RUSH - Time Stand Still
Mehr über Rush
- Genre:
- Dokumentation
- Label:
- Universal Music
- Release:
- 18.11.2016
- Documentary
- Live At The Rabbit Hole
Ein Abschiedsgeschenk
"Time Stand Still" ist nicht nur eine Dokumentation, sondern der endgültige(?) Abschied einer der größten und wichtigsten Bands auf diesem Planeten und zudem eine Liebeserklärung an die fantastischen und fanatischen Fans von RUSH. Dass Geddy Lee, Alex Lifeson und Neil Peart zudem unglaublich sympathische und immer noch bodenständige Menschen sind, hatte schon die Doku "Beyond The Lighted Stage" aus dem Jahr 2010 bewiesen und wird hier nur noch einmal manifestiert.
Wenn andere Bands das Ende ihrer Tourkarriere ankündigen, kann man in der Regel davon ausgehen, dass noch drei bis zwölf Welttourneen kommen, bevor tatsächlich Schluss ist. Bei RUSH habe ich keinerlei Zweifel, dass keine Tour mehr kommen wird. Abgesehen von Alex Lifesons Arthritis ist es vor allem Schlagwerker Neil Peart, der sich schlicht nicht mehr in der Lage sieht, weitere Tourneen physisch durchzustehen und dabei die Qualität abzuliefern, die er von sich selbst erwartet. Wenn in der Dokumentation beschrieben wird, wie Neil auch unter größten Schmerzen spielt (z.B. dank einer Pilzinfektion an den Füßen, die ihn kaum noch gehen/stehen ließ) und ihr Manager sagt, dass er wahrscheinilch auch angeschossen einen Gig noch zu Ende bringen würde, bekommt man eine Vorstellung davon, welchen Willen und Härte sich selbst gegenüber Neil an den Tag legt. Hier kann man nur endlos Respekt zollen.
Doch "Time Stand Still" konzentriert sich gar nicht zu sehr auf die Band, sondern richtet einen mindestens genauso großen Fokus auf die Fans. Da gibt es eine große Gruppe, die regelmäßig eine "RUSHcon" veranstaltet und wo die größten Fans und Nerds Memorabilia zusammentragen, tauschen, verkaufen, versteigern, in erster Linie sich aber einfach nur treffen und zusammen die Band feiern. Da ist der Argentinier, der der Band immer hinterher reist und dabei - wie er selbst sagt - jedes Mal seine Zukunft aufs Spiel setzt. Da ist der Schotte, der nach einem schweren Unfall nie laufen können sollte und dem 'Everyday Glory' so viel Kraft gegeben hat, dass er in die schwere Zeit überstanden hat und heute nur noch einen Gehstock braucht. Zu den Fans gehören aber auch große Teile der Crew, die das Wort "Familie" durchaus verdient hat. Viele von ihnen sind Jahre, manche Jahrzehnte mit der Band unterwegs. Sei es der Manager oder der Busfahrer und ihre Anekdoten boosten die Sympathiewerte des Trios noch einmal ganz massiv.
Um so länger die Dokumentation über den Bildschirm flimmert, um so mehr ergreift mich dann auch eine tiefe Traurigkeit. Die Gewissheit (oder zumindest extrem hohe Wahrscheinlichkeit) RUSH nie wieder live zu sehen. Wenn das letzte Konzert zu Ende geht, fließen tatsächlich nicht nur Tränen vor und hinter der Bühne (nicht aber auf ihr), sondern auch vor dem TV-Gerät.
Ich kann nur jedem Fan von RUSH empfehlen, "Time Stands Still" anzusehen. Als Bonus gibt es dann neben der knapp 100-minütigen Doku noch einen 70-minütigen Konzertausschnitt "Live From The Rabbithole" zu sehen, der mit der typischen Energie und Perfektion besticht. Danke RUSH für 40 Jahre fantastische Musik live und auf Konserve!
- Redakteur:
- Peter Kubaschk