RUNNING WILD - Shadowmaker
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2012
Mehr über Running Wild
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Steamhammer / SPV
- Release:
- 20.04.2012
- Piece Of The Action
- Riding On The Tide
- I Am Who I Am
- Black Shadow
- Locomotive
- Me + The Boys
- Shadowmaker
- Sailing Fire
- Into The Black
- Dracula
Auch wenn kein Überflieger kommt, ist es einfach schön, den Rock'n'Rolf zurück zu haben.
Eine wirklich große und wichtige Band erkennt man nicht zuletzt daran, dass sie loyale Fans und gehässige Spötter gleichermaßen anzieht wie das Licht die Motten. Geht man nach dieser Weisheit, dann gehört Rock'n'Rolf definitiv zu den größten deutschen Metalmusikern dieser Tage, denn wenige Scheiben begegneten in den letzten Jahren so viel Vorfreude und so viel Skepsis, so viel treuer Ergebenheit und so viel ungläubigem Abwinken wie Rolfs Rücktritt vom vor einigen Jahren erklärten Rücktritt. Selten habe ich so einen Ansturm aufs Promomaterial erlebt, wie im Falle der neuen RUNNING WILD.
Ja, wie ist sie denn nun geworden ist, die "Shadowmaker"? Nun, ohne lange um den heißen Brei herum zu reden, will ich das Ergebnis der Besprechung an dieser Stelle schon einmal vorwegnehmen: Wie die meisten Kritiker und Spötter schon seit Monaten zu wissen glaubten, ist dieses Comeback natürlich keine triumphale Rückkehr zu den Zeiten von "Gates To Purgatory" oder auch nur zu jenen von "Pile Of Skulls". Andererseits ist es aber auch kein aufgewärmtes "Victory Pt. 4". Wenn man Rolf eines glauben kann und muss, dann ist es die oft angezweifelte Aussage, dass er den Spaß an RUNNING WILD wieder gefunden hat. Denn ganz egal, was man insgesamt von Sound und Kompositionen auf "Shadowmaker" halten mag, die Scheibe klingt nicht verkrampft und nicht nach lästiger Pflichterfüllung, sondern sie klingt über weite Strecken spontan, locker und gut gelaunt.
Dazu lässt Rolf auch ganz offen Assoziationen zu seinen hardrockigen Vorbildern erkennen, wenn etwa der rhythmische Opener 'Piece Of The Action' eine ganz offensichtliche Billy-Idol-Schlagseite aufweist, ein dynamisch groovendes 'Locomotive' deutlich den Geist von THIN LIZZY atmet oder das leider ziemlich alberne 'Me & The Boys' eine plakative Stadion-Rock-Adaption zwischen BONFIRE, TWISTED SISTER und KISS aufzieht. Dass man den Urheber dieser Scheibe trotzdem zu jeder Sekunde erkennen kann, das ist natürlich der unverkennbaren Stimme Kaspareks, seinem markanten Gitarrenstil und den immer wieder auftauchenden keltisch-seemännischen Leadmelodien geschuldet.
So finden sich mit 'Riding On The Tide' oder 'Sailing Fire' natürlich auch die obligatorischen Metal-Shanties, die Rolf und seine Truppe berühmt gemacht haben. Diese klingen auch nicht irgendwie schlechter als das Material der letzten drei Alben. Eher einen Tick besser, weil eben frischer und unbekümmerter. Klar, der Schlagzeugsound ist noch immer recht digital, die Drumpatterns sind wenig spektakulär, und alles flutscht recht glatt durch die Boxen. Dafür ist das sterile Gebretter von "Victory" und "The Brotherhood" ebenso ausgebessert wie die schwachbrüstigen Gitarren bei "Rogues En Vogue". Auf der Schattenseite sorgen die ziemlich präsenten Backing Chöre in den meisten Refrains für eine leicht penetrante Eingängigkeit, die ein wenig über das Ziel hinaus schießt. Dafür versöhnen rifforientierte, flotte Stücke wie der Titelsong und der schleppende Rocker 'Into The Black' mit ein wenig mehr bodenständigem Drive. Zum Schluss sorgt auch 'Dracula' noch für eine hochgezogene Augenbraue, denn mit dem Gruselepos wagt sich Rolf auch mal recht gelungen an etwas, was er in der Form noch nicht gemacht hat.
Was bleibt, das ist ein solides RUNNING WILD-Album, das sicher kein Klassiker im Katalog der Band werden wird, das aber auch weit davon entfernt ist, ein Rohrkrepierer zu sein. Lieb gewonnene, gewohnte Klänge verbinden sich mit einigen frischen, rockenden Elementen zu einer gefälligen Mischung, die zwar hier und da ein wenig kitschig wirkt, dafür aber an anderen Stellen auch wunderbar unterhalten kann. Für mich ist es letztlich einfach schön zu hören, dass der gute Rolf wieder rockt und klampft und singt. Denn er ist und bleibt ein Original, und es wäre schade, wenn er stumm bliebe.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle