REVEREND BIZARRE - In The Rectory Of The Bizarre Reverend (Re-Release)
Mehr über Reverend Bizarre
- Genre:
- Doom Metal
- Label:
- Nibelung / PKS
- Burn In Hell!
- In The Rectory
- The Hour Of Death
- Sodoma Sunrise
- Doomsower
- Cirith Ungol
Da haben wir ja mal eine klassische Doom-Scheibe wie aus dem Bilderbuch: Langsam, sämig, bassbeschwert, sich in hypnotisch monotonen, rituellen Wiederholungen ergehend, und dazu noch mit einem Titel, der mystisch, blasphemisch, abgründig klingt, sowie durch Länge und sprachliche Komplexität auffällt: "In The Rectory Of The Bizarre Reverend". Bumm. Oder vielmehr, Buuuuuhhhhhmmmmm. Dann wäre da noch die leicht gepresst wirkende, ansonsten aber recht unauffällige Stimme des Sängers zu nennen. Klingt ziemlich jung, der Kerl. Irgendwie aber auch schon viel zu alt für sein Alter. Zu oft die Nacht durchgrübelt. Und dann geht es gleich im ersten Song auch schon los mit der Pfaffenkritik.
REVEREND BIZARRE machen ihrem Namen alle Ehre, bizarre Andeutungen, kaum konkretes, jede Menge Religionskritik und dazu auch noch am Bodenpersonal, unentflechtbar miteinander verwoben, eben bizarr. Und predigend. Beschwörend. So wie die Musik. Das furchtbar schmirgelnde 'Burn In Hell' schält Innerlichkeit wie Hautfetzen ab, bis nichts mehr übrig bleibt. Außer Verachtung. Bis dahin nahezu emotionslos vorgetragen. Und dennoch eine unheimliche Atmosphäre erzeugt. Hoffnungslos, selbst noch in der Verdammung; "I hope you'll burn in hell. […] You bastard."
Beiläufig. Dabei erinnert der Sound deutlich an zwei alte Traditionen des Dooms: Desillusionierten, den verkrustete Strukturen aufbrechen wollenden Punk längst abgeschrieben habenden, nihilistischen, archaischen Gothic vom Schlage CHRISTIAN DEATH. Einerseits. Andererseits finden wir dann doch noch einen Hauch unablässig pathosbeladen dreindröhnenden Heavy Metal vom Schlage BLACK SABBATH. Und das Gemisch klingt dann so hoffnungslos sakral, mutlos und trübe, den Untergang zugleich zelebrierend und betrauernd wie das weltabgewandte 'In The Rectory', wo über dreizehn Minuten hinweg subtile Verschiebungen vorgenommen werden, inmitten der dröhnenden Düsternis und dem verschleppt jazzig rasselnden Zeitlupenschlagzeug melancholisch erhabene Melodien aufscheinen und der Vergänglichkeit huldigen. 'In The Hour Of Death' scheint gerade aus der Trostlosigkeit Würde gewinnen zu wollen, handelt von der Bereitschaft zur Selbstopferung, geboren aus der sonst unerträglichen Todeszeugenschaft. Wolkengleich schieben sich Instrumentalschichten übereinander und untereinander vorbei, begleitet von lyrisch langgezogenem Klagegesang. Die todesverklärende Stimmung dominiert, eine melodische Ausrichtung ist kaum auszumachen.
Solches schon bald zwölf Minuten zu durchwaten bereitet auf das Kernstück vor, einen weiteren überlangen Song von diesmal geradezu epischen Dimensionen: 'Sodoma Sunrise' besticht durch einen betont cool vorgetragenen, apokalyptischen Sound, langsam vorantreibende Steigerungen und das pure, gnadenlose Durchdeklinieren des von den Urvätern BLACK SABBATH einst aufgestellten, schwer malmenden Doom-Paradigmas. Dabei ist der Song noch zu den dynamischeren des Albums zu zählen. Das prophetische 'Doomsower' klingt dagegen fast schon klar und hymnisch, obschon immer noch schwermütig und bleiern, doch das Schleppende wirkt zielstrebig, die Last freiwillig erhoben, die Trägheit mächtig. Unterschwellig gräbt sich eine grandiose Melodie durch das Stück, die entfernt an frühe JUDAS PRIEST-Werke erinnert. Hier wird jedoch großbrockig gemauert, für Filigranes ist kein Platz im Hause REVEREND BIZARRE. Doom for Doom's sake, sozusagen. Und dann folgt zum Schluss, zu knochig trockenen, hohl grollenden Drumrolls, noch ein weiteres Epos: Der beschwerliche Aufstieg durch den tolkienschen Spinnenpass 'Cirith Ungol'; und somit ein besonders düsteres, klebriges, unwegsames, steinhartes Stück, das einem Pfad folgt, auf dem alles verblassen und wo im Angesicht der Furcht jegliches Zeitgefühl sterben muss. Ja, REVEREND BIZARRE haben mit diesem knochenbleichen und doch grausam dunklen Album wirklich alles richtig gemacht. Abgrundtief erhaben bis zum Schluss.
Anspieltipps: Burn In Hell, Sodoma Sunrise, Cirith Ungol
- Redakteur:
- Eike Schmitz