RETRACE THE LINES - Handmade Crown
Mehr über Retrace The Lines
- Genre:
- Post Hardcore / Modern Metal / Deathcore
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Art Gates Records
- Release:
- 16.04.2015
- Fearless
- Survivors
- Aimless
- Ignorace & Prejudice
- Portraits
- The Difference
- Part Of Me
- Handmade Crown
- Footsteps
- Horizons
- Part Of Me (Acoustic)
Von allem etwas, aber davon nicht genug
Guten Willen beweisen sie allemal, die sechs Herrschaften von RETRACE THE LINES. Das halbe Dutzend aus Valencia packt auf seinem Debütalbum "Handmade Crown" einfach fetten, groovigen Deathcore mit Emo-Refrains und Post-Hardcore-Feeling zusammen und verleiht dieser an sich wenig innovativen Mischung mit djentlastigen Gitarrenriffs eine zusätzlich schräg-brutale Note. Modernster Metal also, nichts für Traditionalisten jedenfalls, doch auch Fans zeitgenössischer Spielarten dürften mit den Spaniern nicht durchweg warm werden.
Die harten Parts noch eine Spur härter als bei vergleichbaren Kapellen, der Klargesang erfreulicherweise nur selten unangenehm weinerlich - wer also Bands wie SCARRED BY BEAUTY oder GIDEON mag, dem dürfte der Opener 'Survivors' schon die Hoffnung auf eine potentielle neue Lieblingsband erwecken. Mächtige Beatdowns, darüber die eine oder andere verspielte melancholische Gitarrenlinie, bissiges Deathcore-Gebrüll und anschließend wiederum ein einfühlsamer Refrain. Die Gangart ist altbekannt, wurde aber schon deutlich uninspirierter dargeboten als bei 'Survivors'. Schon beim folgenden 'Aimless' wirkt dieses Schema allerdings wieder wesentlich abgedroschener: Emo-Gesangseinlagen à TAKING BACK SUNDAY, Gitarrenbretter wie bei EMMURE – hier und da lässt sich auf diese Weise noch ein Hit landen, doch über ein ganzes Album hinweg? Ähnliche 0815-Beispiele gibt es auf "Handmade Crown" noch zuhauf. 'Ignorance & Prejudice' ist ein weiterer solcher Ausfall: Als mörderische Hardcore-Granate würde das Teil ja funktionieren, aber zwischen die Waffengängen einfach verliebt-verträumte Säuseleien zu packen, das ruft heutzutage eben doch nur noch wahlweise Gähnen oder Brechreiz hervor.
Also: Nur bei wenigen Nummern - wie 'Survivors' oder 'Part Of Me' - passt das Mischungsverhältnis aus Härte und Emotionalität. Konzentriert sich die Truppe hingegen nur auf einen der gegensätzlichen Aspekte, gibt es wenig auszusetzen: Wenn einfach nur gnadenlos gekloppt wird, wie bei 'The Difference' (klingt wie MESHUGGAH beim Ostküsten-Trip) oder 'Horizons' (AFTER THE BURIAL und SAVING GRACE lassen grüßen), steht der Spaßfaktor wieder ganz obenan. Und die Akustikversion von 'Part Of Me' geht als einfühlsame Ballade ebenfalls in Ordnung. Damit fällt "Handmade Crown" aber unterm Strich ziemlich inkonsistent aus. Besser als vieles, was da noch so in den vergangenen Monaten an Ausschuss den Redaktions-Abfluss runtergespült wurde, aber ein kompaktes, homogenes und durchweg überzeugendes Album klingt eben anders.
Anspieltipps: Survivors, The Difference, Horizons
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Timon Krause