RECKLESS TIDE - Helleraser
Mehr über Reckless Tide
- Genre:
- Thrash Metal
- Label:
- Armageddon / Soulfood
- Release:
- 13.10.2006
- Vicious Circle - Chapter 1
- The Preacher
- Corrupted
- Evolution
- Madness Within
- Symbiont (Welcome To My World)
- Kleemähendeäbte
- House Of Cards
- Extesterone
- Helleraser - Final Chapter
- C.H.A.O.S. (Bonus)
Seit ihrer Gründung im Jahre 2000 haben RECKLESS TIDE aus Hannover hart gearbeitet und es dadurch zu einem sehr guten Ruf in der Szene gebracht. Schon die ersten beiden in Eigenregie veröffentlichten Demo-Scheiben "Insanity Or Reality" und "7 Minutes Of Thrash" konnten recht akzeptable Kritiken einfahren, erst recht das Debüt "Repent Or Seal Your Fate", das wohl ausnahmslos mit positiven Kritiken versehen wurde. Auch auf diverse Live-Auftritte kann die Band bereits zurückblicken, als Highlight bislang wird wohl ein Auftritt am W:O:A zu betrachten sein. Das Sextett, das mit zwei Sängern (Andrew Troth, der Schreihals und Kjell Hallgreen, der für den melodischen Gesang, aber auch für Schreie und Grunzen verantwortlich ist) antritt, um der Welt zu zeigen, wie man amtlichen Thrash Metal fabriziert, hat sich für vorliegendes Zweitwerk eine recht unterhaltsame Geschichte einfallen lassen. Auf "Helleraser" geht es um eine Dame namens Agatossa, die auserkoren wurde alles Schlechte aus der Hölle zu vernichten. Als ihr immer wieder zugetragen wurde, dass es einen noch viel schlimmeren Ort als die Hölle geben sollte, landete sie an eben jenem Plätzchen zwischen Himmel und Hölle, in der Welt der Menschen. Über die gesamte Spielzeit erzählen uns RECKLESS TIDE diese Story, die meiner Meinung nach dafür geschaffen ist, auch als Comic oder gar als animierter Film veröffentlicht zu werden.
Noch viel spannender als diese Story finde ich aber die musikalische Untermalung. Diese ist nämlich Thrash Metal in Reinkultur - und das auf höchstem Niveau. Von den alten Helden der Bay Area sind RECKLESS TIDE wohl ebenso inspiriert wie von so manchen angesagten Zeitgenossen. Um hier gleich mit der Tür ins Haus zu fallen: Es besteht kein Grund die Band zu bemängeln, auch wenn wohl in jedem Review die selben Vergleiche aufkommen werden. Ja, RECKLESS TIDE klingen vor allem gitarrentechnisch ziemlich stark nach TESTAMENT, was aber keineswegs negativ gemeint ist, sondern als Lob zu verstehen ist, und auch ANNIHILATOR lugen des Öfteren um die Ecke, wenn man sich so manches Riff intensiv zu Gemüte führt. Na und? Ist das vielleicht etwas Schlechtes? Nein, ganz im Gegenteil! Jeff Waters war sogar persönlich zugegen, um sich im Opener 'Vicious Cirlce - Chapter 1' als Gast zu verewigen. Eine Tatsache, die Bände spricht, und es würde mich nicht wundern, wenn Meister Waters in Bälde auch für diese Truppe die Regler in die Fingerchen nehmen würde. Ebenso verewigt hat sich auch Hendrik Bache von DEW-SCENTED, der mit Oliver Jaath in 'Corrupted' aufs Heftigste soliert und dabei abermals ein rasantes Old-School-Thrash-Metal-Brett abliefert. Zudem haben RECKLESS TIDE aber scheinbar auch ein Faible für Thrash eher moderner Ausführung, denn neben einigen PANTERA-Anleihen klingen manche Riffkonstrukte derart verquer und brachial, so dass wohl auch diverse Musiker aus der Szene zu Götheborg ihre Freude daran haben würden, wenn ihnen solche Riffideen kommen würden.
"Helleraser" sollte für die fünf Herren und die Dame an der Gitarre in jedem Fall einen weiteren Schritt nach Vorne darstellen, denn derart unterhaltsam war schon lange keine Thrash-Metal-Scheibe mehr. Wenn ich auch den als Joke verstandenen Track 'Kleemähendeäbte' nicht so ganz gecheckt habe, zur Auflockerung des Albums, dem man deutlich anmerkt, dass sich die Band nicht immer nur bierernst nimmt, passt dieser "Schmäh" sehr wohl.
Anspieltipps: Vicious Circle - Chapter 1, Corrupted, House Of Cards
- Redakteur:
- Walter Scheurer