REALMBUILDER - Summon The Stone Throwers
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- Genre:
- Epic-Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- I Hate Records
- Release:
- 12.04.2010
- Bow Before The Oligarchy
- Silver Zggurat
- Ninety-Nine Raids
- Forgotten Minion
- Summon The Stone Throwers
- Colossal Glaciers
- The Tarnished Crown
Kauzig.
Nun hat der Ausverkauf endgültig begonnen. Dieser Tonträger ist bereits im letzten Jahr als limitiertes Vinyl erschienen. Nun legen I Hate Records eine digitale Version nach, die man ganz problemlos in jedem gut sortierten Plattenladen bestellen kann. Ob das gut ist? Abseits dieser Underground-Verschwörungstheorien stellt sich mir viel eher die traurige Frage, wie viele Fans sich für diese extrem kauzige Musik finden lassen. Denn REALMBUILDER macht es dem Hörer nicht gerade einfach, die gebotene Musik schnell toll zu finden.
Das Duo(!) geht nämlich konsequent den Weg des kauzigen Progheads, was mir natürlich von Beginn an sympathisch ist. J.R. Halberd, der außer Schlagzeug und Gesang sämtliche Instrumente auf dem Album einspielt, hat ganz offensichtlich eine sehr klare Vision, wie seine Musik klingen soll. Dabei scheint es ihm - und seinem Begeleiter Czar – relativ gleichgültig zu sein, wie vielen anderen Menschen diese Kompositionen zusagen. Eingeständnisse an Eingängigkeit werden nämlich genau so wenig gemacht, wie die Präsentation der eigenen Fähigkeiten. Vielmehr lebt diese Musik mit ihrem Spirit. Schon der leicht angestaubte, aber sehr druckvolle Klang des Albums erfreut mich beim ersten Durchlauf. Da scheppern die Becken noch so richtig schön und sämtliche Saiteninstrumente wirbeln den Staub von den riesigen Röhrenverstärkern, die man zu hören glaubt. Dazu kommt die fantastische Stimme von Czar, die die eher doomige Chose in Richtung NWoBHM schiebt. Falsetto, Grunzen, nölendes Gejammer oder sonstige Gesangsvariationen, mit denen sich andere Fronter in den Vordergrund katapultieren wollen, werden bei REALMBUILDER von einem schlichten, aber höchst originellen Gesangsstil ersetzt, der schnell eine gewisse Faszination ausübt. Ist er doch beinahe einlullend in seiner Melodieführung und der teils sprechend-gesungenen Verse. Das kann man natürlich auch nervig finden, ich kann mir aber gar keine andere Stimme zu diesen einzigartigen Nummern vorstellen.
Wenden wir nun noch ein paar Blicke auf die Musik an sich. Sieben, teils sehr lange Nummern befinden sich auf "Summon The Stone Throwers". Unabhängig vom Tempo verbindet sie alle eines: Ihre Schwere. Egal welchen Titel man auflegt, es kommen dem Hörer schwere Riffs entgegen, die von ebenso schweren Rhythmen getragen werden. Dass die Sache dann doch nicht unbedingt sofort zündet, liegt an den verschachtelten Aufbauten und den schrägen Gesanglinien. Nehmen wir uns zum Beispiel den recht zügigen Titelsong genauer vor, so hätten wir hier neben einem Schwert schwingenden Chorus, eine Chorpassage, die so düster und mystisch klingt, dass sie auch als passende Untermalung für ein Ritual in einem schwarz-weißen Okkult-Streifen dienen könnte. Schauerlich schön sozusagen. Oder betrachten wir das treibende 'Ninety-Nine Raids', bei welchem ich am ehesten MANILLA ROAD-Parallelen vernehme. Selbst in dieser vermeintlich straighten Nummer wird man mit überraschenden Wendungen erfreut. In Sachen Abgefahrenheit scheint das Duo den Hörer allerdings insgesamt nur auf das abschließende 'The Tarnished Crown' einstimmen zu wollen. Diese überlange Dampframme, die mit einem herrlich flockigen zweistimmigen Chorus um die Ecke flufft, ist in ihren Versen so zäh, wie Schuhsohlen, glänzt aber Zwischendurch immer wieder durch kleine Soloeinspielungen auf der elektrisch verzerrten Wanderharfe und faltet plötzlich einen Engelschor aus, der einem das Herz öffnet. Epik. Schlussendlich steigert man sich in einen wahren Spielrausch, der sogar noch von einer Trompete begleitet wird. Ganz toll!
Ihr merkt es: REALMBUILDER sind anders. Kauzig, ja, aber eben noch kauziger als andere Kauze. Oder heißt das Käuzchen? Wohl nicht. Ich bin auf jeden Fall schwer begeistert, denn eines ist sicher. Langweilig wird dieses Album so schnell nicht werden. Und so viel Leidenschaft habe ich auch schon lange nicht mehr gehört. Einmalig halt.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Holger Andrae