REAVERS - Violator
Mehr über Reavers
- Genre:
- Thrash
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Eigenvertrieb
- Release:
- 14.02.2024
- Entering Violation (Intro)
- Violator
- Bad To Reave
- Heresy
- The Fifth Season (Nuclear Winter)
- Megeilodon (Bonus)
Saftiges Thrash-Brett!
Obwohl ich seit einigen Jährchen in Hamburg unterwegs bin, kenne ich die Band REAVERS bisher nur namentlich. So ist mir auch der Erstling "Exit Humanity" aus dem Jahr 2019 nicht bekannt. Unser bockstarker Chef hat damals sieben Punkte verteilt und hatte dem Quartett eine wilde Mischung aus US Thrash und Teutonen Geballer attestiert, dem es aber nach seiner Meinung, etwas an Eigenständigkeit fehlte. Nun, ich bin gespannt, ob ich das fünf Jahre später ähnlich empfinde und ob mich das dann stört.
Nachdem die sechs Songs umfassende EP inzwischen mehrere Runden in der heimischen Ramba-Zamba-Maschine gedreht hat, wage ich mal eine Meinung kundzutun. Die Damen und Herren, die hier zusammen musizieren, zeigen, wieviel Spaß man auch an vermeintlich konventionellen Klängen haben kann. Da muss man gar nicht das Rad neu erfinden, mit zu vielen Saiten auf seinem Instrument neumodisch herumposieren oder Subgenres miteinander vermengen, die schon allein kaum konsumierbar sind. Erdbeermarmelade im Curryketchup ergibt sicherlich eine optisch ansprechende, rote Soße, aber geschmacklich werden Fragen aufkommen. Ich schweife ab. Mal wieder.
Worauf ich hinaus möchte: Die Damen und Herren von REAVERS bieten regressiven Thrash Metal, der aus allen Poren nach alter Schule müffelt, dabei aber so mitreißend und spielfreudig dargeboten wird, dass es eine helle Freude ist, "Violator" anzuhören.
Die saftige Produktion, die vor allem die Saitenfraktion schön fleischig klingen lässt – als Gemüse-Onkel meine ich natürlich Fleischtomaten – unterstützt diese Energie. Man spürt das Herzblut spritzen, wenn der rasante Opener 'Violator' mit ungestümer Rhythmik aus den Boxen prescht. Noch besser wird es bei der Band-Hymne 'Bad To Reave', bei welcher wirklich kein Körperteil mehr trocken bleibt. Hier zeigt die junge Truppe besonders gut, wie man auch heute noch lupenreinen Thrash spielen kann, der durch coole Rhythmus-Wechsel und mächtig treibendes Riffing, nicht langweilig wirkt. In 'Heresy' wird dann in den sechsten Gang hochgeschaltet und wir fliegen mit der Unterstützung von herrlich drückenden Double-Bass-Attacken unterm Kopfhörer durch die Wohnstube. Very lecker!
In 'The Fifth Season (Nuclear Winter)' geht es mir am Ende zwar etwas zu chaotisch zu, aber das mag am Alter meiner Ohren liegen. Der Anfang der Nummer ist aber auch wieder herrlich mitreißend. Dass ich kein großer Fan von so genannten Fun-Songs bin, ist kein Geheimnis, so finde ich das als Bonus-Track bezeichnete 'Megeilodon' auch den einzigen Schwachpunkt auf "Violator". Musikalisch ist der Titel trotzdem ziemlich gut, ich habe nur mal wieder Probleme mit dem deutschen Text, denn ich bin noch immer der Meinung, dass unsere Sprache leider nur selten mit unserer Musik funktioniert. Mir ist klar, dass dieser Text in Englisch nicht funktionieren würde, das ändert aber nichts daran, dass ich den Track hier unpassend finde. Obendrein komme ich bei den Beinahe-Blast-Beats am Ende der Nummer auch rhythmisch nicht mehr hinterher. Das Alter, ich erwähnte es schon, nech?
Insgesamt ist "Violator" aber eine schmackhafte Angelegenheit, sodass ich Thrash-Lunatics dringend rate, sich mit REAVERS zu beschäftigen.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Holger Andrae