REACTORY - Heavy
Mehr über Reactory
- Genre:
- Thrash Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- FDA Rekotz / Soulfood Music
- Release:
- 01.07.2016
- To Thanatos
- To Hypnos
- Deep Tranquility
- Shrines Of The Forgotten Gods
- Angstharsis
- Monolith
- Pleasure Seeker
- Let Me Rage Before I Die
- Eat The Rich
Gutes Old-School-Futter für alle Qualitäts-Thrasher!
Die Berliner Band REACTORY ist zwei Jahre nach dem Debüt wieder da - und sorgt für ein fröhliches Grinsen im Gesicht des Rezensenten, der sich freut, eine gute neue Band kennen gelernt zu haben. Als "High On Radiation" 2014 auf den Markt kam, habe ich das zwar mitbekommen, selbst die Debüt-EP "Killed By Thrash" blieb mir (samt genialem, gelben Artwork) nicht verborgen, aber wirklich beschäftigt habe ich mich mit den Jungs nicht.
Mit dem Deal bei FDA Rekotz werden sie nun aber sicher einem breiteren Publikum bekannt werden. Wer bei dem Label ein leicht angeschwärzten Death Metal der Marke CHAPEL OF DISEASE denkt ist freilich auf dem Holzweg, denn REACTORY spielen Old-School-Thrash, der mich an TANKARD, SODOM (ab "Agent Orange") oder auch an neuere US-Bands wie HATCHET erinnert. Für den neuen Alben-Titel "Heavy" gibt es dabei auch keine Originalitätspreise, aber das wollten die Jungs sicher auch nicht.
Auf der Habenseite stehen Riffs, die im Ohr haften bleiben - "Shrines Of The Forgotten Gods" zum Beispiel, oder "Let Me Rage Before I Die" sind amtliche Thrash Metal Songs, die auch auf einem Klassiker der Achtziger eine gute Figur gemacht hätten. Dazu hat das Album einen großartigen Sound: Sehr klar, und trotzdem unheimlich natürlich. Jede Gitarrenmelodie wird gut rausgehört, auch der Bass ist prägnant, und trotzdem klingt die Scheibe dreckig und verbreitet beim Hören ein "Oldschool-Flair" - ohne jeden Rumpelfaktor. Wenn ich an manche steril produzierte Thrash Scheibe der letzten Jahre denke, geht mir hier beim Hören das Herz auf. Auch das Artwork ist wieder fein geworden. Die Band hat ein Händchen dafür, Cover auszuwählen, die ihre Musik gut zur Geltung bringen.
Doch es gibt auch noch Luft nach oben - manche Songs wirken ein wenig beliebig, vor allem ist es rätselhaft, warum "To Thanatos", einer der schwächsten Songs des Albums, am Anfang steht. Mit "Eat The Rich" gibt es ein wirklich unnötiges MOTÖRHEAD-Cover, und der Gesang hat zwar viel Flair, wirkt auf die Spieldauer (35 Minuten, perfekt für ein Thrash-Album) manchmal etwas eindimensional (auffällig zum Beispiel beim eigentlich starken Song "Pleasure Seeker"). Etwas mehr Abwechslung wäre sicher möglich, ohne zum Verräter am Genre zu werden.
Insgesamt freue ich mich über ein gutes Thrash-Album einer jungen, aufstrebenden Band, von der wir sicher noch einiges hören werden. Wer eine Alternative zu den ewig jungen Thrashern von TANKARD sucht oder im Regal noch Platz neben HATCHET hat, kann mit "Heavy" definitiv nichts verkehrt machen. Bei mir dürfte die Scheibe jedenfalls noch häufiger rotieren, und wenn es die Band schafft, das Qualitätslevel beim Songwriting noch etwas anzuheben und der Gesang vielleicht noch ein wenig abwechslungsreicher wird, kann man mit den nächsten Alben die Thrash-Champions-League in Angriff nehmen. Ein Thrash Album von gehobener Qualität ist den Jungs von REACTORY fraglos mit "Heavy" schon gelungen.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Jonathan Walzer