RUINS OF BEVERAST, THE - Blood Vaults
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2013
Mehr über Ruins Of Beverast, The
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Ván (Soulfood)
- Release:
- 06.09.2013
- I Apologia
- II Daemon
- III Malefica
- IV Ornaments On Malice
- V Spires, The Wailing City
- VI A Failed Exorcism
- VII Trial
- VIII Ordeal
- IX Monument
Eine finstere Macht erhebt sich
Wo an einem Ende des Black-Metal-Spektrums WATAINs "The Wild Hunt" jüngst für Furore, Superlative und gute Kritiken gesorgt hat, steht am anderen Ende der vierte Streich der RUINS OF BEVERAST auf dem Programm. Die Band Alexander von Meilenwands hat es bislang geschafft, drei grundverschiedene Langrillen aufzunehmen, ohne dabei an Identität zu verlieren. Dementsprechend groß sind auch die Erwartungen, die im Vorfeld der Veröffentlichung von "Blood Vaults" kursieren. Um einen Teil des Fazits vorwegzunehmen: Diesen Anspruch kann auch das vierte Album befriedigen, da es wie die Vorgänger die Qualitäten der RUINS OF BEVERAST auf den Punkt bringt. Der vollständige Titel lautet übrigens "Blood Vaults - The Blazing Gospel of Heinrich Kramer", oder auf lateinisch: "Cryptae Sanguinum - Evangelium Flagrans Henrici Institoris".
Der Schriftsteller Wolfgang Hohlbein schrieb einst im Vorwort zu einem von ihm zusammengestellten Sammelband mit Lovecraft-Erzählungen, dass der tiefe Reiz im Werk Lovecrafts sich nicht durch krasse Effekthascherei, einen spektakulären Erzählstil oder gänzlich neuartige Inhalte offenbart. Trotzdem gilt Lovecraft als Meister seines Fachs und seine Rezeption in Literatur, Musik und Film ist ohnegleichen. Einen ähnlichen Zugang habe ich zur Musik von THE RUINS OF BEVERAST. Die Klangkörper dieser Band in Schubladen einzusortieren ist zunächst eine schwierige Aufgabe. Klar, Black Metal ist ein sehr weiter Begriff, unter den sich letztendlich auch "Blood Vaults" subsumieren lässt. Dabei zieht insbesondere auch das neue Werk allerlei Genre-Fremdlinge an, die den furchteinflössenden Zauber des Albums so faszinierend finden wie bei kaum einer anderen Black-Metal-Band. Mit einem gehörigen Schlag Death Doom gepaart, offenbart sich auch Langeisen Nummer vier als der Inbegriff des finsteren Abgrunds. Wie eine siechende Krankheit überkommt einen die Musik auf "Blood Vaults" - nicht plötzlich und mit dem Vorschlaghammer, sondern subtil und unter dem Mikroskop fürchterlich grausam.
Man sollte nicht den Fehler machen und sich dem intonierten Schrecken bei Tageslicht offenbaren. Abends unter den Kopfhörern - das ist die perfekte Umgebung für Gänsehaut und Abscheu. Sobald mit 'Apologia' das lyrische Konzept des Albums eröffnet wird, fesselt die Stimmung mich ohne Ablass. Zu Grunde liegt "Blood Vaults" die Person des Heinrich Kramer - bekannt als Autor des "Hexenhammers" im 15. Jahrhundert. Wie die Faust aufs Auge passend wird der Sound der Scheibe immer wieder von sakral anmutenden Chören im Hintergrund angereichert, was eine kontrastreiche Spannung in der Stimmung der Musik bewirkt. Die Nerven des Zuhörers werden mit dieser Auswahl an Stilmitteln oft bis zur Anspannung gereizt, Entspannung findet hingegen nur selten statt.
Und wenn, dann in Form der ultrazähen Doom-Parts, die aber schnell von atmosphärischen Zwischenspielen unterbrochen werden, in denen die Instrumentierung noch spärlicher und die Atmosphäre gleich wieder bedrohlich wird. Man mag in den ersten Durchläufen meinen, dass es hier gar kein Durchkommen gibt, so tief verschlucken einen die "Blood Vaults". Dazu kommt die Länge, die mit 80 Minuten auch gestandene Freunde der Finsternis an ihre Grenzen bringt. Eine kurze Pause einzulegen, ist hier wahrlich keine Schande.
Ist die Phrase "schwer verdaulich" oft etwas übertrieben und nicht sonderlich originell, zwingt mich an dieser Stelle "Blood Vaults" dazu, doch auf sie zurückzukommen. Mit langsamem Black Metal, der auf Blastbeats und Hochgeschwindigkeit größtenteils verzichtet und durch die Orgel genau so bestimmt wird, wie durch seine meisterhaft orchestrierte Schlagzeugarbeit, lassen sich immerhin die Grundmuster der hier vorliegenden Musik aufzählen. Die oben bereits erwähnten (Oldschool) Death-Metal-Anteile sorgen indes dafür, dass wir es mit einer zusätzlichen Dimension des Abstoßenden zu tun haben. Hier klingen die Ausbrüche noch wie Ausbrüche und nicht wie durchkomponiert, manchmal muss sich anscheinend die Musik selbst mit der rostigen Machete durch den hausgemachten Urwald schlagen. Dass das nicht mit dem ersten Streich gelingt, sollte niemanden verwundern. Mit welcher Nachhaltigkeit hier aber gerodet wird, das ist beeindruckend.
Gerade im Black Metal wird seitens der Plattenfirmen etwas hoch gepokert, was das Düsterimage ihrer Kapellen anbelangt. Wenn aber im Onlineshop von Ván Records THE RUINS OF BEVERAST mit "sinister Black Metal" angepriesen wird, dann ist es nichts anderes als eine ziemlich treffsichere Beschreibung. So musikalisch unterschiedliche die verschiedenen Genre-Highlights dieses Jahr auch bisher waren, an "Blood Vaults" kommt in seiner abartig boshaften und vereinnahmenden Atmosphäre für mich keine Platte heran. Es mag daran liegen, dass ich die unheilvollen Elemente dieser Scheibe nicht direkt auf den Punkt bringen kann. Vielleicht aber auch ein Segen, wie H.P. Lovecraft wusste: "Das älteste und stärkste Gefühl ist Angst, die älteste und stärkste Form der Angst, ist die Angst vor dem Unbekannten."
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Nils Macher