REGARDLESS OF ME - Black Flowers Blossom
Mehr über Regardless Of Me
- Genre:
- Metalcore / Trancecore
- ∅-Note:
- 4.00
- Label:
- Boersma Records
- Release:
- 04.09.2020
- Nebula
- Obsidian
- Awake
- The Day We Die
- Again
- My Bloody Eyes
- Cassiopeia
- Far Away
- Against The Horizons
- I Remember You
- Carbon
- We Fall
Tolle Musiker, die sich mit vollkommen überladenen Songs selbst im Weg stehen.
Wer schon häufiger Rezensionen meiner Wenigkeit auf unserer Seite gelesen hat, der wird wissen, dass ich persönlich auch durch meine Aktivität als Musiker ein ganz besonders offenes Ohr für Melodic Death Metal habe. So kommt es nicht selten vor, dass alleine durch diese Genre-Bezeichnung mein Interesse an einem Release einer ansonsten hierzulande noch unbekannten Band geweckt wird. So auch im Falle der Italiener REGARDLESS OF ME, wobei sich mir nicht erschließen will, wieso ihr aktuelles Album "Black Flowers Blossom" unter diesem Banner vermarktet wird. Doch dazu später mehr, erst einmal noch ein paar Eckdaten zur Formation aus Mailand: Gegründet wurde das Quartett im Jahr 2007 und es erfreut sich bislang noch keines stabilen Line-ups, worin vielleicht auch die bisher magere Ausbeute von drei Langeisen begründet liegt. Für den neuen Silberling hat Bandkopf Mr. Dark (Gesang, Gitarre) mit Sängerin Arys Noir, Basser Niccolo Parrini und Schlagzeuger Mattia Rubino allerdings eine Truppe zusammengestellt, die hörbar ihr Handwerk versteht und sich auch nicht scheut, mit einer guten Portion Fingerakrobatik aufzutrumpfen.
Los geht es aber erst einmal mit dem verrückten Intro 'Nebula', das die Band noch in den Hintergrund stellt und stattdessen von wuchtigen Trancecore-Synthesizern und auffällig synthetischen Orchester-Samples dominiert wird. Entsprechend verwirrt sitze ich auch vor dem Promomaterial, denn mit melodischem Todestahl hat das herzlich wenig zu tun. 'Obsidian' verfestigt diesen Eindruck im Anschluss, auch wenn die Gitarrenarbeit anfänglich zumindest im Entferntesten an den Göteborg-Sound erinnert. Doch dieser Moment ist flüchtig und danach kippen die Riffs ganz klar in Richtung Djent ab, während Fronterin Arys mit ihrer kräftigen und überraschend starken Gesangsdarbietung gegen die vollkommen mit Synthesizern überladene Produktion ansingt. Deutlich besser kommt ihre Stimme da schon im folgenden 'Awake' zur Geltung, das im Vergleich zum vorangegangenen Track einen harschen Stilwechsel vornimmt und eher in Gothic-Metal-Gefilden segelt, bevor ab der Mitte wieder die MESHUGGAH-Gitarren-Dampfwalze das Zepter übernimmt und die bis dahin aufgebauten Melodien schonungslos überrollt. 'Again' erleidet ein ähnliches Schicksal, nur ist man hier als Hörer eigentlich froh, wenn die stumpfen Trancecore-Rhythmen der eröffnenden Minuten endlich von ein paar ordentlichen Gitarren abgelöst werden.
Ihr hört es wahrscheinlich schon, besonders begeistern kann mich "Black Flowers Blossom" nicht. Das Schlimme ist, rein handwerklich könnten die Musiker viel mehr rausholen, denn sie sind allesamt über alle Maßen talentiert. Insbesondere Fronterin Arys sticht hier heraus, die zwischen süßen Popmelodien und kräfigem Power Metal praktisch alles singen kann. Leider wird den Qualitäten der Musiker aber viel zu wenig Platz eingeräumt, denn jeder gute Ansatz wird grundsätzlich unter einer undruchdringlichen Schicht aus Synthesizern und billigen Orchesterklängen aus der Dose beerdigt. Erschwert wird dieser Kritikpunkt nur von der seltsam kraftlosen Produktion, die zwar allen Instrumten und Samples genug Platz einräumt (zumindest sofern das in solch überladenen Kompositionen möglich ist), gleichzeitig aber gerade im Bereich der tiefen Mittenfrequenzen jeglichen Druck vermissen lässt und daher wenig beeindruckend aus den Boxen schallt.
Für wen ist also das vierte Werk von REGARDLESS OF ME gemacht? Gute Frage, für mich jedenfalls nicht und auch für Fans von melodischem Schwedentod nicht, die sich von der irreführenden Vermarktung haben verwirren lassen. Solltet ihr aber auch auf eine wilde Mischung aus Power Metal, Trancecore, Djent und Symphonic Metal stehen, dann dürft ihr der Platte mal eine Runde im Player oder Streaming Service eurer Wahl gönnen, auch wenn ihr in Sachen Produktion keine zu hohen Ansprüche stellen solltet.
- Note:
- 4.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs