ROXIN' PALACE - Roxin' Palace
Mehr über Roxin' Palace
- Genre:
- Hard Rock / Sleaze
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- SAOL / H’Art / Zebralution
- Release:
- 07.06.2013
- Roxin’ Palace
- Wildest Party
- Relaxin’ Shok 108
- We Are Loosing Both
- Viper’s Advice
- Gothic L.A.
- Empty Virus
- Collapsin’ Parks
- Modern Middle Ages
- Tears On The Road
Harte Riffs statt Haarfestiger
In den Achtzigern gehörten Hair und Glam Metal selten zu den favorisierten Subgenres eines gestandenen Metalheads. Das war in den Augen vieler Puristen bloß etwas für Poser und pubertäre Mädels. Seit ein paar Jahren erfährt dieser Sound der 80er wieder mehr Beachtung und wird von vielen Traditionalisten positiv verklärt. Teilweise sogar völlig zu Recht, denn rückblickend haben Bands wie DOKKEN, LOUDNESS oder auch MÖTLEY CRUE damals ziemlich starke Schwermetall-Bolzen veröffentlicht und auch heute kommen unter dem Banner des Sleaze (dem rotzigen Bruder des Glam Metals) ein paar echt feine Alben von jüngeren Bands wie HARDCORE SUPERSTAR oder STEEL PANTHER heraus.
Mit ROXIN' PALACE macht eine weitere Gruppe auf sich aufmerksam, die damals eigentlich zu jung gewesen sein muss, um die Hochzeit des Haarsprays miterlebt zu haben. Auch die italienische Herkunft der Mitglieder wirkt exotisch, da im Gegensatz zu den USA oder Schweden die stiefelförmige Halbinsel nicht gerade als ein Szene-Epizentrum angesehen wird. Nichtsdestotrotz versprühen die Südeuropäer auf ihrem selbst betitelten Debüt den Charme der Poser-Ära und haben eine Menge Rhythmus und Groove im Blut, um authentisch zu wirken. Mit dem Titeltrack als Opener zeigt man direkt, wo die eigenen Stärken liegen und belegt in der Folge mit 'Wildest Party', dass der Spaß gerade erst begonnen hat.
Im Gegensatz aber zu eher Comedy-orientierten Bands wie WIG WAM oder THE POODLES liegt das Augenmerk hier besonders auf einem ausgefeilten Songwriting, das den Stil der 80er sinnvoll in unsere heutige Zeit übersetzt. Denn krampfhaft wie eine comichafte Parodie der alten Hair-Truppen zu wirken ist hier keineswegs das Ziel. Das heißt aber nicht dass man grundsätzlich auf Kitsch verzichten muss. Mit 'Gothic L.A.' bekommen wir eine typisch bombastische Power-Ballade vorgelegt, die den alten Helden in dieser Hinsicht durchaus nahe kommt. Spätestens jetzt ist der Zeitpunkt für das Schwenken der Feuerzeuge gekommen.
Trotz allen Lobs muss man aber auch festhalten, dass die Jungs aus Vajont auch nicht gerade viele Risiken eingehen und sich vornehmlich damit begnügen, im Hardrock-Erwartungshorizont zu verweilen. Nach Alleinstellungsmerkmalen sucht man hier meist vergebens. Nichtsdestotrotz machen die straighten Rocker wie 'Empty Virus' eine Menge Spaß und wissen jedenfalls zu unterhalten.
Alles in allem ist das Debüt von ROXIN' PALACE kein Must-Have für den gut sortierten Sleaze- und Glam-Sammler, aber Hineinhören lohnt sich trotzdem. Wer knackigem Hardrock mit ein wenig Kitsch nicht abgeneigt ist, wird gut unterhalten werden. Auch wenn die ganz großen Überraschungen auf der Scheibe ausbleiben, sollte man diese Italiener im Auge behalten, da sie im Gegensatz zu so manch anderer modernen Haarspray-Band das Musizieren ernst genug nehmen und sich nicht nur auf ihr Image konzentrieren.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Adrian Wagner