REZN - Solace
Mehr über Rezn
- Genre:
- Doom Metal / Psychedelic Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 08.03.2023
- Allured By Feverish Visions
- Possession
- Reversal
- Stasis
- Faded And Fleeting
- Webbed Roots
Atmosphärischer Heavy Psych aus Chicago.
Bereits das letzte, vor zweieinhalb Jahren erschienene Album "Chaotic Divine" hatte mich begeistert, es war der Drittschlag des Vierers aus Chicago. "Solace" macht zwar im Grunde genau dort weiter, aber auch mit etwas veränderten Schwerpunkten. Während der psychedelische Doom auf dem Vorgänger mit reichhaltiger Instrumentierung daherkam, wird dies nun etwas zurückgefahren und es stehen eher die Basics, die klassischen Bestandteile der Stromgitarrenmusik im Vordergrund. Die exotischen Instrumente Oud, Baglama und Sitar sind von der Bildfläche verschwunden, wenngleich diese sich auch sehr harmonisch in den Sound eingefügt hatten. "Solace" ist zudem mehr als 20 Minuten kürzer als "Chaotic Divine" und gleichzeitig etwas songbasierter als der direkte Vorgänger, obgleich das zugegebenermaßen ein bisschen seltsam klingt angesichts der doch sehr getragenen und psychedelischen Songs, die gerade nicht sehr schnell auf den Punkt kommen.
Das zeigt sich exemplarisch direkt zu Beginn von "Solace". Und doch muss ich anerkennend sagen: Was für ein Auftakt! Durch die zähe Lava der siebeneinhalb düsteren Minuten von 'Allured By Feverish Visions' muss man erstmal hindurch, um danach mit 'Possession' etwas serviert zu bekommen, das sich auch nach Song anfühlt, mit Gesang und einem Strophe-Refrain-Schema. Ein Gesang, den man auch für eine weibliche Stimme halten könnte, und der mich von der klanglichen Färbung und der hypnotisch-schwebenden Anmutung her sehr an den MARS RED SKY-Sangesbarden erinnert. 'Reversal' startet als echter Doom-Brocken, in den danach fast klagende Gitarrenlicks eingewoben werden, die sich mit der Vehemenz einer bedächtig schlagenden Kirchenglocke in den Kopf hineinfräsen. Was für ein Hochkaräter und mein Favorit auf "Solace"!
'Stasis' glänzt neben schweren Riffs mit einem herrlichen TYPE O NEGATIVE-Vibe - allein das sollte deutlich machen, dass man bei REZN auf Überraschungen gefasst sein sollte. Das kurze Zwischenspiel 'Faded And Fleeting' beinhaltet einen Saxophon-Part (so etwas gab es auch auf dem Vorgängeralbum bereits an der ein oder anderen Stelle), und auch wenn dieses Instrument von manchem eher als Störfaktor in metallischer Musik empfunden wird, passt es hier als weitere Facette im Sound sehr gut rein. 'Webbed Roots' als Schlusspunkt von "Solace" geht schließlich erst einmal etwas weg von der Schwere und in eine psychedelischere Richtung, bevor in den letzten Minuten der Scheibe noch einmal die Riffkeule ausgepackt wird. Insgesamt ein sehr vielseitiges Album, das allerdings in Gänze ohne die großen kraftstrotzenden Ausbrüche auskommt und mit einer sehr atmosphärischen, teils aber auch bedrückenden Stimmung aufwartet, der man sich jedoch kaum entziehen kann. Wer MARS RED SKY oder MESSA mag, dürfte sich auch hier geschmacklich heimisch fühlen.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer