RITUAL CARNAGE - I, Infidel
Mehr über Ritual Carnage
- Genre:
- Thrash Metal
- Label:
- Osmose / SPV
- Release:
- 02.05.2005
- Intro
- The Perfect Strain
- I, Infidel
- Thirst For Blood
- Do Not Resuscitate (Intro)
- Do Not Resuscitate
- Axiom
- Straight To The Nether Regions
- Room 101
- Twilight Of The All Too Human
- Terror Ends Here
- I Am War
Das ist ja mal eine Entwicklung, die im Hause RITUAL CARNAGE stattgefunden hat. Nachdem ich das Vorgängeralbum verpasst habe, hatte ich die Japaner noch als eher derbe Band aus der Schnittmenge von Thrash und Death Metal, mit heftigem, meist gegrowltem Gesang in Erinnerung. Davon ist mittlerweile nicht mehr viel übrig geblieben. Das Death-Metal-Element ist im Prinzip komplett verschwunden, dafür spielen die Herrschaften nun reinrassigen Achtziger-Thrash und auch der amerikanische Sänger der Band, Damien Montgomery (alias Danny Carnage), hat das Growlen inzwischen vollständig ad acta gelegt. Er shoutet nun mit fast völlig klarer, angenehm hoher Stimme, welche zum klassischen ultraschnellen Thrash Metal perfekt passt, aber vielleicht ein wenig variabler eingesetzt werden sollte, um das Ganze ein bisschen aufzulockern. Der Gesang hat eine Menge von Russ Anderson, Mark Osegueda und Chuck Billy, so dass RITUAL CARNAGE anno 2005 die wahrhaft alte Thrash-Schule der Bay Area musikalisch und gesanglich perfekt verkörpern.
Bereits mit dem Opener 'The Perfect Strain' ist klar, wohin die Marschroute geht. Die beiden Gitarristen Eddie Van Koide und Wataru Yamada sind in der Form ihres Lebens und stürzen uns in ein Inferno aus messerscharfen Riffs und atemberaubenden Leads (man höre die Orwell-Huldigung 'Room 101'). Was das Hörvergnügen für die Gitarrenfreaks unter euch noch erhöhen dürfte, ist, dass der Mix es ermöglicht, den beiden Saitenhexern richtig in die Karten zu blicken, indem ihr Eddie aus der rechten und Wataru aus der linken Box feuern hört. Das Songmaterial auf "I, Infidel" ist durchweg gelungen, und das Titelstück ist für mich eine richtige Genrehymne, eine der besten der letzten Jahre. Das von einem interessanten Sample eingeleitete 'Do Not Resuscitate' kommt etwas groovender rüber und hat etwas von TESTAMENT, während 'Axiom' vor allem von Naoya Hamaiis hackendem Drumming lebt und 'Straight To The Nether Regions' mit allen seinen Stakkati den Nackenbrecher des Albums schlechthin darstellt, aber auch mit einem sehr starken Solo aufwarten kann. Bei 'Twilight Of The All Too Human' und 'Thirst For Blood' scheinen einige typische SLAYER-Riffs sehr deutlich durch, wobei der Gesang verhindert, dass RITUAL CARNAGE zu sehr nach King & Co. klingen. Einen letzten Höhepunkt haben sich die Jungs für den Schluss aufgehoben. Hier bringt ein Vers mit gesprochener Textpassage ein wenig mehr Dramatik zum Vorschein, außerdem hat 'I Am War' einen sehr einprägsamen Refrain.
Wenn ihr also auf den klassischen, zumeist gnadenlos schnellen Thrash Metal steht, wie er in den Achtzigern vor allem in Nordamerika geprägt wurde, und Bands vom Schlage FORBIDDEN, EXODUS, EXCITER sowie die frühen TESTAMENT, OVERKILL und ANTHRAX zu euren Favoriten zählt, könnt ihr beim neuen Rundumschlag von RITUAL CARNAGE eigentlich kaum was falsch machen. Einziges Manko der Scheibe könnte vielleicht ein gewisser Mangel an Abwechslung sein, der Songwriting und Gesang betrifft. Doch wenn wir mal ehrlich sind, war und ist das ja bei den Vorbildern oftmals auch nicht groß anders. So gibt's eben auch bei RITUAL CARNAGE zehnmal kompetent und heftig auf die Zwölf. Wer damit zufrieden ist, möge frohgemut zugreifen. Das sehr gelungene Kunstwerk auf dem Umschlag stammt übrigens von MOTÖRHEADs Haus- und Hofmaler Joe Petagno.
Anspieltipps: The Prefect Strain, I'Infidel, Terror Ends Here, I Am War
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle