ROTH, ULI JON - Tokyo Tapes - Live In Japan
Mehr über Roth, Uli Jon
- Genre:
- Rock
- Label:
- UDR Music
- Release:
- 16.12.2016
- All Night Long
- Longing For Fire
- Crying Days
- The Sails Of Charon
- Sun In My Hand
- Virgin Killer
- Kojo No Tsuki
- We'll Burn The Sky
- In Trance
- Rainbow Dream Prelude
- Fly To The Rainbow
- Top Of The Bill
- I'ver Got To Be Free
- Polar Nights
- Dark Lady
- Pictured Life
- Catch Your Train
- All Along The Watchtower
- Little Wing
Eine Reise in die Vergangenheit, und was für eine!
Nachdem ULI JON ROTH lange Zeit auf sehr eigenen Pfaden abseits typischer, harter Rockmusik unterwegs gewesen ist, setzt er sich seit einigen Jahren wieder mit seiner Zeit bei den SCORPIONS in den 70ern auseinander. Bisheriger Höhepunkt dieser Vergangenheitsbewältigung war das letztjährige Studioalbum "Scorpions Revisited", das Neuinterpretationen seiner Musik mit den Skorpionen enthielt. Diese neuen Fassungen stellte er auch live vor, u.a. als er in derselben Halle in Tokio ein Konzert gab, in dem er mit den SCORPIONS 1978 das legendäre Livealbum "Tokyo Tapes" aufgenommen hatte.
Wenn ein Musiker einen seiner größten Erfolge fast 40 Jahre später noch einmal inszeniert, mag das auf den ersten Blick befremdlich wirken, aber die Interpretationsfreiheit und hohe musikalische Klasse von ULI JON ROTH und Band machen aus "Tokyo Tapes Revisited - Live In Japan", dem frisch erschienenen Mitschnitt des Jubiläumskonzertes, ein großes Hörvergnügen. Außerdem orientiert sich die Setlist, anders als der Titel vermuten lässt, eher an "Scorpions Revisited " als an den originalen "Tokyo Tapes". Das Album gibt es als DVD und Blu-Ray jeweils mit Audio-CDs gleichen Inhalts.
Als Gesamteindruck ist zunächst festzuhalten, dass ULI JON ROTH die Sache gleichermaßen entspannt wie detailversessen angeht im Gegensatz zu den jungen SCORPS, die es auf den "Tokyo Tapes" heftig krachen ließen. Phasenweise kann man eher von Jam Rock als Hardrock reden. So hat 'Sails Of Charon' ein neues, ausgiebiges Solo erhalten, während der original aggressive 'Virgin Killer' beinahe swingt und die Stimme ein wenig an Glenn Hughes erinnert. Das Mammutwerk 'Fly To The Rainbow' kommt in seiner Schlußphase noch innerlicher und hypnotischer rüber als im Original. Ab 'I've Got To Be Free' legt die Band, zu der neben Uli Roth auch Niklas Turmann, Corvin Bahn (beide PETER PANKA'S JANE) und sein langjähriger Bassist Ule Ritgen gehören, richtig los. Das Stück wird mit einem langen Jam samt Synthi-Solo und Gesangsbeteiligung des Publikums dargeboten.
'Polar Nights' eröffnet Uli Roth mit einem ausgedehnten Intro, zu dem auch der Bass ein kleines Solo beisteuert, und beschließt es mit einem weiteren ausgedehnten Solo. 'Dark Lady' umgibt einen ellenlangen Soloauftritt des Meisters, der nebenher auch das klassische Gitarrenstück 'Aranjuez' anspielt. Außer dem 'Rainbow Dream Prelude' von "Scorpions Revisited" enthält der Mitschnitt kein Solomaterial von ULI JON ROTH oder Nummern seiner ersten Nach-Skorpion-Band ELECTRIC SUN. Umso erstaunlicher ist es, dass "Tokyo Tapes Revisited - Live In Japan" mit zwei Hendrix-Nummern schließt. Offenkundig huldigt er seinem lebenslangen Idol, weil dessen Inspiration auch zur Musik dieses Konzertabends beigetragen hat.
Leider sind auf den CDs die Ansagen, in denen Uli Roth oder sein Co-Sänger Informationen über einzelne Stücke geben, deutlich leiser als die Musik, so dass man ständig die Lautstärke regeln muss, wenn man alles gut hören will. Das ist aber beinahe der einzige Schönheitsfehler an diesem fantastischen Album.
- Redakteur:
- Stefan Kayser