ROSS THE BOSS - By Blood Sworn
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2018
Mehr über Ross The Boss
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 7.25
- Label:
- AFM Records
- Release:
- 20.04.2018
- By Blood Sworn
- Among The Bones
- This Is Vengeance
- We Are The Night
- Faith Of The Fallen
- Devil's Day
- Lilith
- Play Among The Godz
- Mother Of Horrors
- Fistful Of Fate
Ohne Aussicht auf den Thron.
Was waren die Worte groß, als ROSS THE BOSS 2016 runderneuert die Bühnen des "Keep It True" und "Headbangers Open Air" eroberte. Die Massen freuten sich nicht nur über das klassische Songmaterial, sondern auch über die neue Band um den ex-MANOWAR-Gitarristen. Da stand mit Mike Cotoia nämlich ein junger Mann am Mikrofon, der Eric Adams teilweise fast das Wasser zu reichen vermochte.
Doch keine zwei Jahre später sieht wieder alles ganz anders aus. Das Revival der alten Songs und Sounds gehört wieder der Geschichte an. Der Blick geht nach vorne. Von dem 2016 vorgestellten Line-Up mit New-York-Nachwuchsmusikern hat der Veteran sich in der Zwischenzeit wieder verabschiedet. Für das neue Studioalbum wählte er stattdessen erfahrenere Leute. So sind neben dem allgegenwärtigen Mike LePond am Bass Drummer Steve Bolognese (DEATH DEALER, WITHERFALL) und Sänger Marc Lopes (ex-MELIAH RAGE) auf dem dritten ROSS THE BOSS-Werk zu hören.
Und "By Blood Sworn" klingt genau nach dem, was es ist. Eine Gruppe erfahrener Musiker versucht sich daran, die simpleren Songs des MANOWAR-Katalogs zu kopieren (zugegeben: es geht schon etwas härter und schneller zur Sache). Das muss nicht unbedingt verkehrt sein, ich habe auch durchaus meinen Spaß an einigen der hier versammelten Stücke, aber groß etwas reißen wird die Band auch mit ihrem dritten Album nicht. Ganz in der Tradition der vorherigen Langspieler scheitert es, wenn ich beim MANOWAR-Vergleich bleiben darf, an den größeren und tieferen Momenten, die dir eine Gänsehaut auf den Körper zaubern und der gewissen Raffinesse im Songwriting.
Wirkliche Ausrufezeichen gibt es auf "By Blood Sworn" indes kaum. Das zerstörerische 'Devil's Day' wäre so eines. Hart und schnell geht es hier zur Sache, mit tollem Gitarrensolo an genau der richtigen Stelle und mit hinreißendem Gesang von Lopes, der immer mal wieder an die Reibeisenstimme James Riveras erinnert. Doch 'Devil's Day' wäre auch auf einem MANOWAR-Album der Neuzeit kein Highlight. Vielleicht ist dieses ständige Vergleichen aber auch nicht zielführend und etwas unfair. Denn da kann ja keine andere Band mithalten.
Nein, eigentlich ist "By Blood Sworn" ja ein gutes Album. Es ist abwechslungsreich, es gibt einige wirklich schöne Riffs des Meisters zu belauschen ('Play Among The Godz' wäre hier ein Beispiel) und Marc Lopes gibt wirklich sein Letztes, um uns mitzureißen. Und während Mike LePonds Bassspiel nicht weiter auffällt, darf ich auch Mister Bolognese eine wirklich gute Leistung bescheinigen.
Es gibt allerdings immer wieder solche Momente, die eindeutig dafür sorgen, dass ROSS THE BOSS auch mit diesem Rundling nicht in die obere Klasse aufsteigt. Der stumpfe Rock-Stampfer 'Among The Bones' geht mir aufgrund des leiernden Refrains schon im zweiten Durchgang auf den Wecker. Die Schmalzballade 'Faith Of The Fallen' jagt mir dann sogar einen kalten Schauer den Rücken herunter. Und das nicht im positiven Sinne. Und der epische Longtrack 'Lilith' ist mir viel zu zerfahren, macht mich mürbe und schläfrig (das alles in nur sieben Minuten!).
Doch dafür gibt es mit 'Fistful Of Hate' nochmal einen richtigen Brecher am Ende, der wirklich alle Register zieht, den Hörer mit einem positiven Eindruck entlassen. So abwechslungsreich und spielfreudig hätte man gern die gesamte Dreiviertelstunde gestalten können. So lohnt es sich in "By Blood Sworn" ruhig mal hinein zu hören. Im Vergleich zu den ersten beiden Alben ist nämlich zumindest eine leichte Steigerung zu bemerken. Nur mit früheren Großtaten darf man ROSS THE BOSS 2018 nicht mehr vergleichen.
Anspieltipps: Fistful Of Hate, Devil's Day, By Blood Sworn
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Marius Luehring