ROTH, ULI JON - Under A Dark Sky
Mehr über Roth, Uli Jon
- Genre:
- Neoclassical Metal
- Label:
- Bad Land Records/Twilight
- Release:
- 26.09.2008
- S.O.S.
- Tempus Fugit
- Land Of Dawn
- The Magic Word
- Inquisition
- Letter Of The Law
- Stay In The Light
- Benediction
- Light & Shadows
- Tanz in Die Dämmerung
Uli Roth brauchen wir hier hoffentlich nicht ausführlich vorstellen, wer ihn nicht kennt, sollte einmal eine einschlägige Seite mit nützlichen Informationen bemühen, da wir dem Tausendsassa auf ein paar Zeilen in Bezug auf seine Karriere als Gitarrist der SCORPIONS, Erfinder der "Sky Guitar", die einen größeren Tonumfang aufweist als die herkömmliche Gitarre, und seinen anderen künstlerischen Ambitionen in Sachen Lyrik oder Malerei nicht gerecht werden können. Dass er Legionen von Gitarristen inspiriert hat und als einer der größten Neoklassischen Gitarristen gilt, nehmen wir als Grundlage für diese Besprechung.
Denn "Under A Dark Sky" lässt sich nur in diesem Licht wirklich würdigen. Das Album ist nicht weniger als die Synthese aus klassischen Arrangements gespielt von seinem "Sky Orchestra", kombiniert mit der Sky Guitar und Gesang sowohl von klassisch ausgebildeten Sängern und Sängerinnen wie auch von Rockröhren. Ein Namedropping bei den klassischen Stimmen können wir uns sicher sparen, aber die beiden Rockstimmen dürften vielen Lesern bekannt sein: Zum einen ist da Elizabeth Vandall, die zwei ausgezeichnete Melodic Rock Alben mit ihrer Band SAHARA eingesungen hat, und Bandhüpfer Mark Boals, der irgendwie schon mit jedem mal kollaboriert hat, aber besonders durch YNGWIE MALMSTEEN, ROYAL HUNT und RING OF FIRE bekannt geworden ist.
Um dieses Album zu genießen, braucht man aber einen Faible für Klassische Musik und epische Kompositionen. Wer beispielsweise bei THERION die Staupe kriegt oder die diversen Orchester-Alben von DEEP PURPLE, METALLICA, den SCORPIONS und Co als Bieruntersetzer benutzt, kann sich dieses Album getrost sparen, und für wen eh nur ultimative Aggression beim Metal zählt, kann jetzt auch abschalten.
So, jetzt, wo wir feinfühligen Seelen unter uns sind, können wir die ausladenden Arrangements genießen. Uli hat nämlich mit "Under A Dark Sky" ein grandioses Werk geschaffen, dass an seine Kompositionen von vor über 10 Jahren anschließt – nicht nahtlos, denn das neue Album wirkt reifer, aber stilistisch schon. Es hat auch mit Metal absolut nichts zu tun, statt dessen mit Strauss, und ein wenig Mussorgsky, Grieg und Rock 'n' Roll, und Gitarrenmelodien der Art von GARY MOOREs 'Parisienne Walkways' und SCHENKERs 'Courvoisier Concerto' Liveversion.
Während anfangs die Spannung durch den rein orchestralen Auftakt eher noch aufgebaut wird, kommt schon im zweiten Track, 'Tempus Fugit', ein Highlight daher, in dem die Roth'sche Gitarre herrlich mit den klassischen Instrumenten harmoniert. Der Gesang ist hier eher hinderlich, bereitet aber auf den ersten Höhepunkt des Albums vor, das dreiteilige 'Land Of Dawn'’. Wahre Epik, ausufernde Klangcollagen und mitreißende Melodien bieten das Fundament für die drei Hauptakteure: Elizabeth, Mark und die Gitarre. Obwohl ich bislang mit Mark Boals persönlich nicht warm geworden bin und seine Stimme immer noch für alles andere als angenehm empfinde, auf diesem Album überzeugt er sogar mich Skeptiker. Sicher hätte ich mir lieber einen Bob Catley, Ronnie Dio, Pasi Rantanen (Ex-THUNDERSTONE) oder am besten einen Jorn Lande gewünscht, und ich bin der festen Überzeugung, dass das Album dadurch noch besser geworden wäre, aber Boals macht seine Sache mehr als gut. Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal schreiben würde.
Nach einigen guten Stücken, bei denen sogar Uli selbst in 'Letter Of The Law' und 'Light And Shadows' ans Mikrophon tritt, folgt mit dem zwölfteiligen 'Tanz in die Dämmerung' das grandiose, majestätische Finale. Hier zieht Uli Roth noch mal alle Register seines Könnens und lässt Boals und Vandall, Roths zehnjährige Tochter Akasha Dawn Roth und Tenor Peter Ewald den Hörer in ein emotionales Werk ziehen, dass selbst in seiner Länge von 19 Minuten und seinen überbordenden Arrangements zu jeder Zeit fesselt. Der moderne Touch der Stimmen und der elektrischen Gitarre übt zusätzlich Reiz aus. Am Ende hinterlässt "Under A Dark Sky" einen emotional erschöpften, aber glücklichen Hörer, ganz in der Tradition einer "Peer Gynt Suite", "Pictures At An Exhibition" oder "The Planets".
Zusammenfassend kann man das Werk mit einem einzigen Wort beschreiben, eines, dass möglicherweise nur bedingt zu unserer bevorzugten Musik passt, aber hier die Essenz der Kompositionen adäquat widerspiegelt: Schön.
Anspieltipps: Land Of Dawn, Tanz in die Dämmerung
- Redakteur:
- Frank Jaeger