RIEFENSTAHL - Seelenschmerz
Mehr über Riefenstahl
- Genre:
- Hard Rock
- Label:
- dsp / Loy World
- Release:
- 30.08.2004
- Ist es?
- Seelenschmerz
- Eiszeit
- Fremdes Land
- Was wäre wenn
- Nichts
- Dunkle Zeit
- 1001 Nacht
- Ich will dich nicht mehr
- Erhöre meine Worte
- So wie ich
RIEFENSTAHL zelebrieren mit "Seelenschmerz" den Brückenschlag zwischen RAMMSTEIN-ähnlicher Melancholie und Härte und massenkompatiblen Rockstrukturen, die nicht gerade selten an die Briten PARADISE LOST erinnern. Schon der Opener 'Ist es?' rockt mit einer hoffnungslosen Vertextung, die mit Sätzen der Marke "Ist es der Glaube, dann glaub' ich nicht daran. Das ist das Leben, wir sterben daran!" die Magenwände kippt. Ein starker Einstand!
Auch im Verlauf gibt es viel zu entdecken, wobei vor allem das mit Schweineorgel hofierte 'Eiszeit' heraussticht. Welch eine coole Nummer in der Schnittmenge grooviger DEEP PURPLE und neuerer OOMPH!. Überhaupt haben RIEFENSTAHL mit der erfolgreichen deutschsprachigen Combo einiges gemeinsam, obwohl 'Fremdes Land' wiederum frappierend nach den ONKELZ klingt. Der Refrain der Nummer könnte musikalisch gesehen glatt auf deren "Weiß" oder "Schwarz"-Alben stehen. Vor allem auch das heftig düstere 'Dunkle Zeit' und das experimentell instrumentierte 'So wie ich' können mit spärlichen Akkordwechseln und grandiosen Harmonien fesseln und erzeugen eine Stimmung, die für deutsche Bands, oder besser deutschsprachige Bands eher ungewöhnlich ist. Der bittere Beigeschmack liegt auf der Zunge, wenn mal im tiefsten Moll und dann wieder im sonnigsten Dur durch die Spielzeit gestampft wird.
Somit habe ich ja schon einige Stilelemente hervorgekehrt, was aber noch nicht ganz der Stilvielfalt RIEFENSTAHLs gerecht wird. Denn die Mucke glänzt vor allem durch Dynamik und Gradlinigkeit. Es ist bekanntlich nicht immer einfach, straight zu sein und dennoch über eine komplette Scheibe hinweg fesseln zu können. Bis auf wenige Ausnahmen schaffen das RIEFENSTAHL sehr gut.
Zu den schwächeren ihrer Zunft gehören meiner Meinung nach der Titeltrack oder das wirklich komische 'Erhör meine Worte', die aber mit düsteren Brettern der Sorte 'Was wäre wenn' lupenrein negiert werden. Sänger Jens Esch könnte vielleicht noch einen Tick mehr aus seiner Röhre rausholen, die vor allem im Sprechgesang etwas flachbrüstig klingt, die aber der Mucke aufgrund der eigenständigen Vibes ein passendes Standbein verleiht. Die Texte regen zu Nachdenken an. Vor allem der Kehlenquetscher 'Was wäre wenn', der sich mit Kindesmissbrauch beschäftigt. Harter Stoff!
Die Produktion ist fett und lässt keinerlei Wünsche offen. Ebenso die komplette Aufmachung, die mit tollen Graphiken und allen Texten aufwartet. Was leider etwas negativ zu Buche schlägt, ist die fehlende Abwechslung im Songmaterial. Die meisten Tracks haben ein Tempo und reißen selten mal nach oben oder unten aus. Ich denke, auf der nächsten Scheibe könnte man in diesem Bereich noch etwas arbeiten. Ansonsten stimmt hier ziemlich viel. Wer auf dunkelmelancholischen Deutschrock/Metal steht, ist mit RIEFENSTAHL sicherlich ganz gut bedient. Ihr solltet der Scheibe zumindest ein Ohr leihen.
Anspieltipps: Eiszeit, Fremdes Land, Was wäre wenn, Dunkle Zeit
- Redakteur:
- Alex Straka