RED INK - Falscher Freund
Mehr über Red Ink
- Genre:
- Thrash Core
- Falscher Freund
- Herz aus Stein
- Hör auf zu nörgeln
- Kannst du
- Aber was
- Meine Gedanken
- Ich Lebe
- Mittendrin
- Deine Angst
- Wut im Bauch
- Längst nicht vorbei
RED INK spielen Trash Core mit deutschsprachigen Texten. Ich weiß, was ihr jetzt denkt: Trash Core? Deutsche Texte? Will der uns verarschen?
Ich kann euch beruhigen, das ist gewiss nicht meine Intention. Im Gegenteil, denn was auf ihrem neuen Album "Falscher Freund" dargeboten wird, klingt richtig gut! RED INK versteht es vorzüglich, trashige Gitarrenriffs mit Hard-Core-typischem Gekeife und deutschen Texten zu kombinieren. Und das nennt sich dann Thrash Core. Aber das ist noch nicht alles Ungewöhnliche an dieser Band, hinzu kommt mit Anne Gültzow noch eine fest zur Gruppe gehörige Geigerin (!), deren Instrument immer wieder starke melodische Kontraste zur restlichen Härte der Band einbringt. Eine seltsame Kombination, zugegeben, sie klingt aber astrein. Der Gesang von Sänger Michael "Biene" Klewin strahlt eine enorme Wut aus, die Felle werden von Drummer Matthias Wolf wirklich ordentlich verdroschen und auch an Bass- und Gitarrenspiel gibt es nichts zu meckern.
Gleich der erste Song 'Falscher Freund' ist ein ordentliches Brett, bei dessen Refrain sich die Nackenmuskulatur durch exzessives Headbanging ordentlich trainieren lässt. Unerwartete Tempowechsel, die gut dosierte aber allgegenwärtige Geige und ein Refrain mit Ohrwurmgarantie stechen positiv hervor. Die Thematik des Albums soll allgemein mit Leuten abrechnen, wie sie im Song 'Falscher Freund' besungen werden. RED INK scheinen dabei aber auch ein Faible für ungewöhnliche Instrumente zu haben, denn neben der schon erwähnten Geige sind in den Stücken 'Herz aus Stein' und 'Ich lebe' auch noch eine Drehleier und eine Schalmei zu hören, und das bei dieser musikalischen Grundausrichtung!
Man könnte fast meinen, man sei in eine Jamsession von BIOHAZARD und SCHANDMAUL geraten. Mit 'Hör auf zu nörgeln' trifft das Sextett zweifellos genau die momentan in Deutschland herrschende Stimmung. Viele unserer Mitbürger sollten sich diesen Song echt mal anhören, und über den Text richtig nachdenken. Auch hier zeigt sich die Band wieder von einer experimentierfreudigen Seite: Zu Beginn akustisches Gitarrenspiel, dann ein Wechsel in enorm hartes Riffing, gefolgt von psychedelischen Einschüben und interessanten Melodiebögen.
Bei 'Aber was' werden dann auch noch einige Hip-Hop-Grooves eingespielt und die Plattenteller bearbeitet. Hier erinnern RED INK etwas an CYPRESS HILL auf deren "Skull & Bones"-Album, als die Amerikaner sich in deutlich härtere Gefilde vorwagten (das ist übrigens die einzige Hip-Hop-Platte, die ich ab und an noch gerne höre).
Und so abwechslungsreich geht’s auch weiter mit dem enorm rhytmischen, von Samba-Trommeln begleiteten 'Meine Gedanken' über das schon erwähnte 'Ich lebe' bis zu den beiden Hard-Core-Knallern 'Mittendrin' und 'Wut im Bauch'. Mit 'Deine Angst' hat man sich sogar an einer Ballade versucht, doch zeigt sich hier, dass Sänger Michael eher für eine andere Gesangsart prädestiniert ist.
Ich muss sagen, ich bin echt beeindruckt von dieser Platte. Eigentlich bin ich kein besonders großer Fan von Hard Core oder Hard-Core-ähnlicher Musik, doch RED INK haben mich mit ihrem abwechslungsreichen Songwriting und dem mutigen Einsatz von genreuntypischen Instrumenten überzeugt. Speziell die gelungenen Lyrics sind dem Sextett hoch anzurechnen, ist es doch ungemein schwerer, gute deutschsprachige Texte zu schreiben. So ist es auch nicht verwunderlich, dass RED INK beim "Bundesrockfestival" mit dem Award für das beste Songwriting ausgezeichnet wurden.
Doch muss ich warnen, denn "Falscher Freund" ist keine leichte Kost; die Platte braucht eine gewisse Anlaufzeit, um dem Hörer alle Gimmicks zu verraten.
So bleibt festzustellen, dass "Falscher Freund" ein sehr gelungenes, ungewöhnliches Album ist und RED INK ein echter Geheimtipp sind.
Anspieltipps: Falscher Freund, Hör auf zu nörgeln, Mittendrin
- Redakteur:
- Martin Schneider