RED CHORD, THE - Prey For Eyes
Mehr über Red Chord, The
- Genre:
- Technical Death Metal
- Label:
- Metal Blade
- Release:
- 20.07.2007
- Film Critiques And Militia Men
- Dead Prevailed
- It Runs In The Family
- Send The Death Storm
- Pray For Eyes
- Responsibles
- Midas Touch
- Tread On The Necks Of Kings
- It Came From Over There
- Intelligence Has Been Compromised
- Open Eyed Beast Attack
- Birdbath
- Bone Needle
- Seminar
Wie arm wäre doch das musikalische Leben ohne positive Überraschungen! THE RED CHORDs Zweitling "Clients" hatte ich geflissentlich ignoriert, davon ausgehend, dass es sich bei der Truppe mit Sicherheit um eine weitere Metalcore-Institution handelt, welche die Welt nun wahrlich nicht braucht. Das 2002er-Debüt "Fused Together in Revolving Doors" ging gar komplett an meiner Wahrnehmung vorbei.
Nachdem ich diese Wissenslücken geschlossen habe, steht nun fest, dass es manchmal auch gut sein kann, diverse musikalische Ergüsse schlichtweg zu verpassen. Denn mit "Prey For Eyes" ist den fünf Amis das mit Abstand beste Werk ihrer noch recht jungen Karriere gelungen. Was früher unstrukturiert und planlos klang, hat nun nachvollziehbare Ecken und Kanten bekommen, ist aber immer noch ein wildes Gebräu voller Überraschungen, Drehungen und Wendungen. Dabei ist die stilistische Vielfalt des Quintetts beachtlich: Von derbstem Prügel-Death-Metal über feine, typisch amerikanisch klingende Hardcore-Einsprengsel (nix Metalcore!) über fette Thrash-Grooves bis hin zu technischem Todesmörtel oder gar sphärischen Instrumentaltracks ist auf dem Album alles zu finden. Macht Spaß beim Hören, bietet mehr als genug Abwechslung und zeigt vor allem, dass THE RED CHORD um einiges gewachsen sind.
Bereits der Opener 'Film Critiques And Militia Men' zeigt die Lieblingsmarschrichtung der Kapelle auf: Heftig, etwas wirr und schnell nach vorne - aber auch gerne mal mit einem Haken nach links und rechts, zwei Schritte zurück dürfen dabei auch mal gepogt werden. Klingt komisch? Nicht wirklich, man stelle sich einfach Berufs-Weirdos wie THE DILLINGER ESCAPE PLAN etwas reduzierter und, nun ja, geradliniger vor. Soll heißen, technischer Anspruch und Fingerfertigkeit gibt's en masse, aber das Ganze ist gut und leicht verdaulich.
Spätestens beim überragenden Instrumental 'It Came From Over There' (selten habe ich aggressiven Gesang so überhaupt nicht vermisst!) wird klar, dass durchaus auch Parallelen zu den Kaspern von CEPHALIC CARNAGE gezogen werden können. Auf "Prey For Eyes" weiß man nämlich ebensowenig wie auf deren Outputs, was einen wohl als nächstes erwartet.
'Dead Prevailed' kratzt gar am gottgleichen Status von DYING FETUS, während 'Send The Death Storm' mit seinem mitgrunzbaren Chorus sogar sowas wie ein richtig eingängiger Hit geworden ist - Frickeleien inklusive. Das Beinahe-Titelstück (heißt eben doch 'Pray For Eyes', während die Platte mit "e" nicht betet, sondern jagt) überzeugt dann durch eine richtig authentische, fette HC-Fuck-Off-Attitüde und eignet sich durch die Shouts im Refrain gar wunderbar zum feierabendlichen Frustabbau - einmal im Auto mitgeschrien, ist die Hälfte der angestauten Wut schon verraucht.
Auch ansonsten leisten sich THE RED CHORD nicht einen Aussetzer, bieten ganz nebenbei noch intelligente, wütende Lyrics, sind rein musikalisch über jeden Zweifel erhaben und können dennoch packende, zielsicher treffende Songs komponieren. Fabelhaft. Wer von DYING FETUS in letzter Zeit etwas enttäuscht ist und auch gerne mal stilistisch etwas mehr als "nur" frickeligen Death Metal haben möchte, könnte hier seinen neuen Heimathafen finden. Extrem starkes Album!
Zu guter Letzt sei noch erwähnt, dass der Drummer mit dem unglaublichen Namen Brad Fickeisen gesegnet ist - wenn das mal nicht nach einer Tour mit den KASSIERERn schreit ...
Anspieltipps: Dead Prevailed, Send The Death Storm, Pray For Eyes, Tread On The Necks Of Kings, It Came From Over There
- Redakteur:
- Rouven Dorn