ROEHR, MATT - UHad2BThere!: Live Bootleg Vol. 1
Mehr über Roehr, Matt
- Genre:
- Rock
- Label:
- Gonzomusic Records / Intergroove
- Release:
- 13.06.2008
- Going Down
- I Ain't Around No More
- Made To Last
- You Had To Be There
- Barra Da Tijuca
- All Along The Watchtower
- Hasta Un Cualquier Dia
- Sarcastic Gutter Blues
- I Don't Need No Doctor
- Wheel Of Fortune
- Weekend Warriors
- I Ain't Around No More (Bonus Video)
- Made To Last (Bonus Video)
- Barra Da Tijuca (Bonus Video)
Eigentlich sollte Matthias "Gonzo" Röhr nach hunderten Konzerten sowie acht Live-CDs und -Videos mit seiner Ex-Band BÖHSE ONKELZ besser wissen, wie man ein gutes Live-Album mixt. Zwar ist der Sound der elf dargebotenen Songs einwandfrei, aber das ständige Aus- und Eingefade des Publikums nach jedem Song killt jegliche Live-Atmosphäre. Zudem sind die Zuschauer so leise eingefangen, dass es sich anhört, als stünden nicht mal 50 Nasen vor der Bühne. Der Titel "Live Bootleg" trifft's eigentlich sehr passend. Sicher wollte Gonzo zum einen mehrere Städte einfangen und zum anderen aus rechtlichen Gründen einige Songs weglassen, da er auf seiner ersten Solo-Tour auch etwas Material seiner ehemaligen Truppe präsentierte. Aber das hätte man durchaus eleganter lösen können. Immerhin findet man auf Seite 2 der Dualdisc auch drei Konzert-Videos, durch die man sich davon überzeugen kann, dass zumindest die dargebotene Neu-Isenburger Hugenottenhalle doch recht gut gefüllt war. Dabei kommt bei 'Barra Da Tijuca' durch hinzugefügte Aufnahmen aus Gonzos Wahlheimat Uruguay, lässige Basssoli und Percussions regelrecht Latino-Flair auf.
Womit wir auch schon bei der Musik wären: Wie auf seinem Debüt-Soloalbum, von dem die meisten Songs hier stammen, lässt es Senior Röhr inzwischen eine ganze Ecke gediegener als zu ONKELZ-Zeiten angehen. So erinnert das bereits erwähnte Instrumental 'Barra Da Tijuca' abgesehen von seinem Latino-Einschlag bisweilen an eine ERIC-CLAPTON-Nummer. 'Made To Last' oder das wiederum mit südländischem Flair versehene 'Hasta Un Cualquier Dia' kommen als ruhigere Nummern zwischen klassischem Siebziger-Rock und Weltmusik daher, geträllert von Ex-TED NUGENT- und VICTORY-Sänger Charlie Huhn. Auch Röhr selbst ist des öfteren am Mikro zu hören, vor allem aber tritt er mit ellenlangen Gitarrensoli in Aktion, durch die er den Songs dann auch die Eier verpasst, die sie sonst manchmal vermissen lassen. Ein wenig mehr davon hätte den letzten Alben seiner Ex-Band ebensogut zu Gesicht gestanden. (Die Soli, Leute, nicht die Eier.) Mit dem rotzigen JIMMY BUFFETT-Cover 'You Had To Be There', 'Sarcastic Gutter Blues' oder 'Wheel Of Fortune' gibt es dann auch noch die ein oder andere Uptempo-Nummer, von der sich gestandene ONKELZ-Fans sicher mehr gewünscht hätten. Hinzu kommen noch eine ganze Reihe weiterer Cover-Songs, u. a. von BOB DYLAN ('All Along The Watchtower'), RAY CHARLES ('I Don't Need No Doctor') oder TED NUGENT ('Weekend Warriors'). Zu erwähnen wäre auch, dass hinter dem Keyboard mit Stephan Weiler der Letzte aus dem engeren ONKELZ-Umfeld steht, mit dem Gonzo scheinbar noch etwas zu tun haben will.
Stellt sich nur die Frage, wer das vorliegende Album mit dem auf flippig getrimmten Titel kaufen soll? Fans guter Live-Alben schon mal nicht, denn dafür fehlt hier wie eingangs beschrieben einfach die entsprechende Atmosphäre. ONKELZ-Fans? Zumindest diejenigen, die vor allem auf Gonzos Soli oder die experimentelleren Nummern der letzten Alben standen. Aber eher weniger jene, die sich gern in den Moshpit stürzten. Oder nicht ohnehin schon Röhrs erstes Album besitzen. Und Fans gediegener Rockmusik? Gerne, wenn sie nicht zu der Fraktion gehören, die ONKELZ-Alben aus pseudo-politschen Gründen nicht mal mit der Kneifzange angefasst hätten. Bleibt nur zu hoffen, dass Gonzo mit dem "Vol. 1" im Titel nicht andeuten will, gleich noch das nächste Live-Album nachzuschieben. Denn nach dem ersten Studioalbum sofort einen Konzert-Mitschnitt folgen zu lassen – zudem einen trotz Video-Bonus und nettem Digi-Pack etwas lieblos zusammen geschusterten – hinterlässt ohnehin schon einen leicht faden Beigeschmack ...
Anspieltipps: You Had To Be There, Barra Da Tijuca, Sarcastic Gutter Blues
- Redakteur:
- Carsten Praeg