REDEMPTION - The Origins Of Ruin
Mehr über Redemption
- Genre:
- Progressive Metal
- Label:
- InsideOut Music / SPV
- Release:
- 30.03.2007
- The Suffocating Silence
- Bleed Me Dry
- The Death Of Faith And Reason
- Memory
- The Origins Of Ruin
- Man Of Glass
- Blind My Eyes
- Used To Be
- Fall On You
Ich kann kaum beschreiben, wie sehr ich mich auf diese CD gefreut habe. REDEMPTION sind das geistige Kind des begnadeten Gitarristen und Songwriters Nikolas van Dyk, der im Jahre des Herrn 2000 dieses Projekt ins Leben rief. Für das Debüt-Album rekrutierte er eine ganze Reihe illustrer Musiker, unter anderem AGENT STEELE-Gitarrist Bernie Versailles und den damaligen STEEL PROPHET-Sänger Rick Mythiasin. Produziert wurde die Scheibe von keinem geringeren als FATES WARNING-Frontmann Ray Alder, der ein guter Freund von van Dyk geworden war und mit ihm bereits auf seinem ersten ENGINE-Album zusammen gearbeitet hatte. Um den Kreis hier zu schließen, soll noch mal daran erinnert werden, dass Bernie Versailles ja auch Gitarrist von ENGINE war und FATES WARNING live an der zweiten Axt unterstützt.
Alder, dessen großartige Stimme auf dem REDEMPTION-Debüt lediglich bei einem Song zu hören ist, übernahm das Mikro für das grandiose Nachfolgewerk "The Fullness Of Time" gänzlich. Dieses Album gehörte zu den Highlights des Jahres 2005 und gefiel mir ehrlich gesagt ein Stück besser als die in etwa zur selben Zeit erschienene DREAM THEATER-CD "Octavarium". Das lag vor allem daran, dass sich "The Fullness Of Time" bei aller Komplexität und Virtuosität durch einen ungemein warmen, vollen Klang, große Emotionen und tonnenweise fantastische, unter die Haut gehende Melodien auszeichnete. Glücklicherweise ist uns das Triumvirat van Dyk/Alder/Versailles erhalten geblieben und legt nun mit "The Origins Of Ruin" ein weiteres Album vor, von dem ich so sehr hoffte, es würde dort anknüpfen, wo der Vorgänger aufgehört hatte.
Mit vor Spannung leicht zitternden Fingern und laut klopfendem Herzen legte ich diesen so unscheinbar wirkenden kleinen Silberling zum ersten Mal in die verführerisch geöffnete Schublade meines CD-Players. Sieben Minuten später war ich ein von allen irdischen und himmlischen Glücksgefühlen durchströmter Mensch, der alles um sich herum vergessen hatte und nur noch gebannt den überirdisch schönen Klängen lauschen konnte, die dort aus den Boxen drangen. Der göttliche Opener 'The Suffocating Silence' wischt mit einem Streich alle Zweifel vom Tisch, die mich zugegebenermaßen geplagt hatten, ob REDEMPTION denn das schwindelerregend hohe Niveau des Vorgängers noch einmal erreichen würden. Ein galaktisch geiles Old-School-Metal-Riff und Ray Alders anbetungswürdiger Gesang tragen diesen Song, der von einem wundervollen, schwebend leichten und betörenden Chorus endgültig ins Metal-Nirvana katapultiert wird. Wenn es so etwas wie ein Paradies wirklich gibt, läuft dort zur Zeit bestimmt täglich dieser Song im Radio. Filigrane Breaks und knackig harte, multidimensionale instrumentale Intermezzi liefern zusätzliches Futter für die hungernde ästhetische Seele. Der Sound ist sehr transparent und wohl ausbalanciert, Tommy Newton hat hier wieder mal superbe Arbeit abgeliefert. Hach, das Leben kann so schön sein ...
Das folgende 'Bleed Me Dry' ist keinen Deut schwächer, sehr intensiv und eindringlich, erstaunlich heavy und kraftvoll, mit den raffiniertesten Melodien und Rhythmen, voller klug platzierter Breaks und Wendungen. Und wieder steigt aus diesem harmonischen Ganzen ein Refrain empor, der einem fast die Freudentränen in die Augen treibt. 'The Death Of Faith And Reason' schlägt in dieselbe Kerbe, stilistisch wie qualitativ. Das knapp zehnmütige 'Memory' lässt dann auch mal Zeit für ein paar ruhigere, besinnliche Momente, nachdem einen der Anfang der Platte ziemlich in den Sessel gedrückt hat. Trostvolle Pianoklänge verbinden sich hier mit mal trocken riffenden, mal singend Geschichten erzählenden Gitarren und anmutigen, gefühlvollen Melodien. 'The Origins Of Ruin' ist ein spartanisch mit sanft getupftem Klavier unterlegtes Zwischenspiel, wie wir es von SAVATAGE zu "Streets"-Zeiten kennen, bevor man mit dem energisch treibenden und doch sehr eleganten 'Man Of Glass' wieder richtig Fahrt aufnimmt. 'Blind my Eyes' ist eine schöne Semi-Ballade, die auf 95% aller Genre-Veröffentlichungen wohl ein Highlight wäre, hier allerdings ein bisschen im Schatten steht, da es die enorme Prägnanz und Genialität des übrigen Materials nicht ganz erreicht. Mit 'Used To Be' brennen REDEMPTION dann noch mal ein beeindruckendes Technik- und Dynamik-Feuerwerk ab, bevor der an 'Memory' anknüpfende, zum Träumen und Genießen einladende, formidable Longtrack 'Fall On You' ein Album beschließt, für das, würden wir hier Punkte vergeben, nichts anderes als die Höchstnote auch nur halbwegs angemessen wäre.
Was auf "The Fullness Of Time" programmatisch entwickelt wurde, so nach dem Motto "Schaut mal alle her, das ist die Musik, die wir machen wollen und können!", tritt auf "The Origins Of Ruin" in vollendeter Schönheit und Brillanz ans Tageslicht. Die Musik kommt zudem so ehrlich, direkt und echt rüber, dass man das Gefühl hat, Ray Alder würden einem beim Singen schon auf der Schulter sitzen und die Band käme auch gleich aus den Boxen gestiegen. Ganz ähnliche Empfindungen hatte ich schon bei der einzigen anderen Platte, die in diesem Jahr bisher in derartige Sphären vorgestoßen ist, nämlich der neuen THRESHOLD-CD. Diese beiden Alben werden sich mit der wohl im Juni erscheinenden neuen DREAM THEATER einen heißen Kampf um den Titel "Thinking Man's Metal Album Of The Year" liefern. Bleibt mir nur, mich tief vor Nikolas van Dyk und REDEMPTION zu verneigen. Mit "The Origins Of Ruin" ist ihnen ein unsterbliches Meisterwerk gelungen.
- Redakteur:
- Martin van der Laan