RUSH - Snakes & Arrows
Mehr über Rush
- Genre:
- Progressive Rock
- Label:
- Atlantic Records/Warner
- Release:
- 27.04.2007
- Far Cry
- Armor And Sword
- Workin' Them Angels
- The Largest Bowl
- Spindrift
- The Main Monkey Business
- The Way The Wind Blows
- Hope
- Faithless
- Bravest Face
- Good News First
- Malignant Narcissism
- We Hold On
Ja, auch Halbgötter müssen ab und zu einmal Kritik einstecken, das haben die kandischen Prog-Giganten von RUSH bei ihrem letzten Album "Vapor Trails" noch schmerzlich erfahren müssen. Zu lustlos und verkracht schien den eingefleischten Fans die Platte des nunmehr seit über drei Dekaden aktiven Trios - und dennoch fraßen sie den Männern auf der anschließenden Tour, die die Band endlich auch wieder in hiesige Breitengrade führte, bedingungslos aus der Hand.
Dennoch war die Angst groß, RUSH würden nach dem lediglich guten "Test For Echo" und besagtem letzten Werk nicht mehr die Kurve bekommen, ziemlich groß, letztendlich - so stellt sich nun heraus - aber gottlob völlig unbegründet. Mit ihrer aktuellen Platte "Snakes & Arrows" strafen Lee, Lifeson und Peart alle Skeptiker nämlich auf elegenateste Weise Lügen und liefern ein Album ab, das ganz in der Tradition solcher Klassiker wie "Presto" und dem deutlich unterschätzten Meisterstück "Counterparts" liegt.
Direkt die erste Single, gleichzeitig auch der Album-Opener, 'Far Cry' zeigt die Band von ihrer Zuckerseite. Wunderbare Gitarren, eine markante Hookline, dazu Lees einzigartiger Gesang und schon ist eines der beste Stücke komponiert, das RUSH in Jahren veröffentlicht haben. Toller Einstieg. Völlig souverän setzt die Band ihren neuerlichen Siegeszug schließlich fort: Das getragene 'Armor And Sword' berauscht Ohren und Sinne, 'Workin' Them Angels' klingt wie eine modernere Interpretation eines alten 70s-Bandklassikers, 'Spindrift' und die Instrumental-Demonstration 'The Main Monkey Business' überragen mit herrlichem Spannungsaufbau, und in Stücken wie 'The Way The Wind Blows' und 'Good News First' sind es wieder mal die unvergleichlich schönen Melodien, die einen nachhaltig begeistern.
Ähnlich wie "Vapor Trails" ist "Snakes & Arrows" ein recht gitarrenlastiges Album, jedoch in seiner Art viel harmonischer und ausgeglichener. Die modernen Versatzstücke sind arg begrenzt und tauchen nur dann auf, wenn Lifeson nach einigen ruhigen Momenten Akzente setzen muss, wie etwa im starken 'Faithless' oder im brillanten 'Malignant Narcissism'. Stattdessen befinden sich auf "Snakes & Arrows" wieder sehr viele Zitate aus den güldenen Achtzigern, direkt entführt aus der Glanzzeit dieser Band - nur eben zeitgemäß und, das ist schließlich auch ein wichtiger Punkt, absolut glaubwürdig dargeboten. Der Vorwurf also, RUSH würden lediglich den sicheren Weg gehen, um ihre Fans nicht zu verprellen, kann man der Dreierbande keineswege machen - schließlich muss man solch brillantes Songmaterial ja auch erst mal komponieren. Und dass die Kanadier nach wie vor in der Lage sind, anspruchsvolle Prog-Rock-Hymnen mit langfristiger Wirkung und perfekten Hooks zu schreiben, das hat die Band auf "Snakes & Arrows" mehr als eindrucksvoll bewiesen.
Vergessen ist damit auch der kleine Ausrutscher namens "Vapor Trails", vergessen der Schnellschuss, der einst nicht wirklich akzeptiert wurde. RUSH sind anno 2007 zurück mit einem ihrer größten Meisterwerke und der Gewissheit, dass die kreative Ader ihrer Genies keine Grenzen kennt. Dieses Album nicht umgehend zu ordern hieße, Rockmusik im Allgemeinen nicht zu mögen. Mehr Worte braucht es wohl nicht, um eine der besten Scheiben des neuen Jahrtausends zu umschreiben.
Anspieltipps: Far Cry, Workin' Them Angels, Spindrift, Faithless, Bravest Face
- Redakteur:
- Björn Backes