ROBSE - Harlekin und Krieger
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/24
Mehr über Robse
- Genre:
- Epic Death Metal
- ∅-Note:
- 6.25
- Label:
- Reaper Entertainment
- Release:
- 16.08.2024
- Sonata Arlecchino
- Harlekin und Krieger
- Hey Sturm
- Amenthes
- Aus dem Gleichgewicht
- Von der Schenke zur Taverne
- Kleine weiße Friedenstaube
- Lied der Nacht
- Nostalgia
- Flamme der Revolution
- Viva La Caida
Jetzt mal echt: ROBSE?
Mir ist bewusst, dass ich mich hier nicht in einer Gruppentherapie von Powemetal.de befinde und mich daher nicht von diversen Kollegen, mehr oder weniger sensibel, trösten, verbessern und auch mal sachte maßregeln lassen kann. Mir ist im Umkehrschluss auch klar, dass ich mich jetzt zusammenreißen muss, hier soll sich um Gottes Willen keiner ernsthaft verletzt oder gemobbt fühlen, das liegt mir in aller Ernsthaftigkeit fern!
Spitznamen gehören ins Alltagsleben, verleihen Persönlichkeiten schon im Namen eine gewisse schelmische Ausdrucks- und Präsentationsmöglichkeit, lassen den Benutzer eine freundschaftliche Nähe zur angesprochenen Person aufbauen und auch empfangen. Im Musikbusiness werden Spitznamen schnell zu Trademarks oder gar zu Künstlernamen, die, schneller als man sich versieht, auf einem Plattencover landen. Genau dieses ist im Fall des umtriebigen Brandenburger Metal-Musikers Robert-Martin Dahn wohl, tragischerweise für mich, passiert.
ROBSE? Als Name für eine Epic Death Metal Band? Ich meine, für seinen Spitznamen kann der Gute ja nichts, aber muss er dann gleich der Name für die ganze Combo sein, von der nicht vorhandenen stilistischen Passung mal abgesehen? Ganz ehrlich, eigentlich finde ich das Cover sogar ganz gelungen: Der mittig abgebildete Fantasykrieger inmitten zweier aggressiv-verzerrt grinsender Harlekine passt hervorragend zum Albumtitel! Aber dann wandert mein Blick zur unteren Hälfte des Fotos, und da steht es dann, golden leuchtend, zunächst den Anschein einer überdimensionalen Rapper-Goldkette erweckend: ROBSE. Das klingt schon irgendwie nach Hip Hop-Kultur, finde ich. Jedesmal, wenn ich die Scheibe ansehe oder/und höre, triggert mich dieser Schriftzug. Dann muss ich an kleine Robben und lauter dummes Zeug denken, das hier nicht hingehört. Zum Beispiel, dass zum Cover auch der Bandname ROY-BÄR passen würde. Ihr merkt schon, das lasse ich besser. ROBERT-MARTIN DAHN würde nach Schlager klingen, sicher. Robbie wäre einem Robby (wegen der Robben) vorzuziehen, eventuell ROBBIE M. D.? Oder gleich ROBBIE METAL? Vielleicht konnte ich mit diesem kleinen konstruktiven Brainstorming ja hilfreich sein.
Zur Musik: Das Intro weist einen dramatisch hektisch darauf hin, dass das alles hier kein Test ist und verschreckt mich mit der Ansage einer weiblichen Stimme, dass sich die Krieger bereit machen sollen. Das Titelstück 'Harlekin und Krieger' donnert einem darauf hin ordentlich wikingerig vor die Stirnhöhle. Joah, das passt schon, bis mich nach einigen Sekunden das Keyboard gehörig nervt und ROBSE seine Vocals leider sehr eintönig ins Mikro hustet. Das zieht sich dann durch das gesamte Album. Mit IN FLAMES, wie im Plattenfirmeninfo genannt, haben poppigere, tanzbare Nummern, wie das nachfolgende 'Hey Sturm', herzlich wenig zu tun, schon eher mit den dort ebenfalls aufgeführten LORD OF THE LOST, ATROCITY und CREMATORY. Habt ihr es gemerkt? Bei allen drei Namen handelt es sich um sehr kontrovers diskutierte Bands, bezüglich ihrer musikalischen Qualitäten, insofern ist der Vergleich zusätzlich stimmig.
Ich möchte mir, euch und der Band jetzt die Gnade erweisen und nicht jeden Song einzeln besprechen, das meiste ist ja durchaus konsumierbar. Einen Song möchte ich jedoch als NICHT-Anspieltipp hervorheben: Mit 'Kleine weiße Friedenstaube', bei dem Stumpen von KNORKATOR mithilft, hat der ehemalige "Partygarant" von EQUILIBRIUM, wie er im höchst überschwänglichen Infotext der Plattenfirma angepriesen wird, wohl wieder Vollgas gegeben. Wenn die Zielsetzung war, dass JBO die Nummer irgendwann als Konzert-Intro verwendet, dann verstehe ich, weshalb man so etwas aufgenommen hat. JBO könnte sowas aber durchaus selbst auf die Menschheit loslassen...
Aber ich beende das Trauerspiel jetzt: So schlimm wird es gar nicht, es gibt schlimmere Alben. Viereinhalb Punkte - Fans der genannten Bands denken sich bitte bis zu zweieinhalb Punkte hinzu.
Hier könnt ihr Marcel Rapps Rezension von "Harlekin und Krieger" lesen.
- Note:
- 4.50
- Redakteur:
- Timo Reiser