RED HARVEST - The Red Line Archives
Mehr über Red Harvest
- Genre:
- Industrial/ Extreme Metal
- Label:
- Indie Recordings/ Plastic Head
- Release:
- 12.05.2008
- Move Or Be Moved (Full Version Mix 2008)
- Dead (Sick Transit Gloria Mundi - 2002 :: ReFactor 2008)
- Last Call (Cold Dark Matter - 2000)
- Abstract Moral - Junction Mix (Internal Punishment Programs - 2004, Remix 2008)
- Synthesize My DNA (Internal Punishment Programs - 2004)
- Bleed (1996/2008)
- 4418 (Internal Punishment Programs - 2004)
- Desolation (Sick Transit Gloria Mundi - 2002)
- Technocrate (Dunkelheit Version 2008 Mix)
- Cyborg Era / Dead End (Remix 2008)
- The Central Sun - Part 1 (1996)
Eigentlich sind Best Of-Platten ja langweilig und nur für angehende Fans einer Band zu empfehlen, die sich einen Überblick verschaffen wollen. RED HARVEST gehen bei ihrer ersten Lieblingssongs-Zusammenstellung der Bandgeschichte ein wenig anders vor: Denn viele der alten Stücke auf "The Red Line Archives" haben einen komplett neuen Charakter erhalten, nachdem sie durch den Mixer gezogen wurden. Das Resultat dieses eigentlichen löblichen Experiments scheint allerdings zumindest für Gitarren-Liebhaber nicht gänzlich gelungen - und ist dennoch hörenswert.
Die ketzerische These lautet: Die norwegischen Stars des industrialisierten Extrem-Metals sind an manchen Stellen etwas über das Ziel hinausgeschossen und verheddern sich stellenweise in allzu elektronischen Spielereien. Das mag Leuten gefallen, die neben Metal auch offen für Industrial-Strom-Angriffe in harscher Form sind. Gleichwohl bewahren sich RED HARVEST auch in ihren Remixes die Eigenständigkeit, die diese Nordlichter ausmacht: Sie zelebrieren die Endzeit menschlicher Existenz in unfassbar wütender Form und könnten eigentlich den kompletten Soundtrack für alle Terminatoren-Filme neu schreiben. Wer sich zum Beispiel 'Bleed' anhört, bekommt dort einen Klangbrei ins Ohr geschraubt, der extrem nach System-Absturz und derber elektronischer Baustelle klingt. Erinnerungen an solche Sickos wie EYEHATEGOD werden wach. Auch 'Moved Or Be Moved' ist so ein Song: Vor einem nervösen elekronischen Dauerwabern krachen die schweren Riffs durch die Boxen, das Chaos sprießt. Doch liegt genau hier ein Problem: Die bisherigen Platten der Norweger waren schon allesamt nicht sonderlich zugänglich. "The Red Line Archives" sind es noch weniger - weil immer auch elektronische Zwischenspielereien den Spielfluss stören. Vielleicht hätten der Auswahl deswegen ein paar Titel gut getan, die gnadenlos nach vorn preschen - wie etwa das fulminant an MINISTRY gemahnende 'Technocrate'-Mix. Solche Momente sind wiederum richtig stark, weil sie dem Sound von RED HARVEST bisher unbekannte Lärm-Aspekte abringen.
Damit ist "The Red Line Archives" eine wirklich spannende Sammlung psychopathischer Noise-Welten, nicht immer schlüssig, aber durch und durch von dem Willen beseelt, Fans der Band keine langweilige Best-Of zu bieten. Zum Antesten des Sounds von RED HARVEST empfiehlt sich für Neulinge aber immer noch "Sick Transit Gloria Mundi" oder "Internal Punishment Programs" – die bilden den Sound dieser apokalytischen Crew in seiner ursprünglicheren Form ab. Industrial-Cracks ohne Scheuklappen können die Archive der roten Linie dagegen ohne Bedenken antesten...
Anspieltipps: Technocrate, Dead, Abstract Moral
- Redakteur:
- Henri Kramer