RORCAL - Monochrome
Mehr über Rorcal
- Genre:
- Sludge / Post-Hardcore
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Eigenpressung / Eigenvertrieb
- Release:
- 13.09.2008
- Monochrome
Die Schweizer Doom/Sludge/Post-Hardcore-Fusionisten mit einer spannenden 35-Minuten-Single, die Grenzen sprengt.
Die Sound-Schwergewichte vom Genfer See sind zurück mit einer Scheibe, die den meisten Zuhörern den Zugang noch schwerer machen wird, als die schon sperrig und marternd geratenen Kompositionen des Debütalbums "Myrra Mordvynn Marayaa". Das neue Werk heißt "Monochrome" und ist streng genommen eine Single, allerdings eine Single mit fünfunddreißig Minuten Spielzeit und in diesen fünfunddreißig Minuten decken die Jungs von RORCAL eine ziemlich große musikalische Bandbreite ab, für die sich die RORCAL-Mitglieder um eine Sängerin, einen Jazz-Saxophonisten und einen Avantgarde-Tastenmann verstärkt haben.
So begegnen uns im Einstieg Ambient-Sphärenklänge, für die Alex Müller von EQUUS verantwortlich zeichnet, und die erst nach mehr als drei Minuten von wuchtigen, rudimentären Riffs zerfetzt werden, welche mit weit in den Keller gestimmten Gitarren und marterndem Sound alles zermalmen, was sich ihnen in den Weg stellt. Dazu brüllt Frontmann Junior in abartiger Core-Manier all seinen Frust nach draußen.
Doch auch dies ist nur eine Episode, denn im nächsten Hauptteil begegnen wir einer melancholischen Atmosphäre, die lediglich durch zarten, entrückten und zerbrechlichen Frauengesang von Sydney Pham und durchaus schräge Saxophon-Klänge getragen wird, für welche der Jazz-Musiker Michael Borcard (LILIUM SOVA, JAMMIN GROOVE) verantwortlich zeichnet. Daran schließt sich um die zehnte Minute herum überraschend schlüssig ein weitestgehend instrumentales und relativ melodisches Stück dramatisch aufgebauten und erdrückend in Szene gesetzten Gitarren-Dooms an, der sich schließlich in eine Klanglandschaft hinein entwickelt, in welcher Juniors kehliges Growlen sowie die klaren Einsprengsel der Sängerin durch Schluchten hallen, zu deren Seiten sich Berge aus schwarzem Lavagestein türmen.
Das Saxophon taucht in seiner schrägen Spielweise immer wieder auf und stellt die Nerven auf eine arge Belastungsprobe, was gerade um die zwanzigste Minute herum sehr auffällig ist. Hier von Songstrukturen im herkömmlichen Sinne zu sprechen, ist kaum möglich. Doch stellt man immer wieder fest, dass es dieses Saxophon ist, das auf eine skurrile Art und Weise dazu beiträgt, dass das Schaffen von RORCAL mehr ist, als das was viele Drone-Doomer, Post-Hardcoreler und artverwandte Mucker so vom Stapel lassen. Es bietet neben der Soundwand und der erdrückenden Schwere auch viele Auflockerungen und Spannungsmomente, welche den Schweizern in den von ihnen tangierten Genres eine Sonderrolle zukommen lässt. Es ist stets faszinieren, mit welcher Selbstverständlichkeit die Truppe von massiver Heaviness von einer Sekunde auf die andere in ein stilles, von jazzigen Rhythmen geprägtes Tal schreiten können, nur um einige Sekunden später beide Elemente ihres Sounds schlüssig mit einander zu verbinden.
Wie es nicht anders zu erwarten war, setzen die Genfer auch dieses Mal auf Musik, die sich nicht von selbst erschließt, sondern die sich der Hörer hart erarbeiten muss. Eine kommerzielle Ader fehlt der Band komplett, doch dessen ist sie sich wohl bewusst, denn sonst würde sie dieses Scheichen nicht auf 665 Stück limitieren. Ob ihr zu den 665 Leuten gehört, die sich Zielgruppe nennen dürfen, das solltet ihr aus dem oben Gesagten an sich entnehmen können. Doch auch die Skeptiker in Sachen extremem Doom/Sludge/Post-Core sollten mal ein Ohr riskieren, weil RORCAL eben weit mehr ist, als nur eine weitere Band, die versucht, euch mit schwerem Sound zu erdrücken.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle