RUMPELSTILTSKIN GRINDER - Living For Death, Destroying The Rest
Mehr über Rumpelstiltskin Grinder
- Genre:
- Thrash/Speed Metal
- Label:
- Relapse Records
- Release:
- 23.01.2009
- Nothing Defeats The Skull
- Graveyard Vandalization
- Brainwasher C.1655
- Fiends In The Mountain, Ghouls In The Valley
- Spyborg
- Traitor's Blood
- Beware The Thrash Brigade
- Sewers Of Doom (Dethroning The Tyrant 1)
- Darkness Never Ending (Dethroning The Tyrant 2)
- Revolution Of Underground Legions (Dethroning The Tyrant 3)
„Heute back ich, morgen brau ich, übermorgen hol ich der Königin ihr Kind; ach, wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß!" Da lacht sich die altbackene Märchenkreatur aber ordentlich was ins Fäustchen! Dass diese eines Tages unter dem Banner des Thrash Metal firmieren würde, hätten selbst die mit grenzenloser Phantasie ausgestatteten Gebrüder Grimm nicht für möglich gehalten. Aber sie brauchen sich nicht zu schämen, geschweige denn im Grabe umzudrehen, denn ihr Name wird in allen Ehren gehalten...
THRASH IS BACK! Und wie! THRASH 'TIL DEATH! Kaum zu glauben, wie weit das gegenwärtige Thrash-Metal-Revival seine Kreise schlägt; einst noch dem konventionellsten und entzifferbarsten Metalcore verpflichtete Bands wie TRIVIUM, SHADOWS FALL oder UNEARTH frönen mit einem Schlag der ersten wirklich martialisch-extremistischen Soundlehre der Musikgeschichte. Und nicht nur, dass modegerechte und tonangebende Einstiegsdrogen den metallisch unbewanderten Greenhorns den Keim der ursprünglichen Tonexzesse näher bringen, mag man als Ding der schieren Unglaublichkeit interpretieren, denn in gleicher Weise unglaublich und schier außerordentlich-fantastisch wirkt die Tatsache, dass Urgesteine und Bay-Area-Heroen wie TESTAMENT, DEATH ANGEL, EXODUS oder gar tot geglaubte, zu Grabe getragene Frontsoldaten wie FORBIDDEN oder EXHORDER wieder auf sich aufmerksam machen und gewissermaßen von den Entseelten auferstehen. Wenn man dann noch das fast schon emporkömmlinghafte Aus-dem-Boden-Schießen von Jungspunden wie WARBRINGER oder GAMA BOMB ins Gesamtbild mit einfließen lässt, hat es fast den Anschein, als stecke eine umfassende institutionelle Verschwörung hinter den Ereignissen.
Und irgendwo inmitten dieser Verschwörung – zwischen der Welt betagter Ursprünglichkeit und dem Fundament neuzeitlicher Symptomatik – findet sich das aus Philadelphia stammende Thrash-Abrisskommando RUMPELSTILTSKIN GRINDER. Und gleich vorab sei folgendes um deren aktuelles Release "Living For Death, Destroying The Rest" felsenfest konstatiert: Jener geschrotete Silberbolzen präsentiert sich selbst im Lichte einer schematisch demolierenden, methodisch zertrümmernden Atombomben-Stalinorgel, die nichts als heiß dampfende Asche und schwärzesten Regen hinterlässt, aus dem kein einziger Phönix jemals das Licht der Welt erblicken wird! Hier findet sich endlich mal wieder ein vor Einfällen nur so strotzendes Glanzstück im zunehmend ausgebombten und von Imitationen übersäten Mienenfeld der Ausdruckslosigkeit. Es ist merkwürdig und zugleich erquickend zu erleben, wie unsere "Rumpelgrinder" einen Killertrack nach dem nächsten auf den Hörer einprasseln lassen, dabei in der Quintessenz nach Thrash und Speed Metal ältesten Fabrikats klingen und trotz alledem über das äußerliche Old-School-Sein hinaus unverschämt-rotzig und nonchalant mit Trademarks und stilistischen Ausgefallenheiten ganz anderer Subgenres kokettieren: Es finden sich Anlehnungen aus dem amerikanischen Hardcore, unaufdringlich eingestreute Death- und Black Metal-Versatzstücke (Stichwort Blastbeats, kalt klirrende Akkorde und knurrende Growls), doublebassgetragene Beatdowns, fieseste Riot Vocals, sowie durch den „Rumpelstiltskin-Grinder-Fleischwolf“ durchgezogenes Hackfleisch aus Glammig-Glitzerndem und Dinosauriererrockmäßigem. Man merkt jedem Lied Besonderheiten und letzten Endes die purste Individualität an. Selbst nach wiederholtem Durchlauf macht sich nicht die geringste aus Einfallslosigkeit resultierende Wiederkäuerei bemerkbar.
Auch die Produktion unterstreicht das mehr als gelungene Endprodukt: Alle Instrumente sind gerecht in die einzelnen Mündungen der Stalinorgel gefasst, Effekte finden sich in der mehr unterbewusst wahrzunehmenden Peripherie und der Gesang spornt mit peitschenden Kommandos die Instrumentalistenfraktion zu soldatischen Höchstleistungen an. In gleicher Weise schlagkräftig kommen auch die solistischen Exkurse daher: klassisch, inspiriert und doch eigensinnig. Melodiösität und Brachialität geben sich gekonnt abwechselnd die Klinke in die Hand. Die Aufnahme ist alles in allem bestechend klar, druckvoll, nicht zu stark komprimiert und sorgt gerade deshalb für uneingeschränkten Hörgenuss. Völlig egal, ob man 'Nothing Defeats The Skull', 'Graveyard Vandalization', 'Brainwasher C. 1655', 'Fiends In The Mountain, Ghouls In The Valley', 'Spyborg', 'Beware The Thrash Brigade', 'Sewers Of Doom (Dethroning The Tyrant Pt.1)', 'Darkness Never Ending (Dethroning The Tyrant Pt.2)' oder 'Revolution Of Underground Legions (Dethroning The Tyrant Pt.3)' – um alle auf dem Album zu findenden Titel einmal beim Namen zu nennen; jeder einzelne verdient’s nämlich definitiv – anschmeisst, jede verdammte Nummer ballert, was das Zeug hält! Man könnte das Album sogar über den Shuffle-Modus rezipieren, da jede Sekunde einfach süchtig macht – wie Chinese Fast Food oder… pures Crack! Und obgleich das Konzept der Band eher auf Ironisierung von Klischees abzielt und man textlich die Mannschaft nicht allzu ernst nehmen sollte, sollten sich Genre-Mitstreiter langsam warm anziehen und die Kampfansage, die RUMPELSTILTKIN GRINDER in die Welt hinaus shoutet, ernst nehmen – und zwar todernst.
- Redakteur:
- Markus Sievers