REALMBUILDER - Blue Flame Cavalry
Auch im Soundcheck: Soundcheck 12/2013
Mehr über Realmbuilder
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- I Hate Records (Soulfood)
- Release:
- 06.12.2013
- They Write Their Names With Fire
- Advance Of The War Giants
- Adrift Upon The Night Ocean
- Blue Flame Cavalry
So und nicht anders klingt Epic Metal.
Das Jahr 2013 war ein außerordentlich gutes für Freunde von Epic und Doom Metal. ATLANTEAN KODEX, SOLSTICE, SINISTER REALM und ARGUS - die Liste der hervorragenden Veröffentlichungen ist sehr Lang und das in einem Genre, dessen Vertreter nicht gerade für Akkordarbeit und Veröffentlichungsrausch bekannt sind. Und jetzt, so direkt vor dem Jahresende kommt noch REALMBUILDER aus der Höhle gekrochen und haut dem verdutzten Hörer mit "Blue Flame Cavalry" einen der besten, eigenwilligsten und kompromisslosesten Brocken Epic Metal überhaupt um die Ohren.
Die Band hat seit jeher eine Sonderstellung, die beiden bisherigen Alben riefen bei Hörern entweder Begeisterung oder Abscheu hervor, während eine neutrale Einstellung zu dem New Yorker Duo scheinbar unmöglich war. Und das hat gute Gründe, denn die Herren J. H. Halberd und Czar verfolgen bereits seit dem Debüt "Summon The Stone Throwers" einen ganz eigenen Weg, der sich so mit keiner Band wirklich vergleichen lässt, aber Elemente aus Doom und Epic Metal mit der verdrehtheit der Götter CIRITH UNGOL vermischt und dabei stets auf dem schmalen Grat zwischen Genialität und musikalischer Inkompetenz balanciert, ohne je abzustürzen, wie die Fans der Truppe beschwören, oder eben nie aus den Untiefen des Dilettantismus herauszukommen, wie REALMBUILDER-Verächter konstatieren.
Und während selbst glühende Verehrer wie ich zugeben mussten, dass Takt- und Tonsicherheit von Sänger und Schlagzeuger Czar eher ideeller denn realer Natur waren, hat sich mit "Blue Flame Cavalry" einiges getan. Denn auch wenn sich das Rezept nicht geändert hat, hat die Band auf ihrem einzigartigen Weg einen riesigen Schritt nach vorne gemacht. Gesang und Drumming sind deutlich verbessert und souveräner in Szene gesetzt, während Meister Halberd fantastische Riffs und Soli in einer Qualität und Menge heraushaut, dass einem Angst und Bange werden kann. Das Album bietet in vier Liedern und knapp 35 Minuten alles, was sich ein Freund verschrobener, schroffer Epik nur wünschen kann. Los geht es mit dem vergleichsweise schnellen und kurzen 'They Write Their Names In Fire', das bereits die charakteristischen Elemente des REALMBUILDER-Kosmos' aufbietet. Doch irgendetwas ist anders. Das Lied wirkt dynamischer und forscher, als man es von der Band gewohnt ist. Czar wirbelt sein herrlich trocken aufgenommenes Schlagzeug ordentlich durch, der Chorgesang kommt ebenfalls kraftvoller als bisher zur Geltung und man ertappt sich unweigerlich beim Schütteln von Faust und Kopf. Mit dem folgenden 'Advance Of The War Giants' ist man dann bei gewohnter Epik angekommen und der Song entfaltet vor den Ohren und Augen des Hörers eine ganz eigene Welt und Geschichte, voller Dramatik und epischer Konflikte. Und auch hier fällt wieder der kraftvolle Chorgesang auf, der den Refrain herausschmettert, wie eine Horde Kampfhungriger Krieger, die ihrem Sieg entgegenstürmen.
Nach geschlagener Schlacht zeigt sich die Band mit 'Adrift On The Night Ocean' von einer völlig neuen, ruhigeren Seite. Die Melancholie, die Text und Musik in diesem Lied ausstrahlen ist unglaublich berührend, ein Gefühl der Einsamkeit und Verlorenheit beschleicht den Hörer und die Atmosphäre des treibenden Schiffswracks wird in einer Eindringlichkeit vermittelt, die mich sprachlos zurücklässt. Doch zum Abschluss übertrifft sich das Duo mit dem Titelsong in allen Belangen selbst. 'Blue Flame Cavalry' ist dynamisch, kraftvoll und episch. Es hat aber auch so viel Metal im Blut, dass man mal locker alles in den Staub trampelt, was die Altvorderen des New Yorker Epic Metal, MANOWAR und VIRGIN STEELE, seit einer halben Ewigkeit veröffentlicht haben. Der Song rockt nämlich auch gewaltig nach vorne und trumpft dazu noch mit den tollsten Fanfaren seit Erfindung des MIDI-Keyboards auf. Das ist in seiner Mischung aus Eingängigkeit und Verschrobenheit verdammt nah dran an "Into Glory Ride", dem heiligen Gral des Epic Metal und wer hier nicht mitsingt, bangt und die Luftgitarre schwingt, dem ist einfach nicht mehr zu helfen.
Um es kurz zu machen: "Blue Flame Cavalry" ist vom ersten bis zum letzten Ton ein Klassiker des Epic Metal und sucht in seiner konsequenten Verweigerung gegenüber hergebrachten Hörgewohnheiten oder Erwartungen seinesgleichen. Ein Album, an dem sich die Geister scheiden werden und das in einigen Jahren eine ähnliche Rolle einnehmen wird, wie "King Of The Dead", "Into Glory Ride", "Into Battle" oder "Crystal Logic". Es kann den Geschmack von Fans und Hassern definieren.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Raphael Päbst