der Grad an Epik und Komplexität nochmal ein ganzes Stück an; 'The Hollow Lights' und 'Remain Unbounded' erinnern in Teilen sogar an die gestandenen Death-Progger von IN MOURNING.
In meinen Ohren bricht RE-ARMED auf "Ignis Aeternum" eindeutig mit der eigenen Vergangenheit; "Rottendam" und "Worldwide Hypnotize" markierten die musikalische Brechstange, der 2020er Output hingegen die Hinwendung zu Eingängigkeit und Melodie. Man kann der Band dabei Kalkül unterstellen, man muss die synthetischen Sounds nicht gut finden, aber in seiner neuen Umgebung agiert das Quintett höchst souverän und muss sich vor der gestandenen Melodic-Death-Konkurrenz nicht verstecken. "Ignis Aeternum" bringt tatsächlich nochmal eine frische Brise in ein übersättigtes und angestaubtes Genre.
Anspieltipps: Dive Within, The Hollow Lights
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Timon Krause