RETALIATE - Dead In The Eyes Of Salvation (MCD)
Mehr über Retaliate
- Genre:
- Deathcore
- Label:
- FWH Records
- Release:
- 16.04.2004
- For A Dying World
- Dead In The Eyes Of Salvation
- Hell's Fire
- Forever Lost
- In Rapture
- Hold On
- A Letter To A Friend
Die Biographie von RETALIATE liest sich nur allzu typisch für eine aufstrebende Hardcoreband dieser Tage. Mal davon abgesehen, dass sie nicht von der Ostküste Amerikas stammt, sondern aus Belgien. Meist gab es schon diverse Besetzungswechsel, Split-CDs und kleinere Erfolge bei noch kleineren Festivals. Um konkret zu werden: RETALIATE gründen sich im Jahre 2000, veröffentlichen ein Demotape namens "W.A.R." und treten mit Bands auf, die dem großen Durchbruch zumindest schon ein kleines Stückchen näher sind. Danach musste man sowohl den Weggang eines Gitarristen als auch eines Sängers kompensieren. Glücklicherweise hatte man auf den jeweiligen Positionen ja zwei, und so sollte es auch wieder sein. Mit einer Mannschaftsstärke von sechs Leuten und unter den Fittichen des deutschen Labels FWH Records nahm man somit im Dezember 2003 das Debüt "Dead In The Eyes Of Salvation" auf.
Vom Titel bis zum Cover (obligatorischer Totenkopfschädel) trieft das Debüt nur so vor Hardcoreklischees. Doch bei weitem nicht so lieblos, wie man es von Hardcorebands eigentlich gewohnt ist, eröffnen die Belgier ihr Album. Man hört das unruhige Donnern eines gewittrigen Himmels, den stetig fallenden Regen und sanfte Pianoklänge. Doch schon bald ist es mit der Harmonie vorbei. RETALIATE hängen an alles, womit sie Musik machen, zentnerschwere Gewichte. Besonders herausstechend sind dabei die Stimmen der beiden Sänger Thomas und Andy, die auch im Deathmetal-Bereich keine schlechte Figur machen würden. Genau genommen ist es ihnen größtenteils zu verdanken, dass RETALIATE gut und gerne als Mischform von Hardcore und Deathmetal gesehen werden kann. Überhaupt gibt man sich Mühe, eine möglichst abwechslungsreiche Basis für das kurz gehaltene Debüt zu schaffen. Durch aufwendiges Intro, genreübergreifende Einflüsse und zwei Sänger, die sich zwischen grunz und grunzer abwechseln. Im Großen und Ganzen gelingt es auch, diese Ausgangssituation über die Laufzeit der Albums zu retten. Während der Titeltrack 'Dead In The Eyes Of Salvation' schwer stampft, wird in 'Hell's Fire' und 'Forever Lost' gesprintet, und 'In Rapture' wird durch permanenten Beckenschlag begleitet. Ehe man sich versieht, ist man hier auch schon auf der Zielgeraden, auf der sich die Hardcore-Belgier aber sicherheitshalber auch nicht mehr langlegen. Im Gegenteil, sie schließen sicher ab und schlagen bei 'A Letter To A Friend' sogar noch mal neue Töne an. So erklingen Marschtrommeln, erstmals Schrei-Vocals und französische Texte, bevor der vertraute Regen vom Intro den Kreis schließt und den Hörer entlässt.
Die Rechnung von RETALIATE geht auf, auch wenn man mit den obligatorischen Kinderkrankheiten des Hardcore zu kämpfen hat. Insgesamt muss bei zwei Sängern einfach etwas mehr rüberkommen. Andy und Thomas schaffen es nur teilweise, Monotonie zu vermeiden. Dies hat zur Folge, dass zunächst jedes Lied gleich klingt.
Obwohl die Musik gezielt auf fett produziert wurde, gibt es zumindest beim Schlagzeug noch kleinere Mängel. Die Bassdrum, die neidlos anerkennend richtig geil ist, könnte einen Tick dumpfer und klopfender klingen. Und insgesamt wirkt der Sound allgemein doch wieder etwas schwammig. Obwohl man dabei nie sicher sein kann, ob es nicht gewollt ist bei einer Band, die HATEBREED als Idole angibt.
Fairerweise muss auch auf die Laufzeit des Albums verwiesen werden, die, wenn man das Album nicht als Mini-Album promoten würde, mit 21 Minuten unterirdisch wäre.
RETALIATE sind eine von vielen Hardcorebands, aber eine von denen, die ihre Sache gut machen. Als Debüt ist diese Scheibe absolut akzeptabel. Bleibt abzuwarten, wie es ohne einen Teil des zweiköpfigen Stimmbollwerks weitergeht. Sänger Thomas hat sich zumindest aus persönlichen Gründen aus der Band verabschiedet.
Anspieltipps: Hell's Fire, Forever Lost
- Redakteur:
- Michael Langlotz