REMEMBER TWILIGHT - Der tolle Mensch
Mehr über Remember Twilight
- Genre:
- Kammermusik/Core
- Label:
- Icare Media Distribution/Zwergpiraten Promotion
- Release:
- 25.05.2007
- I.I.I.
- Ein Rendezvous
- K.O.
- An meinen Tod (Part I)
- An meinen Tod (Part II)
- I.I.I. (Remix)
Nun die Beschreibung neuen Materials der deutschsprachigen REMEMBER TWILIGHT: Zu ihrem musikalischen Ansatz würde auch passen, sich einfach ZWIELICHT zu nennen. Aber da gibt es bestimmt schon eine Combo, die den Namen annektiert hat. Sie sind sieben, was Zufall ist, aber zu Schwaben passt. So ganz zufällig ist die Truppenstärke auch nicht, auf dem klassischen Rockskelett Bass, Gitarre und Schlagzeug liegen drei bedeutend ältere Musikinstrumente auf. Neben den beiden Geigerinnen hat sich noch ein Herr an der Oboe dem Kollektiv angeschlossen. Diese Fraktion ist nicht untergeordnet, die ganze EP hindurch ist sie stimmlich wahrnehmbar.
Aber wie wirkt das Ganze? Richtig, gern denkt man an die breite Front, welche akustisch sich angesichts HAGGARD ausbreitet. Trotzdem REMEMBER TWILIGHT schon eine gefeierte Tour mit den Münchnern absolviert haben, erreichen sie nicht die Brisanz und Brillanz des schwarzgekutteten Choralmetals. Sich dessen auch durchaus bewusst, installierte sich wie von selbst nebenbei ein neues Genre: Kammermusik–Core. Mmh. Wenn dies bedeutet, dass eben eher klassische Musikinstrumente auf ein metallenes Soundgerüst aufgebracht werden, so hat das erste Wort ja schon seine Berechtigung. Inflationär hingegen wird hier und da ge-cort, was Härte andeuten soll. Trifft hier aber eben nicht ganz. Der Gesang ist schon aggressiv und schnell fordernd gehalten. Aber auch belehrend und teilweise wirken die bemüht aufrüttelnden Texte eher störend.
Die Instrumentalparts zünden teilweise sehr gut, flott bis energetisch geht es voran. Dass sich im Inneren eine schnell zu lesende Selbstverständlichkeit um die Frage "Gibt es selbstbestimmtes Leben für uns?" über zwei Seiten ausbreitet, finde ich ärgerlich. Hier hätte mehr Subtilität und vielleicht Poesie in Worten dem Konzept der Truppe wohl getan. So bleibt für mich ein etwas fader Nachgeschmack. Philosophisches Interesse wird sich bei vielen der Hörer auch vor allem in der Gothic-Szene selbstverständlich wieder finden. Und auch ich und mein Umfeld reflektieren in hohem Maße die Umwelt und Geschehnisse, aber trotzdem muss nicht laufend der Tod und die Tollheit der Menschheit hervorgekehrt und wieder und wieder bemüht werden.
Jeder tolldreist sich windende, später in Abläufen, die er nicht erahnt hat, sich wieder findende Student wirft gern und schnell vor allem mit Nietzsche um sich. Kant zu kapieren oder spannend zu finden, das schaffen die wenigsten so richtig. Letzten Endes hätten wahrscheinlich auch diese Herren anders funktioniert und geschrieben, hätten sie auch nur einen einzigen Tag in der Gegenwart verbracht.
Nichts für ungut – eine kleine feine EP in deutscher Sprache, welche sich aus dem Gewusel hirnrissigen Blablas heraushebt. Was geboten wird, ist Zuhörmusik, welche sich im Grauraum zwischen Liedermacherei und Gothic-Metal bewegt.
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben