ROME - The Lone Furrow
Mehr über Rome
- Genre:
- Dark Folk / Neofolk
- Label:
- Trisol Music Group
- Release:
- 28.08.2020
- Masters Of The Earth (ft. Aki Cederberg)
- Tyriat Sig Tyrias
- Ächtung, Baby! (ft. Alan Averill of PRIMORDIAL)
- Making Enemies In The New Age (ft. Joseph D. Rowland of PALLBEARER)
- The Angry Cup (ft. Adam Nergal Darski of BEHEMOTH/ME AND THAT MAN)
- The Twain
- Kali Yuga Über Alles
- The Weight Of Light
- The Lay Of Iria (ft. J. J. of HARAKIRI FOR THE SKY)
- On Albion’s Plain
- Palmyra (ft. Laure Le Prunenec of RÏCÏNN)
- Obsidian
- A Peak Of One's Own
Ein wahrhaft schwarzer Edelstein.
Wenn sich beim ersten Hören einer neuen Platte mit den ersten Tönen gleich eine ordentliche Gänsehaut einstellt und einem ein wohliger Schauer über den Rücken fährt, dann hat der Musiker wohl alles richtig gemacht. Und genau das ist Jérôme Reuter voll und ganz gelungen. Doch der Reihe nach.
Seit fünfzehn Jahren gibt es die Band ROME und mit dem neuen Album "The Lone Furrow" ist der Formation ein wahrer Geniestreich gelungen. Das liegt zum Einen an der stoischen Art des Sängers, seinem Songwriting treu zu bleiben, und zum Anderen tragen diverse Gastmusiker zu diesem Gelingen bei. Mit von der Partie sind beispielsweise Nergal (BEHEMOTH) oder J. J. von HARAKIRI FOR THE SKY. Wer aber nun vermutet, dass dadurch der Sound mehr gen Metal gegangen ist, der irrt, denn jeder Künstler fügt sich auf seine Weise in den jeweiligen Song ein und gibt ihm vielmehr eine besondere Note.
Bereits beim ersten Stück 'Masters Of The Earth', welches quasi als Intro fungiert, wirkt Aki Cederberg mit. Es könnte auch gut als Opener bei Konzerten dienen, so es denn mal wieder welche geben sollte. Zu den gesprochenen Worten des finnischen Künstlers läuft erst ruhige Musik, ehe gegen Ende die Trommelschläge immer lauter und intensiver werden. Sie läuten nahtlos den ersten starken Track 'Tyriat Sig Tyrias' ein, der neben der besagten Gänsehaut alles beinhaltet, was ROME ausmacht. Der markante Gesang wechselt sich mit Chor-Einlagen ab und neben Passagen mit der Gitarre sind laute Trommeln zu hören. 'Ächtung Baby!' wurde bereits im Vorfeld als Single veröffentlicht und ist ein ironischer Seitenhieb auf das U2-Album beziehungsweise dessen Erfolg. Wem die zweite Stimme nicht bekannt ist, das ist Alan Averill von PRIMORDIAL.
Da Jérôme Reuter schon immer ein Querdenker ist und sich dem Mainstream durch leichte Unterhaltung verweigert, ist es mehr als logisch, dass er inhaltlich keine einfache Kost serviert. Zugegeben, es dauert ein wenig bis sich das dem Hörer offenbart und es bedarf natürlich eine gewisse eigene Auseinandersetzung, damit sich einem der Inhalt erschließt. So übt der Sänger Kritik an der Menschheit, die mit ihrer endlosen Gier wertvolle und schöne Dinge absichtlich zerstört. Doch das ist bei weitem nicht alles. Er erzählt in seinem neuen Werk beispielsweise eine Geschichte, die Menschen und Götter gleichermaßen einschließt, wie sie gemeinsam Freude und Leid erfahren.
So einfach wie 'The Angry Cup' musikalisch gestaltet ist, so weiß es bestens zu Begeistern. Das Duett mit Nergal ist einfach erste Klasse und seine eingebauten polnischen Beschwörungsphrasen ergänzen das Ganze hervorragend. Während 'Kali Yuga Über Alles' musikalisch gesehen in eine ähnliche Kerbe haut, könnte 'The Lay Of Iria' nicht gegensätzlicher sein. Ruhige Klavierklänge, die schon fast zerbrechlich wirken, treffen einen ruhigen Sprechgesang. Wird der erste Teil noch in englischer Sprache dargeboten, steuert J. J. von HARAKIRI FOR THE SKY seinen Part auf Deutsch dazu. Noch verträumter und zugegeben emotionaler präsentiert sich 'Palmyra'. Das liegt nicht nur daran, dass der Text französisch ist, sondern auch am bezaubernden Hintergrundgesang der französischen Musikerin Laure Le Prunenec (RÏCÏNN). Während der Edelstein Obsidian Ängste oder Blockaden lösen kann, löst 'Obsidian' auf dem Album vielmehr wahre Begeisterung aus. Der Song ist einfach nur genial! Er zeigt wieder einmal eindrucksvoll das Können des Sängers und wie es ihm immer wieder aufs Neue gelingt, ein Stück zu erschaffen, was seinesgleichen sucht und das Zeug zum Klassiker hat.
"The Lone Furrow" komplett auseinander zu pflücken und die Songs einzeln zu betrachten macht von der Sache her wenig Sinn. Es ist ein in sich homogenes Werk, das musikalische Gegensätze bereithält, die aber wie ein Zahnrad in einander greifen. So unspektakulär wie sich der Fronter bei Konzerten gibt, so großartig begeistert er immer wieder mit seinen Alben. Diesen Gegensatz spürt man auch auf diesem Langspieler, wenn er eben in seinem Element, der Musik, ist. Weniger kann oft mehr und vor allem effektvoll sein. Bleibt nur zu hoffen, dass dieser Edelstein auch bald wieder auf der Bühne zu erleben ist. "Auf zum ersten Schnitt!", oder besser gesagt: Auf zum ersten Gig!
- Redakteur:
- Swen Reuter