RILEY'S L.A. GUNS - The Dark Horse
Mehr über Riley's L.A. Guns
- Genre:
- Hardrock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Golden Robot Records
- Release:
- 22.01.2024
- Overdrive
- Rewind
- The Dark Horse
- SOmebody Save Me
- Sweet Summer Girl (Florida)
- The Truth
- Changing Lights
- It's The World
- Down Day Drag
- While I'm Away
Die letzten Aufnahmen von Steve Riley.
Verschenktes Talent, ungenutzte Chancen und eine Menge unnötiger Aufruhr: Wer nach einer Blaupause für eine (im Nachhinein betrachtet) gescheiterte Karriere sucht, darf sich auch heute noch gerne mit dem Werdegang der L.A. GUNS beschäftigen, einer Truppe, die mit den besten Vorzeichen gestartet war, sich schon nach kurzer Zeit in eine Reihe interner Querelen geflüchtet hat und sich in nahezu vier Dekaden nie so wirklich hat erholen können. Über die Jahre hat es zahlreiche neue Anläufe gegeben, die Band in unterschiedlichen Inkarnationen wiederzubeleben. Einige ehemalige Mitglieder haben den Namen auch für ihre Soloalben gewinnbringend vermarkten wollen, doch am Ende wird es immer nur das eine Original geben, das mit dem selbst betitelten Debüt und den beiden furiosen Nachfolgern "Cocked And Loaded" und "Hollywood Vampires" Geschichte geschrieben hat, bevor es sich Schritt für Schritt selbst zerstört hat.
Original-Drummer Steve Riley hat sich der Sache vor einigen Jahren noch einmal angenommen, hat aber von vornherein festgelegt, dass er den Glam Rock der frühen Tage nicht mehr reproduzieren möchte, sondern mit einstigen Weggefährten wie Kelly Nickels neue Wege gehen mag. Doch warum dann immer noch das Namedropping? Leider wird der Mastermind von STEVE RILEY'S L.A. GUNS diese Fragen nicht mehr beantworten können. Im Oktober des letzten Jahres verstarb er nach einer schweren Lungenentzündung im Alter von 67 Jahren im Kreise seiner Familie, der wir an dieser Stelle viel Kraft nach dem schlimmen Verlust wünschen möchten.
Den Release seines letzten Werkes darf Riley nicht mehr miterleben, jedoch ist der unverhoffte Abschied ein wirklich überzeugender geworden, den man aber weiterhin losgelöst von den L.A. GUNS betrachten muss. Die Band schlägt auf "The Dark Horse" einen deutlich moderneren Kurs ein, orientiert sich an Alternative-Rock-Strukturen und dessen Lässigkeit, wirft aber gerne auch mal ein paar Retro-Rock-Fragmente ein, die auf eine Vorliebe für den Sound von LED ZEPPELIN schließen lassen. Gerade zu Beginn läuft "The Dark Horse" als eine Mischung aus rockigerem Grunge und den Einflüssen von Page/Plant, allerdings in einem meist einprägsamen Setting, in dem auch einige Hooklines sich ihren Bahn ebnen. Mit 'Overdrive' und 'Rewind' hat die Truppe die beiden stärksten Kompositionen direkt an den Start gestellt, potenzielle Singles mit feinem Chorus und nettem Drive, die nicht zuletzt wegen ihrer nicht ganz berechenbaren Struktur auch die nötige Distanz zum Vermächtnis der ehemaligen Kapelle schaffen. Das balladeske 'Sweet Summer Girl (Florida)', das bluesige 'While I'm Away' und das eingängige 'It's The World' komplettieren die Highlight-Liste der neuen Scheibe auf ganz unterschiedliche Weise. Sie werfen aber auch die Frage in den Raum, warum Riley und Co. sich nicht schon früher wieder zusammengetan haben, um ihrer neuen Orientierung ein Forum zu geben - denn musikalisch ist auch die zweite Scheibe von STEVE RILEY'S L.A. GUNS absolut überzeugend.
Der Freude über ein richtig gutes Album folgt aber dann auch die ernüchternde Gewissheit, dass "The Dark Horse" das letzte Kapitel einer neuen, viel zu kurzen Geschichte in der Umgebung der L.A. GUNS bleiben wird. Die traurigen Umstände rund um den Tod des Namensgebers - so makaber dies klingt - sind in der Kette der Ereignisse rund um diese Band der nächste Tiefschlag.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Björn Backes