REVEREND BIZARRE - III: So Long Suckers
Mehr über Reverend Bizarre
- Genre:
- Doom Metal
- Label:
- Spikefarm Records/Soulfood
- Release:
- 31.08.2007
- They Used Dark Forces/Teutonic Witch
- Sorrow
- Funeral Summer
- One Last Time
- Kundalini Arisen
- Caesar Forever
- Anywhere Out Of This World
- Outro
Nun ist es also an der Zeit, einen Nachruf zu verfassen; einen Nachruf eingedenk des Dahinscheidens einer der authentischsten und glaubwürdigsten Doom-Bands der heutigen Zeit. Die Finnen von REVEREND BIZARRE haben durchaus genreprägenden Einfluss gehabt, und bei ihnen kann man wirklich davon sprechen, dass die Band sich über all die Jahre hinweg treu geblieben ist.
Somit kann man bereits eingangs ganz klar sagen, dass "So Long Suckers" ein absolutes "must have"-Album für alle Doom-Fanatiker ist, schon allein deshalb, weil es das finale Vermächtnis von REVEREND BIZARRE darstellt. Und natürlich auch deshalb, weil es ein Doppelalbum geworden ist, das beeindruckende 130 Minuten mit purem Doom Metal à la REVEREND BIZARRE enthält.
Traditioneller, schwerer und zumeist außerordentlich zähflüssiger Doom wabert aus den Boxen, aber das Ganze kracht und scheppert derart intensiv, dass es eine wahre Pracht ist. Es wird ein bedrohliches und düsteres Monstrum erschaffen, das alles zermalmt, das sich ihm in den Weg stellt. Der Spirit der Großmeister des Dooms - BLACK SABBATH und SAINT VITUS - ist auf dieser Scheibe jederzeit greifbar. "So Long Suckers" ist schlicht und ergreifend ein herausragendes Werk geworden, auf dem Doom Metal zelebriert wird.
Dabei gelang der Band sogar das Kunststück, sich auf dem Spitzenplatz der finnischen Singlecharts zu platzieren - mit dem 16-Minüter 'Teutonic Witch'. Offenbar wurde das Stück sogar im nationalen Radio in voller Länge gespielt - so was geht wirklich nur in Finnland.
Nach einem knappen Dutzend Durchläufen muss ich zwar zugeben, dass mir im direkten Vergleich besonders das Debüt "In The Rectory Of The Bizarre Reverend" ein wenig rauer und ursprünglicher erscheint, aber vielleicht stellt sich das in der Langzeitwirkung von "So Long Suckers" auch noch ein. Und an der Qualität des vorhandenen Materials lässt das trotzdem keinerlei Zweifel aufkommen.
REVEREND BIZARRE bauen immer wieder auch schnellere Passagen mit hohem Suchtfaktor ein, die ordentlich ins Bein gehen, wie im Opener 'They Used Dark Forces/Teutonic Witch' geschehen - es gibt also nicht ausschließlich Slo-Mo-Doom auf die Birne. Das könnte Doom-Puristen zwar eventuell sauer aufstoßen, allerdings haben REVEREND BIZARRE ja auch früher schon solche Songs vom Stapel gelassen. Gleichzeitig tritt vereinzelt aber auch eine Nähe zum Funeral Doom, der minimalistischsten und zugleich hoffnungslosesten Form des Dooms, deutlich zu Tage, was die Vielseitigkeit der Finnen unterstreicht. Dennoch finde ich, dass die Songs im Einzelnen etwas vorhersehbar sind, frühere Werke empfinde ich in dem Punkt als ein bisschen ausgewogener und überraschender (auch wenn letzteres natürlich mittlerweile nicht mehr zutreffend ist). Das wohlgemerkt nicht als Widerspruch zu der Feststellung, dass "So Long Suckers" in Gänze eine für Doom-Verhältnisse sehr variable Scheibe ist, die natürlich in keiner Sammlung fehlen darf.
Tja, das ist also der letzte Gruß eines der Doom-Flaggschiffe der heutigen Zeit. "So Long Suckers" - man kann sich sicher sein, dass die Finnen es damit ernst meinen. Somit legt die Band den Zeitpunkt ihres Abschieds in den Höhepunkt ihres kreativen Schaffens. So ein Abschied fällt sicherlich schwer, allerdings kann man die Ehrlichkeit nicht genug honorieren, diesen Weg dann auch mit aller Konsequenz zu beschreiten, wenn man als Band der Meinung ist, dass alles gesagt wurde, was gesagt werden musste.
Zum Jahresausklang 2006 spielten REVEREND BIZARRE in der Heimat ihren Abschiedsgig, somit kann sich glücklich schätzen, wer die Gelegenheit hatte, einer der wenigen Deutschland-Shows ein paar Wochen vorher beizuwohnen, bei denen sich die Finnen von CENTURIONS GHOST und THE GATES OF SLUMBER supporten ließen. Das waren denkwürdige Gigs in engen, z.T. regelrecht winzigen Clubs und mit beinahe familiärer Atmosphäre, ein gefundenes Fressen für absolute Doom-Maniacs. Beim Zurückdenken daran und in Anbetracht dieses starken letzten Albums macht es schon traurig, dass die Band sich für diesen Weg entschieden hat, dennoch haben "In The Rectory Of The Bizarre Reverend", "Harbinger Of Metal" (eine EP, die mit 74 Minuten Länge diese Bezeichnung nicht wirklich verdient) und "II: Crush The Insects" Kultstatus in der Doom-Szene, und das hat Bestand. Somit muss man der Truppe auf jeden Fall bescheinigen, ihre Fußstapfen hinterlassen zu haben und dann mit Anstand und Stil von der Bildfläche verschwunden zu sein.
Farewell, guys!
Anspieltipps: They Used Dark Forces/Teutonic Witch, One Last Time, Caesar Forever
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer