RIVEN, THE - Visions Of Tomorrow
Mehr über Riven, The
- Genre:
- Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Dying Victims Productions
- Release:
- 25.04.2025
- Far Away From Home
- Killing Machine
- Set My Heart On Fire
- Travelling Great Distance
- Crystals
- On My Mind Tonight
- Seen It All
- Visions Of Tomorrow
- En Dag Som Aldrig Förr
- We Love You
- Follow You
Das kann herauskommen, wenn sich eine Gruppe auf "old prog... and even simply rock 'n' roll" beruft.
Die schwedische Band THE RIVEN, aus deren Promomaterial das obige Zitat stammt, ist gleich mit ihrem Erstling begeistert aufgenommen worden. Seit einiger Zeit als Quintett mit zwei Gitarristen aktiv, hat die Gruppe ihren klassischen Rocksound verfeinert, indem zwei Leadgitarren, teilweise auch parallel, mit Unterstützung einer kundigen Rhythmusgruppe mächtig abrocken. Da wir gerade von der Rhythmusgruppe reden: An der Schießbude hat es eine Umbesetzung gegeben.
Nun steht THE RIVEN mit dem dritten Album "Visions Of Tomorrow" bereit. Als ich las, dass die Gruppe für diese Scheibe kürzere Stücke geschrieben hat, ahnte ich nichts Gutes. Doch auch wenn hier kein Lied über fünf und nur wenige über vier Minuten dauern, sind die Befürchtungen unbegründet. Die Band bietet einen vitalen, kraftstrotzenden Rock, der griffige, mitsingfähige Refrains mit der gleichen Selbstverständlichkeit enthält wie detailliert ausgearbeitete Arrangements. Das gilt nicht nur für die Leadbreaks, auch zwischendurch sind immer wieder interessante Wendungen und Licks zu vernehmen. Bass und Schlagzeug bilden den Motor der Musik, ohne nur Begleitinstrumente zu sein.
Die Band präsentiert sich auf "Visions Of Tomorrow" im besten Sinne des Wortes verspielt. Die Finger der Musiker scheinen nie stillzustehen. Die Kombination präziser wie kraftvoller Riffs, mit luftigen Chören in 'Killing Machine', erinnert an BLUE ÖYSTER CULT, die Doppel-Leadgitarren in 'Travelling Great Distance' an WISHBONE ASH, während auf das Leadbreak von 'Set My Heart On Fire' der Southern Rock seine Spuren hinterlassen hat. Dabei ist das, was wir auf die Ohren bekommen, in seiner besonderen Verbindung aus Grob- und Feinmechanik erstaunlich eigenständig. Es ist atemberaubend, mit welcher Energie sich die Gruppe in jedes neue Stück stürzt und sich dabei immer wieder Kabinettstückchen einfallen lässt. So ist es bezeichnend, wie die Band nach dem Intro des Eröffners 'Far Away From Home' einen typischen AC/DC-Sound aufnimmt, um ihn im nächsten Augenblick wieder fallen zu lassen. Überhaupt die Intros: Immer wieder gelingt THE RIVEN ein interessanter Einstieg, der den Hörer mal in das jeweilige Lied führt und mal auf eine falsche Fährte lockt.
Bemerkenswert ist auch die Neigung der Band, keine stilistischen oder stimmungsmäßigen Ausreißer auf dem Album zu haben, etwa eine Ballade zwischen harten Rocksongs, sondern solche Variationen vollziehen sich trotz ihrer Kürze innerhalb einzelner Stücke. So wechselt das erwähnte 'Killing Machine' ebenso wie das recht straffe 'Crystals' in einen versonnenen, jamartigen bzw. einen innerlichen, verträumten, fast schon gespenstischen Instrumentalabschnitt. Umgekehrt explodiert das zunächst einfache, rhythmische 'En Dag Som Aldrig Förr' im Finale mit wuchtigen Riffs und einem unwiderstehlichen Lick der Doppel-Leadgitarren.
Wenn man auf sehr hohem Niveau klagen möchte, kann man anmerken, dass einzelne Stücke gegen Ende nicht ganz die Spritzigkeit und die Klasse des bisherigen Programms halten. Auf jeden Fall ist es erfrischend zu erleben, dass eine recht junge Band so ein starkes Album aufgenommen hat, ohne einen neuen Stil zusammengeschustert zu haben, sondern einfach indem sie den Rock beim Wort genommen hat. Wobei ich mich nun doch frage, was die Band wohl aus Long Tracks gemacht hätte...
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Stefan Kayser