REDEMPTION - Long Night's Journey Into Day
Auch im Soundcheck: Soundcheck 07/2018
Mehr über Redemption
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Metal Blade (Sony)
- Release:
- 27.07.2018
- Eyes You Dare Not Meet In Dreams
- Someone Else's Problem
- The Echo Chamber
- Impermanent
- Indulge In Color
- Little Men
- And Yet
- The Last Of Me
- New Year's Day
- Long Night's Journey Into Day
Auch ohne Alder bärenstark.
Als vor zwei Jahren "The Art Of Loss" erschien, hatte sich REDEMPTION endgültig in mein Herz gespielt. Klar, auch die drei von Ray Alder (voc., FATES WARNING) veredelten Vorgänger waren bärenstarke Alben, aber mit diesem Werk hatte sich Bandkopf und Songwriter Nick van Dyk selbst übertroffen. Von daher war die im letzten Jahr verkündete Trennung von Stimmwunder Alder durchaus eine extrem bittere Nachricht. Und ich muss gestehen, dass diese nicht wich, als Tom Englund (EVERGREY) als neuer Barde vorgestellt wurde. Natürlich, ich mag EVERGREY super gerne und nehme der Band nicht einmal übel, dass sie sich zuletzt nur wenig entwickelt hat, weil sie einfach einen einzigartigen Sound hat. Aber die Stimme von Tom Englund ist eben auch sehr speziell und ich hatte vor dem ersten Spin durchaus die Befürchtung, dass sich REDEMPTION nun ein Stück zu weit auf EVERGREY zubewegen würde, während ich mit Ray Alder am Mikro nie wirklich an FATES WARNING gedacht habe. Von daher lege ich das neue Werk "Long Night's Journey Into Day" auch mit großer Spannung ein.
Und so ganz ist diese Befürchtung dann auch nach beinahe 20 Durchläufen nicht aus der Welt zu schaffen, auch wenn Englund deutlich gemäßigter und weniger leidend und melancholisch singt als bei den Immergrauen. Zu hören ist dies bei der Single-Auskopplung 'Someone Else's Problem', wo Englund seine Stimme mittiger und reduzierter einsetzt. Dazu kommt noch ein pfiffiger Refrain, schöne Gitarren- & Keyboard-Soli und fertig ist ein durchaus veritabler Hit. A propos Gitarren-Soli: Da Bernie Versailles nach seiner schweren Erkrankung immer noch nicht wieder als Saitenakrobat agieren kann, übernehmen dies auf "Long Night's Journey Into Day" - wie z.T. auch auf "The Art Of Loss" - Legende Chris Poland (ex-MEGADETH) und der Italiener Simone Mularoni (DGM), die beide wieder ganze Arbeit leisten und mit einigen herausragenden Farbtupfern die Songs aufwerten.
Und obwohl ich an "Long Night's Journey Into Day" eigentlich überhaupt nichts auszusetzen habe, wird auch nicht eine ähnliche Euphorie ausgelöst wie beim Vorgänger. Das liegt sicher ein kleines bisschen an Englund, den ich persönlich mit seiner Trauerstimme etwas lieber mag, als in der Tonlage, die er hier meist auflegt. Und der auch ganz generell bei mir gegen Ray Alder nur wenig Chancen hat, ein Duell zu gewinnen. Doch auch die Songs sind einen Nanometer weniger brillant als auf dem Vorgänger. Wo die Refrains auf "The Art Of Loss" sich im halben Dutzend im Hirn manifestierten und sich dort regelrecht eingebrannt haben, kann ich Songs wie 'The Echo Chamber', 'Impermanent' (klingt in den Strophen am stärksten nach EVERGREY), die würdige 'Black And White World'-Forsetzung 'Indulge In Color' oder die eindringliche Ballade 'And Yet' noch nicht im Schlaf mitpfeifen.
Häufig spricht man in solchen Fällen ja davon, dass man sich Prog-Metal-Alben ja erst erarbeiten muss, aber ich habe nicht das Gefühl, dass sich das hier noch ändert, denn trotz aller technischen Brillanz und Spielereien, sind die Songs eben doch auch immer eingängig.
Und wer hier jetzt eine leise Enttäuschung herausliest, ist auch falsch gewickelt. Durch Alders Abgang waren meine Erwartungen deutlich gesunken und diese werden locker überboten. Das feine U2-Cover 'New Year's Day', das bärenstarke 'Little Men' und der abschließende Titeltrack ragen aus einem starken Werk sogar noch leicht heraus und machen REDEMPTION zum verdienten Soundcheck-Sieger im Juli. Fans kaufen also trotz Mini-Makels blind.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Peter Kubaschk