RED HARVEST - Internal Punishment Programs
Mehr über Red Harvest
- Genre:
- Industrial Metal
- Label:
- Nocturnal Art Productions
- Release:
- 27.09.2004
- Anatomy Of The Unknown
- Fall Of Fate
- Abstract Morality Junction
- Mekanizm
- Symbol Of Decay
- Teknocrate
- Synthesize My DNA
- Wormz
- 4-4-1-8
- Internal Punishment Programs
Stellt euch vor, es ist Krieg und keiner geht hin. Ja, wo sind denn all diese Kämpfer, die sich sonst so auf den Heerfeldern der Welt tümmeln? Vielleicht hören ja alle die neue Scheibe von RED HARVEST namens "Internal Punishment Programs", die endgültige Industrial-Metal-Antwort auf die Schlachten dieser Zeit, ob zu Lande, in der Börse oder im Dschungel Großstadt. RED HARVEST kommen aus Norwegen, wie eben die meisten Bands mit einer großen musikalischen Vision. Schon seit mehr als zehn Jahren spuken RED HARVEST dort im Underground herum und dürfen sich deshalb auch mit Recht als Pioniere des skandinavischen Industrials fühlen. Bereits die letzte Scheibe "Sick Transit Gloria Mundi" war ein bemerkenswert vollkommener Hassbrocken aus fetten Beats und apokalyptischen Gitarren. Und nun?
Die neue Platte schließt auf 40 Minuten nahtlos da an, wo RED HARVEST mit "Sick Transit Gloria Mundi" aufgehört haben. Besonders bei weit aufgedrehter Lautstärke entfaltet "Internal Punishment Programs" eine ungemein düstere Atmosphäre voll klinischer Kälte und gesichtsloser Aggression, das rot-schwarze Cover passt perfekt zu diesem Soundtrack für den Untergang. Gleichzeitig wirkt ein morbid-böses Geplänkel zwischen langsamen Tekkno-Beats, bedrohlichen Samples und heiserem Gekrächze wie etwa in 'Mekanizm' auf Dauer so verstörend, dass selbst MINISTRY ihre misanthropische Freude hätten. Als Kontrast kracht danach eine Stakkato-Riff-Klopperei wie 'Symbol Of Decay' nur noch aggressiver, tobsüchtiger und tödlicher aus den sich unter dem Mörderbass windenden Boxen.
RED HARVEST setzen in ihren finsteren Kompositionen nicht auf möglichst verschnörkelte Songs, hier regiert wie zu seligen NAILBOMB-Zeiten ein allgemein herrschendes Gefühl von einfacher Wut auf das System und den gesamten Rest, die einfach straight durch die Boxen zischen will. Als weitere Inspiration für das Quintett dürfen auch noch Recken wie NINE INCH NAILS herhalten, RED HARVEST verbreiten mindestens genauso viel "fuck off"-Einstellung wie Mr. Reznor. Doch kommt bei RED HARVEST noch ein typisch norwegischer Zug hinzu, der Hang zu einem gewissen pompösen Sound, herrlich zum Beispiel dargeboten in dem alles erdrückenden 'Technocrate'. "Haar-in-der-Suppe-Sucher" könnten jetzt zwar freilich bemängeln, dass Frontmann Ofu Kahn nicht wirklich variabel singt, doch soll er genau das auch machen. So ist es vollkommen perfekt, der Typ schreit und klingt dabei, als säße ihm eine Gasmaske auf dem Kopf - was bei Live-Auftritten von RED HARVEST schon einmal ganz real passiert.
Mit all diesen Vorzügen bewaffnet, ist dieses Album in der Tat ideal für Kriege aller Art geeignet. Im Hörerkopf laufen zumindest Filme ab, die viel Gewalt, wenig Hoffnung und dunkle Gänge enthalten. Wer RED HARVEST also kauft und 'ne Party veranstalten will, der sollte lieber nur dem örtlichen Misanthropie-Verein eine Einladung zukommen lassen - die Jungs freuen sich bestimmt, mal wieder Musik von Gleichgesinnten zu hören. Denn eines sind RED HARVEST mit Sicherheit nicht: Positiv. "Internal Punishment Programs" ist damit eine willkommene Ablenkung für Leute, die mal wieder elektronisch-gitarrig ihren Frust abreagieren wollen oder sich auf die nächste Straßenschlacht vorbereiten.
Anspieltipps: Symbol Of Decay, Teknocrate, Wormz
- Redakteur:
- Henri Kramer