RED HANDED DENIAL - A Journey Through Virtual Dystopia
Mehr über Red Handed Denial
- Genre:
- Alternative / Metalcore / Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Paid Vacation Records
- Release:
- 24.05.2024
- Parasite
- My Demise
- One More Night
- Falling Back To You
- Driving Towards A Neon Sunset...
- Smokescreen
- ...And Then I Found Myself In A Virtual Dystopia
- Eat Glass
- I Hope You’re Happy
- Home
Wieviele Seiten hat denn eine Medaille?
Mal wieder eine neue Band, denn von RED HANDED DENIAL hatte ich bisher noch nichts gehört. Es gibt einfach zuviele Bands, um überall auf dem Laufenden zu bleiben. In diesem Fall handelt es sich um Kanadier, die bereits drei Alben veröffentlicht haben, aber wohl nur in Nordamerika wirklich aktiv sind. Das kann vielleicht als Entschuldigung gelten, oder?
Die Band wurde bereits 2008 in Toronto gegründet und wird allgemein in den Metalcore eingeordnet, doch "A Journey Through Virtual Dystopia" weigert sich, einfach in diese Kategorie zu fallen. Aber Schritt für Schritt: Der Opener 'Parasite' ist ein aggressiver Mix aus Metalcore mit Djent-Riffing mit heftigen Vocals von Frontfrau Lauren Babic, aber der klar gesungene Refrain ist ein sehr krasser Kontrast, wenn der Song unerwartet in den Popcore gleitet und der Hörer danach in einen Misch aus beiden Antipoden gezogen wird. Babic kann singen, das steht außer Frage, aber für 'Parasite' brauchte ich ein paar Durchgänge, bis ich sagen konnte, ja, das gefällt mir.
Darauf kann man aber nicht ausruhen, denn mit 'My Demise' übernehmen elektronische Sounds die Kontrolle und jetzt wird auch nicht mehr geshoutet, nur das Riffing erinnert noch an den Opener. Mit 'One More Night' wird es noch gefälliger, ein paar Shouts und komplexe Riffs kontrastieren mit dem emotionalen Refrain, der das Stück zu einem echten Volltreffer macht. Dann kommt 'Falling Back To You'. Zu diesem Zeitpunkt bin ich über das Thema Metalcore weit hinaus, denn Melodien und der stark reduzierte Härtegrad der Kompositionen sehen RED HANDED DENIAL sich immer weiter vom Metal wegbewegen, auch wenn ab und an eine Bratgitarre und ein paar Growls oder Shouts den Weg in die Stücke finden. Und mit dem Lied 'Driving Towards A Neon Sunset...' sind wir dann komplett im Postrock angekommen.
RED HANDED DENIAL hat sich weitgehend vom Metal und auch zumeist von Core verabschiedet, auch wenn 'Smokescreen' nochmal an 'Parasite' anknüpft, aber das Synth-Instrumental, das mehr oder weniger als titelgebend fungiert, nimmt den Biss komplett heraus. Dass danach das schwermetallischste Brett kommt, überrascht mittlerweile kaum noch, 'Eat Glass' ist das abgefahrendste Prog-Core-Brett auf "A Journey Through Virtual Dystopia". Nun folgen noch zwei Lieder, aber gegen diesen Kontrast waren die anfänglichen Unterschiede gar nichts, denn jetzt wird es akustisch! 'I Hope You're Happy' ist einfach eine Alternative-Rock-Ballade und das abschließende 'Home' nimmt alles nochmal auf, das heißt, alles was nicht wirklich heavy ist, Pop, Rock, Synthesizer, Schmeichel-Gesang, nur mit Metalcore hat das nichts zu tun.
Eine Recherche zeigt mir, dass RED HANDED DENIAL früher wirklich im Metalcore stand und nur gelegentlich poppige Einflüsse verarbeitete, aber das Prinzip ist auch auf dem Vorgänger "Let The Colours Fade To Grey" bereits zu hören, nur sind anno 2024 die Extreme erheblich weiter ausgelotet worden. Das macht Album Nummer vier einerseits interessant, andererseits sind die unterschiedlichen Stile so weit auseinander, dass möglicherweise verschiedene Hörergruppen nur einen Teil des Albums mögen. Bei einer Spielzeit von etwas mehr als 35 Minuten sollte vor der Kaufentscheidung daher am besten Zeit für ein Reinhören sein. Ich finde "A Journey Through Virtual Dystopia" nach einigen Durchgängen sehr gut, ich mag aber auch alle drei Stile, nämlich Pop, Postrock und Metalcore.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Frank Jaeger