REFUSED - Freedom
Mehr über Refused
- Genre:
- Hardcore
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Epitaph Records
- Release:
- 29.06.2015
- Elektra
- Old Friends / New War
- Dawkins Christ
- Françafrique
- Thought Is Blood
- War On The Palaces
- Destroy The Man
- 366
- Servants Of Death
- Useless Europeans
Back With Vengeance
Dass ich das nochmal erleben darf, REFUSED ist wieder da! Habe ich die Hoffnung spätestens Ende 2012 endgültig ad acta gelegt, dass in dieser Hinsicht von den 1990er Jahren Hardcore-Heroen noch etwas kommt, werde ich nun zweieinhalb Jahre später eines Besseren belehrt. Mit "Freedom" steht das Comebackalbum in den Startlöchern, der Nachfolger des 1998er Highlights "The Shape Of Punk To Come", dem kurze Zeit später die erste Auflösung folgte. Zumindest hat sich REFUSED mit diesem Album vor 17 Jahren ein Denkmal gesetzt, das bis heute für viele die perfekte Mixtur aus Hardcore-Punk und Metal mit dezenten genrefremden Einflüssen darstellt. Ist ein neues Album aus diesem Grunde denn unbedingt nötig? Rütteln die Schweden um Frontwüterich Dennis Lyczen dadurch nicht an ihrem hart erarbeiteten Status? Kann die Truppe zumindest ansatzweise das damalige Niveau erreichen? Fragen über Fragen, die ihr euch mit Recht stellt. Doch ich kann Entwarnung geben und euch beruhigen: "Freedom" ist ein tolles, REFUSED-typisches Album geworden, das ich in dieser Form den Jungs gar nicht zugetraut hätte.
Vom einstigen Elektro- und Jazz-Einschlag ist 2015 fast nichts mehr zu spüren, denn diese Plätze haben sich groovende Metalriffs und ein Hauch von Core und Funk zurückerobert, ohne dass sich der hochsozialkritische Fingerzeig-Hardcore die Butter vom Brot nehmen lässt. Nehmen wir nur mal das energische 'Elektra' als Beispiel, das die perfekte Brücke zwischen damaliger Rebellion und dem wachen Auge der Gegenwart schlägt und als Opener nicht besser hätte gewählt werden können. "Freedom" ist im Großen und Ganzen ein ungemein abwechslungsreiches, nachdenkliches und – man möge fast schon sagen – erwachsenes Album geworden. Denn auch die anderen Stücke schlagen kritisch in die gleiche Kerbe und offenbaren uns die gesamte Palette des REFUSED-Repertoires anno 2015: 'Old Friends/New War' packt zwar die Akustikgitarre aus, ist dennoch äußerst heavy, 'Dawkins Christ' ist zumindest zum Ende hin rohe Aggression und 'Françafrique' sowie 'Servants Of Death' lockern mit saftigem Funk "Unterfangen Freiheit" musikalisch auf. Ja selbst eine Ballade hat sich mit 'Useless Europeans' auf "Freedom" verirrt, die Abwechslung wird auf Album Nummer vier sehr groß geschrieben. Die restlichen Nummern sind auch durch die Bank weg gutklassig, obgleich ich mit '366' noch meinen Liebling namentlich erwähnen will. Denn hiermit hat REFUSED einen echten Alternative-Bolzenschneider im Gepäck, der live zukünftig definitiv nicht fehlen darf.
Tja, wer hätte solch ein Comeback nach all den Jahren und zwei Auflösungen noch erwartet? Doch wie Phönix aus der Asche steigt REFUSED empor, präsentiert mit "Freedom" frische, unbekümmerte und vor allem ach so typische Kost, die schmeckt, als wäre die Band niemals weg gewesen. Wer überdies ein zweites "The Shape Of Punk To Come"-Album erwartet, wird zumindest zum Teil zufrieden gestellt, denn die Klasse von 1998 blitzt an vielen Ecken und Enden ein wenig auf. Doch vor allem ist "Freedom" eins geworden: Ein gutes Album!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Marcel Rapp