RED HOT CHILI PEPPERS - I'm With You
Mehr über Red Hot Chili Peppers
- Genre:
- Alternative Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Warner Bros. Records (Warner)
- Release:
- 26.08.2011
- Monarchy Of Roses
- Factory Of Faith
- Brendan's Death Song
- Ethiopia
- Annie Wants A Baby
- Look Around
- The Adventures Of Rain Dance Maggie
- Did I Let You Know
- Goodbye Hooray
- Happiness Loves Company
- Police Station
- Even You, Brutus?
- Meet Me At The Corner
- Dance, Dance, Dance
The PEPPERS are back. Scharf, ernsthaft, verspielt - der Alternative lebt.
Chili Schoten sind etwas tolles. Man hegt und pflegt sie, kümmert sich um sie, versucht, die genau richtige Menge Wasser zu gießen, die Sonneneinstrahlung zu portionieren, betet für sie, wenn sie die Blätter hängen lassen und freut sich, wenn es ihnen gut geht. Man fiebert dem Tag entgegen, wenn sie endlich reif sind und alles, ja wirklich alles nur deshalb, weil man sich selbst quälen will. Denn das Höchste des gemeinen Chili-Gärtners ist es ja, wenn man bei der abschließenden Verkostung rot anläuft, Feuer spuckt und wild gestikulierend um Wasser bittet – geschieht dies, kann der Stolz auf die Peppelarbeit der letzten Monate nicht größer sein.
Nun, was hat das – bis auf die *hust* genial herbeigefeührte Namensanalogie – mit dem neuen Album der kalifornischen Alternative-Rock-Legende RED HOT CHILI PEPPERS zu tun? Es scheint, als hätten die vier Jungs, die sich jüngst eine Veränderung an der Gitarre erlaubten, ihr Pflänzchen ganz ähnlich über die Jahre mit Höhen und Tiefen gepflegt, um "I'm With You" zu veröffentlichen. Das neueste Album der 1983 gegründeten Band fühlt sich wie etwas an, das erst mit viel Leibe und Mühe über die vergangenen 28 Jahre entstehen konnte. Es ist vollgepackt mit Erfahrungen, Ernüchterungen, Freuden und einer gewissen Ernsthaftigkeit, die die neue Schärfe dieser musikalischen Schote ausmacht. Natürlich gibt es immer noch eine Menge Spielereien, welche man von den CHILI PEPPERS zurecht gewohnt ist – dennoch, der Fokus der Band hat sich verschoben.
So hängen an der Pflanze immer noch Verrücktheiten, die Jungs veralbern sich im Booklet mit Ketchup, doch die Wurzel der Pflanze nimmt sich weit ernster als je zuvor, so scheint es. 2011 ist ein Jahr, in dem die Band ihr Schaffen ernster nimmt. Sie haben Kinder, sie studieren Jazz, sie verfolgen die Politik ihres Landes, sie rebellieren. Nicht auf die alberne, lustige Art der Vergangenheit, nein, mehr auf die verschrobene Art eines NEIL YOUNG. Sicher, die Songs strotzen vor Mitsingparts, sind immer noch poppy rock-funkig, und doch wirken die Brüche und Andersartigkeiten auf "I'm With You" pointierter, kalkulierter, wichtiger. Und damit ist sicherlich offensichtliches wie der Protestsong 'Police Station' ebenso gemeint wie die Bad-Hippie-Ballade 'Annie Wants A Baby'.
Tut das dem Sound der PEPPERS schlecht? Auf keinen Fall. Vielmehr greifen die Jungs den Vibe des frühen Rocks auf, treten das Erbe der Koryphäen an, die mittlerweile auf den sanft schaukelnden Wellen des Rockerfolgs surfen, ohne sich dabei wirklich anstrengen zu müssen, und ohne dabei Namen nennen zu wollen, natürlich geht es dabei auch um das Erbe der STONES. Doch zum Abschluss dieser Rezension stelle ich mir doch die Frage, wo eigentlich der Nachwuchs ist, der die PEPPERS beerben wird? Wenn es an einer Band ist, die Schärfe im modernen Alternative-Stadion-Rock aufrecht zu erhalten, welche selbst schon beinahe in die Jahre gekommen ist, wo führt das dann hin? Wer kümmert sich noch darum, dass die Mainstream-Jugend sowohl tanzen kann, als auch ein bisschen zum Nachdenken angeregt wird? Oder die Yuppies, die mit ihren Umhängetaschen aus recyceltem Naturleder-Synthetik-Material aus alten Schallplattenhüllen den Blick von ihrem Haus-Baum-Schiff-Sportwagen-Portfolio heben und sehen, dass es noch Werte gibt, um die es sich zu kämpfen lohnt?
Fazit: Es wird wieder so sein wie immer. Die PEPPERS werden für ihre genialen Refrains gefeiert werden, doch die abgeklärte Ernsthaftigkeit, die hinter diesem Dada-Pop-Konglomerat aus Funk, Rock und Alternative aufscheint, kann nicht oft genug hervorgehoben werden. "I'm With You" ist der Soundtrack einer Generation, die ihre Jugend abstreift, ohne dabei altbacken oder gar wichtigtuerisch daher zu kommen. Und so wird die Schärfe der Schote für jeden Geschmacksneurotiker zu spüren sein: Entweder im Club, als Mitsing- und Tanz-Chili, oder zu Hause, als geschmackliche Anregung zum Nachdenken und Protest-Nostalgie-Schwelgen.
Anspieltipps: Monarchy Of Roses, Police Station, The Adventures Of Rain Dance Maggie
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Julian Rohrer