ROSENKREüTZ - Divide Et Impera
Mehr über Rosenkreütz
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Opal Arts / Andromeda Relix / Just For Kicks
- Release:
- 31.07.2020
- Freefall
- Imaginary Friend
- The Candle In The Glass
- I Know I Know
- Aurelia
- True Lies
- Sorry And...
- The Collector
Qualitätsarbeit.
Der Rockumlaut ist nicht tot! Das gilt auch für ROSENKREÜTZ, Prog-Sextett aus Italien. Die Band um Multiinstrumentalist, Sänger und Songschreiber Fabio Serra ist mit ihrem aktuellen Album "Divide Et Impera" am Start, dem textlich, wie schon der Titel andeutet, Kontrolle als loses Thema zugrunde liegt, mit dem sich acht voneinander unabhängige Kurzgeschichten befassen, die sich eher in der privaten als der politischen Sphäre abspielen.
Wenn man die Scheibe in einem Satz beschreiben sollte, könnte man sagen, dass ROSENKREÜTZ auf diesem großartigen Album ambitionierte Songideen mit gelungenen, proggigen Arrangements und schöne Melodien in eingängigen Refrains, die sich unangestrengt anhören lassen, zusammengebracht hat. Insofern ist es nicht überraschend, dass die Gruppe neben gestandenen Prog-Größen auch TOTO und QUEEN als Einflüsse nennt. Schon beim Einstieg 'Freefall' beeindruckt die Leichtigkeit, mit der die poppigen 80er-Jahre-Keyboards sich in die proggige Strukturierung des Stückes einfügen, sich mit der E-Gitarre verbinden und die Spannung der Nummer nicht beeinträchtigen. Ein sehr starker Track. Bemerkenswert sind ebenso das zart-morbide 'Aurelia' wie das sich unmerklich intensivierende 'Sorry And...'. Allenfalls 'True Lies' tendiert eher in AOR- als in Progressive-Richtung.
Eine Besonderheit von ROSENKREÜTZ ist die Bratsche; bei 'The Candle In The Glass' wird die Band sogar von einem Streicherquartett unterstützt. Die Streichinstrumente geben der Gruppe zusätzliche Ausdrucksmöglichkeiten, indem sie sich teilweise an klassischer Musik orientieren, teilweise an KANSAS (besonders 'Imaginary Friend') erinnern. Ebenso fällt der zwar nicht akzentfreie, aber erdige und unprätentiöse Gesang von Frontmann Massimo Piubelli und seinen Co-Sängern angenehm auf, der für italienische Bands keineswegs selbstverständlich ist. Hier leistet sich ROSENKREÜTZ nur einen - zugegeben subjektiv empfundenen - Fehlgriff bei 'The Candle In The Glass'. Diese Powerballade startet sehr gut, wobei sie phasenweise an getragene Prog-Nummern von PINK FLOYD bis MARILLION denken lässt, doch der gezierte Falsettgesang im Chorus erinnert an die Spaßvögel von THE DARKNESS. Der angenehm erdige Eindruck wir dadurch bestätigt, dass unter den Tasteninstrumenten die gute, alte Schweineorgel nicht ausschließlich, aber doch wiederholt zu hören ist. Dabei zeigen 'I Know I Know' und das prog-metallische Finale von 'The Collector', dass die Musiker bei aller Schöngeisterei auch rocken können. Überhaupt ist dieser viertelstündige Long Track, in dem es mehr zu entdecken gibt als anderweitig in ganzen Alben, ein grandioser Abschluss der CD.
Insgesamt ist "Divide Et Impera" ein sehr starkes, vielseitiges Hörerlebnis, das nur wenige und geringe Schönheitsfehler aufweist, aber verschiedene Einflüsse aus Progressive und anderen Rockrichtungen souverän verarbeitet und dabei ein individuelles Werk dieser Band bleibt.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Stefan Kayser